FC Luzern

«Der künftige FCL-Präsident kann auch aus Bern kommen»

FCL-Holding-Präsident Marco Sieber (Bild: asc)

Marco Sieber, Verwaltungsratspräsident der Löwen Sport und Event AG, hat genaue Vorstellungen, was der neue Präsident des FC Luzern mitbringen soll. Wir trafen den 54-jährigen Investor zum Gespräch über Führungsstil, Herzblut und Bayern München.

zentral+: Marco Sieber, wie geht es Ihnen?

Marco Sieber: Gut. Es ist hektisch heute.

zentral+: Aufgrund Ihres Engagements beim FCL?

Sieber: Genau. Mein Handy surrt andauernd. Der Ansturm ist gross, nachdem bekannt geworden ist, dass Mike Hauser den FC Luzern als Präsident verlassen wird.

zentral+: In der «Neuen Luzerner Zeitung» war zu lesen, dass Hauser noch ein Jahr im Amt bleibt und erst auf die Saison 2014/2015 abgelöst wird. Macht das Sinn?

Sieber: Wir wollen uns Zeit lassen beim Engagement eines neuen Präsidenten. Es ist nun wichtig, dass wir eine Lösung finden, die langfristig stimmt.

zentral+: Muss der neue Präsident ein Luzerner sein?

Sieber (überlegt): Ein Innerschweizer wäre natürlich schön. Aber wenn er die Qualitäten mitbringt, kann er auch aus Bern oder Genf kommen. Einzig ein Ausländer kommt für mich eher nicht in Frage.

zentral+: Warum nicht?

Sieber: Der neue Präsident soll sich zu hundert Prozent mit dem Klub identifizieren und einen Bezug zu Luzern haben.

«Es kann nicht sein, dass wir einmal ganz oben mitspielen und eine Saison später wieder gegen den Abstieg kämpfen.»

zentral+: Und Erfahrung mitbringen?

Sieber: Er muss gute Führungsqualitäten und Knowhow mitbringen. Dass heisst aber nicht, dass wir einen jungen Präsidenten ausschliessen. Wir haben in unserer Firma Siga gerade einen 35-jährigen CEO eingestellt. Wenn er seine Qualitäten hat, spielt das Alter keine Rolle. Unser Sportchef Alex Frei ist ein gutes Beispiel dafür. Frei ist jung und macht bislang einen guten Job.

zentral+: Wird der verhinderte Abstieg nicht zu sehr auf  die Engagements von Alex Frei und Carlos Bernegger abgewälzt?

Sieber: Nein. Sie sind genau die Personen, die wir in unserer heiklen Situation benötigt haben. Frei und Bernegger sind mit einem unglaublichen Engagement bei der Sache. Ich habe Bernegger neulich beobachtet, wie er sich selbst während einer 2:0-Führung über einen Fehlpass geärgert hat. Genau dieses Feuer hat uns gefehlt. Und genau so einen Präsidenten wünsche ich mir für die Zukunft. Er soll morgens nach dem Aufstehen die Gedanken beim FC Luzern haben. Wir brauchen einen Mann mit viel Herzblut, keinen Überstrahler.

zentral+:  Was meinen Sie mit Überstrahler?

Sieber: Jemand, der hierarchisch von oben herab alles unter Kontrolle haben will.

zentral+: Nennen Sie uns doch ein Beispiel.

Sieber: Christian Constantin. Er wäre nichts für den FCL. Es ist sein Geld, das er in den FC Sion reinsteckt. Somit ist es auch sein Recht, den Verein so zu führen. Aber in Luzern käme das nicht gut.

zentral+: Das Thema FCL und Challenge League ist vom Tisch. Wie heisst das neue Ziel?

Sieber: Der FCL soll konstanter werden. Es kann nicht sein, dass wir einmal ganz oben mitspielen und eine Saison später wieder gegen den Abstieg kämpfen. Schauen Sie sich mal Bayern München an. Die gewinnen sogar die Auswärtsspiele 3:0, auch wenn sie längst Meister geworden sind. Das würde ich sehr gerne auch beim FC Luzern sehen.

zentral+: Sich mit Bayern München  zu vergleichen, hört sich sehr ambitioniert an.

Sieber: Es geht um den Grundsatz, wie ein Verein funktioniert. Das meinte ich.

zentral+: Welcher Schweizer Verein dient als Vorbild?

Sieber: Ich denke, der FC Basel macht einen sehr guten Job. Nicht nur, weil sie mehr Geld zur Verfügung haben. In diesem Verein um Bernhard Heusler stimmt derzeit sehr vieles.

zentral+: Sie führen mit Ihrem Bruder seit 1982 den Industriebetrieb Siga in Ruswil. Mit grossem Erfolg. Was ist ihr Rezept?

Sieber: Es ist fundamental, dass die Leute bereit sind, sich zu verbessern. Ein Mitarbeiter muss kritikfähig sein und sich immer wieder frisch ausrichten. In unserer Firma legen wir alle zwei Wochen einen Tag ein, an welchem sich alle 330 Mitarbeitende Zeit nehmen, die Prozesse und Arbeitsabläufe zu verbessern. Ausser dem Kundendienst steht an diesem Tag alles still bei uns.

zentral+: Das können Sie sich leisten?

Sieber: Ja. Es lohnt sich sehr. Danach arbeiten die Leute viel effizienter.

zentral+: Man kennt Sie in der Region als engagierten Unternehmer. Was tun Sie in Ihrer Freizeit?

Sieber: Ich mag den Sport generell. Das Joggen insbesondere, früher auch das Windsurfen. Und die Familie ist mir sehr wichtig. Mit ihr verbringe ich viel Zeit. Es macht Spass, mit meinen zwei Töchtern zu debattieren (lacht). Sie sind achtzehn und zwanzig. Noch bin ich Ihnen meistens rhetorisch überlegen. Aber sie fordern mich.

zentral+:  Wer hat im FCL-Verwaltungsrat das Sagen?

Sieber: Wir sind fünf Verwaltungsräte. Wir treffen alle Entscheide gemeinsam.

zentral+: Auch wenn nicht alle über das gleiche Fussballwissen verfügen?

Sieber: Es müssen nicht alle Fussballkenner sein im Verwaltungsrat. Der Verwaltungsrat muss die Richtung angeben und die richtigen Leute einstellen. Dort liegen unsere Kernkompetenzen.

 

GV des FC Luzern

Am 4. Juni um 19.30 Uhr findet in der swissporarena die Generalversammlung des FC Luzern statt. Dabei wird Präsident Mike Hauser bekanntgeben, dass er nur noch ein Jahr im Amt bleibt. Laut Investor Marco Sieber, der 10 Prozent an der Holdinggesellschaft Löwen Sport und Event AG beteiligt ist, will sich der Klub Zeit lassen bei der Suche eines Nachfolgers. Der FC Luzern will künftig einen Präsidenten im Hauptamt.

 

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