Personalnot bei der Dargebotenen Hand Zentralschweiz

«Die Menschen vereinsamen mehr und mehr»

Die Dargebotene Hand hat alle Hände voll zu tun. (Bild: wia)

13’000 Hilferufe gingen im vergangenen Jahr bei der Dargebotenen Hand Zentralschweiz ein. So viele wie noch nie. Man laufe personaltechnisch «auf dem Zahnfleisch», gibt der Geschäftsführer des «143» unumwunden zu. Deshalb sucht die Organisation nun aktiv nach freiwilligen Mitarbeitern.

Angefangen hatte alles im Jahre 1959 mit einem Vikar, der das Telefon für die Dargebotene Hand Zentralschweiz am Tag betreute. Heute arbeiten 47 freiwillige Telefonberaterinnen und -berater rund um die Uhr und 7 Tage die Woche fürs Telefon 143 Zentralschweiz.

Und die braucht es, wie Klaus Rütschi, der Geschäftsführer der Dargebotenen Hand Zentralschweiz bestätigt. Mehr denn je sogar. Im letzten Juni verzeichnete man beispielsweise eine Zunahme von über 11 Prozent bei den Chatgesprächen im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Zahl der Anrufe würde konstant zunehmen, so Rütschi. Im letzten Jahr um 9,2 Prozent.

Mehr Selbstverwirklichung, weniger soziale Kontakte

Fragt sich, wieso offenbar immer mehr Menschen Hilfe suchen. «Ich glaube, dass die Gesellschaft mehr und mehr vereinsamt. Verschiedene Punkte, wie etwa Familie und Freundeskreis, werden nicht mehr gleich gepflegt wie früher», sagt Rütschi. Eher wolle man sich selbst verwirklichen, habe Druck im Job und kein Netz mehr. «Das fehlt. Und da merken wir, dass wir gewissermassen zum Lückenbüsser werden», sagt er.

Info-Veranstaltung für Interessierte

Am Donnerstag, 17.  Oktober 2019, findet um 19.30 Uhr im Waldstätterhof an der Zentralstrasse 4 in Luzern eine Infoveranstaltung für Menschen statt, die interessiert sind an einer freiwilligen Mitarbeit. Detailinfos findet man hier, per Telefon (041 210 76 75) oder mittels [email protected].

So sehr, dass man das Angebot ausgebaut hat. Nun fehlt es jedoch an Freiwilligen, die diesen wichtigen Job des Zuhörens übernehmen. Eine Arbeit, die es in sich hat. «Es ist nichts Angenehmes, beim 143 zu arbeiten. Situationen können auch mal heftig sein. Denn häufig hat man es mit schweren Schicksalen zu tun. Ausserdem arbeitet man regelmässig am Wochenende und in der Nacht», sagt Rütschi und fährt fort: «Trotzdem kommen die Leute und arbeiten hier. Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiter.»

Rund 13’500-mal klingelte bei der 143-Geschäftsstelle in der Zentralschweiz 2018 das Telefon. Knapp 50 Prozent der Hilfesuchenden waren zwischen 40 und 65 Jahre alt. Fast 80 Prozent der Hilfesuchenden waren Frauen.

Fundierte Ausbildung zum Zuhörer

«Man braucht etwa ein Grundwissen von Psychologie und Psychopathologie, um einzuschätzen, wenn jemand beispielsweise schizophren ist und wie man darauf reagieren muss, wenn man am Telefon angeschrien wird», so Rütschi.

Acht bis neun Monate dauert die Ausbildung, sie umfasst 200 Stunden in Theorie und Praxis. Die Kosten übernimmt die Dargebotene Hand. In der Ausbildung werden Themen wie etwa Suizid, Verlust und Trauma besprochen. Ausserdem wird das bewusste Zuhören am Telefon geübt. Und: «Die Auszubildenden lernen viel über sich selbst», erklärt Klaus Rütschi.

Denn ohne Selbstreflexion sei eine solche Arbeit nicht möglich. Die Grundvoraussetzung für diese Ausbildung ist, dass man «Menschen mag», so der Geschäftsführer.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Dörflinger André
    Dörflinger André, 08.10.2019, 14:10 Uhr

    Hören Sie mal: Der Fall ist doch ganz klar: Sie betreiben Symptonpolitik, weil Ursachenbehebung schwierig: Bis vor wenigen Jahrzehnten lebten auch die Westler in Sipppengemeinschaft, danach aber entstand seit der eva-lutiven E-mann-zipationsbewegung ab den 1968ern schon in den oberen Grund-Schulen Konkurrenzdenken > Egoismus in Reinkultur: Rangeln der Männer auch auf dem Heirats-markt, heiratet vorzeigbare, immer kopflastiger werdende »Frau› (8 % mehr Uni-Studentinnen) sozial nur nach oben, entzieht sich ihrer natürlichen Rolle als Gebärerin und wundert sich, dass sie dann im Alter vereinsamt ist. Die einmalige, unsägliche Ueberalterung setzt dieser zivilisatorischen Verwerfung dann noch die Krone auf: So nehmen die Freitode immer mehr zu, wen wunderts? ausser den Naivlingen > den Kopf-in-den-Sand-Steckenden-Gutmenschen, die die echte Wirklichkeit stets ausblenden, so, wie die christischen Amtskirchen die missliebigen Evangelienverse !

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