Massive Vorwürfe gegen Kita-Kette Globegarden

«Die Stadt Zug muss nicht speziell aktiv werden»

Die Luzerner Regierung will die Qualität bei der familienergänzenden Kinderbetreuung verbessern. (Bild: KiBiZ)

Offenbar herrschen in den Kitas von Globegarden schlechte Bedingungen. Das Unternehmen ist auch im Kanton Zug präsent. Eine verstärkte Aufsicht ist derzeit nicht geplant. Doch eine Politikerin nimmt die öffentliche Hand in die Pflicht.

«Die Firma.» So titelte die «Republik» diese Woche. Der Artikel handelt von skandalösen Zuständen beim grössten Schweizer Kita-Anbieter Globegarden. Ehemalige Mitarbeiterinnen packen aus und sprechen von schlechten Arbeitsbedingungen, Personalmangel und ungesundem Essen. Die Betreiberinnen von Globegarden – das Unternehmen wird von der «Republik» als «McDonalds der Kitas» bezeichnet – nehmen zu den Vorwürfen keine Stellung.

Der Onlineartikel hat viel Staub aufgewirbelt. Auf Twitter wird nach der schockierenden Recherche über den Zustand von Kinderkrippen diskutiert. Unisono wird befürwortet, dass Kitas eine hohe Bedeutung haben, wenn es darum geht, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Der Bund fördert dies mit finanziellen Zuwendungen. Globegarden hat in zehn Jahren 6,9 Millionen Franken Subventionen erhalten.

Geld, welches möglicherweise auch in den Kanton Zug geflossen ist. Globegarden betreibt dort fünf Kitas: drei in der Stadt Zug, eine in Cham und eine in Rotkreuz.

Zürcher Behörden werden aktiv

Ganze 27 Kitas hat Globegarden in der Stadt Zürich. Und dort werden als Reaktion auf den «Republik»-Artikel die Behörden aktiv, wie eine Mediensprecherin des Sozialdepartements auf Anfrage des «Tages-Anzeigers» sagt.

«Die Aufsicht findet in regelmässigen Abständen statt und ein enger Kontakt mit den Kita-Leitungen wird angestrebt.»

Dieter Müller, Stadt Zug

In der Stadt Zug hingegen ist dies derzeit kein Thema. «Was die Situation der Globegarden-Standorte in der Stadt betrifft, können wir das Ausmass der Vorwürfe in dieser Dimension nicht bestätigen», sagt Sprecher Dieter Müller zu zentralplus. Die Stadt Zug führe in den Kitas regelmässige Kontrollen durch, angemeldet und bei Bedarf auch unangemeldet.

Laut Gesetz müsste eine Kita mindestens alle zwei Jahre kontrolliert werden. Teilweise passiere dies häufiger, erklärt Müller. Aber: «Die Stadt Zug muss aufgrund des Artikels nicht speziell aktiv werden, die Aufsicht findet in regelmässigen Abständen statt und ein enger Kontakt mit den Kita-Leitungen wird angestrebt.»

Vonseiten der Stadt wird Globegarden übrigens nicht subventioniert. Seit diesem Jahr werden Kinderbetreuungsgutscheine an Eltern abgegeben, welche in anerkannten Kitas eingelöst werden können. Anerkannt wird, wer die Lohn- und Anstellungsempfehlungen des Verbands kibesuisse einhält. «Da Globegarden bisher kein Anerkennungsgesuch eingereicht hat, sind uns deren Lohn- und Anstellungsbedingungen nicht bekannt», sagt Müller.

FDPlerin fordert staatliches Engagement

«Globegarden ist ein Paradebeispiel für die strukturellen Probleme in der Branche», sagt Karen Umbach. Die FDP-Politikerin ist Vorstandsmitglied von kibesuisse und Präsidentin der Kinderbetreuung Zug (KiBiZ). «Eine gute Kinderbetreuung kostet viel Geld», sagt sie. Insofern zeigt sie sich über die Zustände nicht sonderlich überrascht und setzt hinter die Philosophie, Kitas als profitorientierte Organisationen zu führen, Fragezeichen. 

Karen Umbach sieht bei der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie viel Nachholbedarf. (Bild: Instagram)

Dass in Zuger Kitas solche Zustände herrschen würden, glaubt sie aber nicht. «In der Stadt Zug sind wir in einer guten Situation», so Umbach. Hier unterstütze die öffentliche Hand die Kitas stark und verlange von Kitas, dass sie die Lohn- und Anstellungsbedingungen von kibesuisse einhalten. «Das Einhalten von Lohn- und Anstellungsbedingungen ist auch ein Qualitätsmerkmal», sagt sie. Ganz wichtig sei diesbezüglich die Aufsicht. Umbach glaubt, dass diese in Zürich vernachlässigt worden sei. «Die Aufsicht an die Eltern zu delegieren ist unmöglich. Diese haben keine Chance», sagt sie.

Der Ausweg aus der strukturellen Krise der Branche liegt für die FDP-Politikerin auf der Hand. «Der Staat muss eine grössere Rolle einnehmen.» Dass der freie Markt die Probleme löse, sei illusorisch, da die Notwendigkeit einer umfassenden Aufsicht klar gegeben sei. Und das Engagement lasse sich auch rechtfertigen. «Wenn es sich für Frauen nicht lohnt zu arbeiten, ist der volkswirtschaftliche Verlust viel grösser», erklärt Umbach. 

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