Im Mai erhält Menzingen ein Asylzentrum. Die Asylsuchenden werden auf dem Gubel untergebracht, zu Fuss dauert der Weg zum nächsten Einkaufsgeschäft gut 40 Minuten. zentral+ findet: Frische Luft tut gut und stellt hier exklusiv den Wanderguide für künftige Gubelbewohner vor.
Ab kommendem Mai werden während dreier Jahre Asylsuchende in den militärischen Truppenunterkünften auf dem Gubel untergebracht. Weil die Anlage oberirdisch ist, werden insbesondere Familien und Frauen dort wohnen. Da es sich um ein sogenanntes Wartezentrum handelt, bleiben die Asylsuchenden voraussichtlich nur vier bis acht Wochen auf dem Gubel.
Was gibt es da zu tun? Das nächste Dorf ist Menzingen, zu Fuss gelangt man in gut dreissig Minuten von der Militäranlage dorthin, der Rückweg dauert wegen der Steigung zehn Minuten länger. Einen Bus auf den Gubel gibt es nicht. Will also ein Asylbewerber im Dorf seine drei Franken Tagessackgeld ausgeben, muss er wandern.
Damit Sie, geschätzte Asylsuchende, den Weg nicht nur finden, sondern auch wissen, wo Sie ihr Tagessackgeld sinnvoll ausgeben können, stellt zentral+ hier den Asylbewerber-Wanderweg nach Menzingen vor.
Etappe Nummer 1 – Mit Aussicht bis zur Kirche (20 Minuten)
Der direkteste Weg, von der Brämenhöchi, wo die Militärunterkunft steht, hinunter ins Dorf, verläuft entlang der mäandernden Asphaltstrasse hinunter aufs Plateau, mitten durch die Moränenlandschaft, noch einmal runter ins Tälchen und rauf ins Dorf.
Bloss, wo bleibt denn da der Spassfaktor? Deshalb nehmen Sie lieber die folgende Route: Die Wanderung beginnt beim Asylzentrum auf der Brämenhöchi, also direkt vor Ihrer Haustüre. Versichern Sie sich, dass Sie alles Wichtige gepackt haben. Ist Ihr Schuhwerk geeignet für eine zweistündige Wanderung? Haben Sie Ihre drei Franken Taschengeld bei sich? Wenn Sonne: Ist die Nase eingecremt? Dann kann’s losgehen. Beim Wegweiser (siehe Bild) nehmen Sie nicht den direkten Weg nach Menzingen. Sie nehmen den Weg links in Angriff, direkt der Aussicht entgegen. Kaum sind Sie am Tannenwäldchen vorbei, eröffnet sich Ihnen bei gutem Wetter ein Panorama aufs Zuger Flachland, den Zugerberg, die Rigi und einen Zipfel des Pilatus.
Der Weg bis zum Kloster dauert etwa zwanzig Minuten, sind Sie mit Kindern unterwegs auch mal länger. Es lohnt sich, nach saftigen Gräsern und Blumen Ausschau zu halten. Pflücken sie diese. Sie werden später benötigt. Auf dem Weg Richtung Hügelnase gibt es mehrere Gelegenheiten, ein Päuschen einzulegen. Links und rechts befinden sich Bänke, die zum Verweilen einladen. Sind Sie Raucher? Dann überlegen Sie sich gut, ob Sie sich eine Zigarette anzünden wollen. Bekanntlich erhalten Sie täglich ein Taschengeld von drei Franken. Sparen Sie drei Tage lang, können Sie sich eine Packung kaufen. Sie können sich also sechs bis sieben Zigaretten täglich gönnen, falls Sie Ihr Geld für nichts anderes verwenden wollen.
Zwei Gubelkrapfen an einem Tag
Weiter geht’s mit guter Aussicht, das Kloster und Restaurant Gubel sind bereits zum Greifen nah. Die erste Etappe ist geschafft. Falls Sie tüchtig Gräser gesammelt haben, kommen diese hier zur Anwendung. Die Ziegen, die auf dem Bauernhof Gubel wohnen, freuen sich über Grünzeug. Auch Katzen und Hasen sind hier anzutreffen – ein wahrhaftiger Streichelzoo.
Auch einkaufen kann man hier. Im Hofladen gibt es Kartoffeln, Äpfel, Eier, Honig, Würste und Käse zu kaufen. Und klopft man an der roten Pforte des Klosters, erhält man auf Anfrage und für je 1.50 Franken pro Stück hausgemachte Gubelkrapfen. Falls Sie nun Ihre verfügbaren 3 Franken bereits verpulvert haben, ist es nicht nötig, Etappe 2, Menzingen – Gubel, in Angriff zu nehmen. Sie können denselben Weg wieder zurück gehen.
Brauchen Sie jedoch noch etwas aus dem Coop, sollten Sie sich sputen. Ihre Unterkunft ist nur bis 17 Uhr geöffnet, berechnen Sie genügend Zeit für Ihren Einkaufsbummel ein, denn ins Dorf und wieder zurück dürfen Sie, Einkauf eingerechnet, gut und gerne zwei Stunden rechnen. Falls Sie Kontakt zu Einheimischen aufnehmen wollen, keine Angst! Die fürchten sich noch mehr vor Ihnen als Sie sich vor ihnen. (zentral+ berichtete)
Etappe Nummer 2 – Die Durststrecke (ca. 40 Minuten)
Ein langes Werweisen, ob Restaurantstopp oder nicht, lohnt sich für Sie allerdings nicht. Für drei Franken bekommen Sie hier nicht einmal einen Espresso. Also lieber gleich weitergehen. Der Wegweiser zeigt, wo durch.
Sie wählen die Strasse herunter in die Ebene und folgen dieser. Richtig sind Sie, wenn die Geschichte am Rande des Wegs mit Jesus› Begräbnis beginnt, denn Sie begehen den Kreuzweg rückwärts. Bei der Kreuzung wo der Bolzli-Hof steht, nehmen Sie die zweite Strasse von links.
Nun folgt die Durststrecke der Wanderung. Bis nach Menzingen geht alles der Nase nach, geradeaus übers Hochplateau. Hübsch ist die Gegend ja irgendwie schon, doch eigentlich wünschen Sie sich etwas Zivilisation. Gehen Sie nicht zu schnell. Sind Sie sich bewusst, dass Sie noch den Rückweg auf sich nehmen müssen.
Nun, auf der langen Geraden haben Sie Zeit, sich Gedanken zu machen, was Sie mit ihrem Taschengeld alles anstellen könnten. Eine Packung Haribo Goldbären würde sich empfehlen, um den Blutzuckerspiegel wieder ins Lot zu bringen. Vor dem letzten Abstecher ins Tal ist ihr Etappenziel sichtbar.
Empfehlenswert ist es, Ihren Durst nach der fast stündigen Wanderung, beim Dorfbrunnen an der Kirchgasse zu löschen. Es wäre schliesslich eine Verschwendung, im Coop ihrem Durst zu verfallen und all ihr Geld für eine Flasche Wasser zu verprassen.
Etappe Nummer 3 – Die letzte für heute (ca. 40 Minuten)
Haben Sie Ihre Einkäufe getätigt, gilt es die Wanderschuhe wieder anzuschnallen, denn der Rückweg dürfte mit seinen Steigungen etwas anstrengender werden. Um etwas Abwechslung in den Weg zu bringen, gehen Sie beim Schulhaus links und nehmen die Gubelstrasse, und nicht wie vorhin die Bumbachstrasse. Den Weg in Richtung Gubel können Sie nicht verfehlen, an allen Abzweigungen hängen Wegweiser.
Wie schon Ihr Hinweg ist auch diese Strasse auf dem Hochplateau schnurgerade. Verzweifeln Sie nicht, bei jeder Wanderung muss hie und da auf die Zähne gebissen werden. Stimmen Sie lieber ein fröhliches Lied an, um die Zeit zu vertreiben. Nach zirka 25 Minuten gelangen Sie zum Schurtannenhof, Ihr Zuhause ist schon fast sichtbar, beim Hof lotst Sie ein fröhlich gelbes Schild mit der Aufschrift «Militärgelände» in die richtige Richtung. Und nun gilt es Anlauf zu nehmen, um den letzten «Hoger», die letzten scharfen Kurven zu erklimmen.
Nun haben Sie sich eine grosse Pause verdient. Gönnen Sie sich einen Gummibären oder eine Zigarette. Lassen Sie die Seele baumeln. Und hoffen Sie darauf, dass Ihnen nicht doch noch etwas einfällt, das sie vergessen haben einzukaufen. Sonst wieder zurück zu Etappe Nr. 1.
Was lässt sich rund ums zukünftige Wartezentrum sonst noch unternehmen? Nutzen Sie die Kommentarfunktion und teilen Sie uns Ihre Meinung mit!