Das bringt Zugreisende auf die Palme

Die sieben grössten Ärgernisse am Bahnhof Luzern

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

zentralplus hat sich bei Luzerner Pendlern und Zugreisenden umgehört und die sieben grössten Ärgernisse in und um den Bahnhof Luzern gefunden. Auch wenn man bei den SBB von einigen Optimierungen in den letzten Jahren spricht, scheinen viele Reisende diese – zumindest bis anhin – noch nicht bemerkt zu haben.

Die Schweizer sind Weltmeister im Bahnfahren. Gut 50 Mal steigen Herr und Frau Schweizer jedes Jahr in den Zug und legen dabei mehr als 2000 Kilometer zurück. Und die Zahl der Zugreisenden steigt weiter.

Doch diese erfreuliche Entwicklung täuscht nicht darüber hinweg, dass der zunehmende Personenverkehr auch Schattenseiten hat und mitunter zu unangenehmen Situationen führen kann. Überlastete Infrastrukturen und Dichtestress sind nur zwei Aspekte, die immer wieder angesprochen werden, wenn es um die Entwicklungen im Schweizer Schienenverkehr geht. Auch im und um den Bahnhof Luzern.

Im Folgenden finden Sie sieben Ärgernisse, die Sie wahrscheinlich kennen, wenn Sie regelmässig im und um den Bahnhof Luzern unterwegs sind.

1. Gleis 2

Mancher kann davon wohl ein Lied singen: Man ist eh schon knapp dran und stellt erschrocken fest, dass der Zug, welchen man in letzter Sekunde noch erreichen muss, auf dem kurzen Gleis 2 fährt. Ein Sprint von gut 150 Metern ist unumgänglich.

Das Problem ist auch bei den SBB bekannt. «Es fahren nur wenige Züge auf dem Gleis 2», sagt Mediensprecher Daniele Pellacchi. Dies würde das Problem etwas entschärfen. Seit letztem Jahr habe die Anzeige «Gleis 2» zudem eine Distanzanzeige, um die (auswärtigen) Reisenden auf die Entfernung hinzuweisen. Allerdings konnten wir diesen Hinweis bei einem Augenschein vor Ort nirgends finden. Schade. Weitere Massnahmen sind derzeit nicht geplant.

Wo ist die Distanzanzeige? Wir haben sie jedenfalls nicht gefunden.

Wo ist die Distanzanzeige? Wir haben sie jedenfalls nicht gefunden.

(Bild: bic)

2. Menschenmassen vor dem Kiosk

«Wo wollen wir uns treffen?» «Vor dem Kiosk natürlich, wo sonst?» Diese Konversation hat wohl jeder Luzerner Zugfahrer schon mal geführt. Es ist in Luzern fast selbstverständlich, dass man sich für eine gemeinsame Zugfahrt vor dem Kiosk vor Gleisen verabredet. Eigentlich nichts Schlechtes.

Doch nervig wird es, wenn sich mehrere grosse Reisegruppen gleichzeitig vor dem Kiosk treffen und mit ihren Koffern, Rucksäcken und Sportgeräten den Durchgang vor den Gleisköpfen blockieren. Zudem gehört es anscheinend zum guten Stil, den ersten Bierkarton oder die erste Sektflasche gleich schon mal vor dem Kiosk zu öffnen, um dann gemütlich minutenlang im Durchgang zu stehen und miteinander anzustossen.

Ob Schulklassen oder Seniorengruppen auf Ausflügen, Polterabende, Fussballfans oder Jugendliche, die den Platz vor dem Kiosk nutzen, um schon mal tüchtig vorzuglühen: Alle tragen in gleichem Stil zur nervigen Situation für Zugreisende bei. Die Situation rund um den Kiosk im Kopfbereich des Bahnhofs ist denn auch das mit Abstand meistgenannte Ärgernis am Bahnhof Luzern.

Auch bei den SBB betrachtet man die Situation als unbefriedigend, wie Mediensprecher Daniele Pellacchi erklärt: «Die Situation vor dem Kiosk kann aber leider kaum entschärft werden, da viele Kundinnen und Kunden es sich einfach gewohnt sind, dort zu warten oder sich zu treffen.»

Die SBB sind jedoch versucht, dem Umstand Abhilfe zu verschaffen. So wurde im Untergeschoss unterhalb der Rolltreppe ein Treffpunkt signalisiert. Ob dies etwas bringen wird, bleibt abzuwarten.

Ob der neue Sammelpunkt dabei hilft, die Leute vom Kiosk wegzubringen?

Ob der neue Sammelpunkt dabei hilft, die Leute vom Kiosk wegzubringen?

(Bild: bic)

3. Die Studenten- und Touristengruppen

Nicht wenige ärgern sich hie und da über die Studenten der PH und der Uni Luzern. Diese sind meist in Gruppen unterwegs und schleichen gemütlich über den Platz vor den Gleisköpfen.

Vor allem über Mittag blockieren sie, zu fünft nebeneinander hergehend, laut kichernd oder debattierend und dabei auf die Bildschirme ihrer Smartphones anstatt auf den Weg schauend, den Durchgang vor den Perrons. Wer gegen den Strom läuft, kommt nur langsam voran.

Zu den Studenten kommen die riesigen Touristengruppen, die ihren Guides hinterherlaufen und die Perrons verstopfen. Vor allem stehen sie bei den Gleisen im hinteren Bereich des Bahnhofs. Dort verkehren die Züge nach Engelberg und Interlaken. Die Touristen stehen dann oft vor oder im Durchgang vom Bahnhof zur Universität.

Die SBB haben bisher keine Rückmeldungen zu diesem Punkt erhalten, wie sie auf Anfrage sagen. «Eine solche Einschätzung ist uns noch nie zu Ohren gekommen, denn auf dieser Seite des Bahnhofes haben wir genügend Platz. Aus diesem Grund wurde auch der InfoPoint dort platziert», so Sprecher Daniele Pellacchi. Verbesserungen sind in naher Zukunft wohl also nicht zu erwarten.

4. K(l)eine Uhr in der Unterführung

Auch die Unterführung von der Zentralstrasse zum Bahnhof müssen wir rüffeln. Während Jahren zeigten hier Digitaluhren auf die Sekunde genau die Zeit an. Sehr praktisch. Doch seit die Unterführung renoviert wurde, fehlen Uhren plötzlich. Zumindest haben einige Zugreisende diesen Eindruck.

«Wir haben vor kurzem wieder Uhren installiert», reagiert SBB-Sprecher Pellacchi auf den Vorwurf. Dass man als Reisender lange Zeit ohne Uhr auskommen musste, bestreiten die SBB indes nicht. Chronometer waren während Monaten tatsächlich keine vorhanden. Handlungsbedarf erkennen die SBB aufgrund der erst neulich installierten Uhren folglich nicht.

Wie kann es sein, dass verschiedene Leute nach wie vor glauben, dass es in der Unterführung keine Uhren gibt? Vielleicht liegt es daran, dass die zwei Uhren ziemlich klein und nicht so montiert sind, dass sie einem gleich ins Auge springen würden (siehe Bild).

Wo ist die kleine Uhr? Die Leute vor den Billettautomaten haben sie im Rücken. Ebenso die Leute, die von den Gleisen 2 und 3 kommen.

Wo ist die kleine Uhr? Die Leute vor den Billettautomaten haben sie im Rücken. Ebenso die Leute, die von den Gleisen 2 und 3 kommen.

(Bild: bic)

Hat man die Uhren einmal übersehen, kommt erst nach zirka 40 Metern die nächste. Diese befindet sich allerdings nicht in der Unterführung selbst, sondern auf dem Perron zwischen den Gleisen 8 und 9. Man muss also die Treppen hinaufschauen, um sie zu sehen. Nicht unbedingt sehr praktisch. 

5. Fehlende Sitzgelegenheiten

Im Bahnhof Luzern gibt es nur wenig Sitzgelegenheiten. Mühsam, wenn man einmal etwas länger auf den Zug warten muss, monieren einige befragte Zugreisende. 

Über den Vorwurf der fehlenden Sitzgelegenheiten zeigt man sich bei den SBB erstaunt: «Seit 2016 haben wir eine Aufenthaltszone im UG mit vielen Sitzplätzen», so Sprecher Daniele Pellacchi. Zudem habe man 2015 auf den Perrons viele neue Sitze installiert. «Das macht insgesamt rund 40 Sitzplätze», lassen sich die SBB zitieren.

Doch die Sitzgelegenheiten im Untergeschoss scheinen – zumindest vorübergehend – wieder verschwunden zu sein. Jedenfalls waren sie bei einem Augenschein anfangs Januar nicht ausfindig zu machen (siehe Bild).

Wo sind die neuen Sitzgelegenheiten hin? Im UG des Bahnhofes herrscht am 3. Januar 2017 gähnende Leere.

Wo sind die neuen Sitzgelegenheiten hin? Im UG des Bahnhofes herrscht am 3. Januar 2017 gähnende Leere.

(Bild: bic)

6. Die Pfütze vor dem Zebrastreifen

Was für ein Start in den Arbeitstag. Man steht früh morgens im strömenden Regen beim Zebrastreifen zwischen Torbogen und Bahnhof. Der Strassenbelag wird hier dermassen beansprucht, dass sich tiefe Spurrillen gebildet haben. Der Abfluss am Strassenrand kann, wenn es etwas stärker regnet, zudem nicht genug Wasser aufnehmen. Jetzt muss nur noch ein Bus vorbeifahren und schon hat man den Rest des Tages nasse Füsse. Geht man in die Ferien und hat einen Rollkoffer dabei, muss man diesen unter Umständen mühsam über die Pfütze tragen (siehe Video).

Wie vorbeifahrende Busse die Pendler (fast) vollspritzen, sehen Sie im Video:

Stefan Lang vom Strasseninspektorat der Stadt Luzern erklärt, man sei sich sehr wohl bewusst, das Strassenabläufe und Wasserrinnen regelmässig gereinigt werden müssen. «Zudem können besondere Umstände zu Verstopfungen der Anlage führen.»

Insgesamt sei die gesamte Strassenentwässerung rund um den Bahnhofplatz Luzern in einem guten und funktionstüchtigen Zustand. «Durch die regelmässigen Unterhaltsarbeiten wird die Entwässerung jeweils auf Funktion und Zustand überprüft», sagt Lang. 

Ein weiterer Umstand, der bei starken Regenfällen zu Wasserlachen am Luzerner Bahnhofsplatz führen kann, sind die tiefen Spurrillen. Der gesamte Bahnhofsplatz befindet sich im Eigentum der Stadt Luzern.

7. Die ständig besetzten Veloständer

Ein Dauerbrenner sind die Veloparkplätze rund um den Bahnhof. Viele Zugreisende nerven sich immer wieder aufs Neue, wie sich zeigt. «Es ist schon erstaunlich, wie viele Velos hier auch über Nacht abgestellt bleiben, dort verrosten und den Pendlern den Platz wegnehmen», sagt ein genervter Pendler.

Immerhin: In diesem Jahr werden in einem ersten Schritt im Tunnel bei der Velostation 450 zusätzliche Parkplätze realisiert (zentralplus berichtete). Vielleicht helfen ja auch die neuen doppelstöckigen Veloständer, welche die Stadt letzten Herbst getestet hat und allenfalls fix installieren möchte (zentralplus berichtete).

Hinweis: In einer ersten Version wurde Stefan Lang vom Strasseninspektorat unkorrekt zitiert. Der Artikel wurde nachträglich angepasst.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Marolifel
    Marolifel, 09.01.2018, 10:56 Uhr

    Gleis 2, Distanzanzeige: Normalerweise beginnt ein Perron in Luzern im Sektor A, nicht erst im Sektor C!

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  • Profilfoto von S
    S, 09.01.2018, 09:30 Uhr

    Genau, Nr. 1 ist mit Abstand der Frohburg-Lift und das jahrealte Gipfeli auf dem Gitter über dem Kopf. Schon fast legendär!

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  • Profilfoto von Cho
    Cho, 08.01.2018, 13:25 Uhr

    Mein Ärgerniss Nr. 1 ist der Lift von der Frohburg her in die Unterführung runter. Stinkend und ultralangsam! Da wäre eine Modernisierung dringend angezeigt!

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    • Profilfoto von gdm
      gdm, 08.01.2018, 15:21 Uhr

      Kann ich nur bestätigen: Lift stinkt oft nach Urin, wenn man einen Blick nach oben wirft sieht man ein Gitter mit einer Lampe drin, auf dem Gitter befindet sich Abfall wie leere Zigarettenpackungen, verranztes Gipfeli und sonstiger Dreck. Während der Fahrt hat man immer das Gefühl dass der Lift plötzlich steckenbleibt. Der Lift beim Frohburgsteg auf der Citybay/Rösslimatt Seite sieht etwas gleich desolat aus. In regelmässigen Abständen ist er auch nicht mehr in Betrieb da die Türen oder sonstiges defekt ist (sieht nach Vandalismus aus). Es wundert mich sowieso dass an diesen Punkten keine Überwachungskameras installiert sind oder wenigstens die Bahnpolizei mehr Präsenz markieren würde.

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