War das ESAF so nachhaltig wie geplant?

Depotflaschen im Altglas, dafür kamen viele mit dem Velo

90 Prozent der Besucher kamen per ÖV oder Langsamverkehr ans ESAF. (Bild: zvg / Montage: ewy)

Das nachhaltigste «Eidgenössische» aller Zeiten, nichts Geringeres als das haben sich die Zuger vorgenommen. Nachhaltigkeitschef Andreas Lustenberger sagt, wie das funktioniert hat.

Das OK des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (ESAF) Zug wollte zum ersten klimaneutralen ESAF der Geschichte werden. Dazu speckte man beispielsweise den Festführer ab, um 18 Tonnen Papier einzusparen und plant, das Sägemehl zu recyclen (zentralplus berichtete).

Welche Bilanz ziehen die Verantwortlichen zwei Tage nach dem Ende des Grossanlasses mit 420’000 Besuchern?

Viele radelten ans ESAF

Nachhaltigkeitschef und Kantonsrat Andreas Lustenberger (ALG) sagt, es sei alles sehr gut gelaufen während des Festes.

80 Prozent der Gäste sollten mit öffentlichem Verkehr, zu Fuss oder per Velo anreisen. Dieses Ziel des OK mutete für viele etwas optimistisch an. Die Erwartung wurde aber sogar übertroffen. Nur gerade 10 Prozent aller Besucher reisten mit dem Auto an. Die Parkplätze seien nur etwa zur Hälfte gefüllt gewesen, sagt Lustenberger.

«Es sind auch auffallend viele Leute mit dem Fahrrad gekommen», so der Kantonsrat. «Die sind zwar manchmal etwas näher ans Gelände rangefahren als von uns gedacht. Wir sahen dabei aber keinen Handlungsbedarf, da die Fahrräder keine Wege blockierten.»

Zahlreiche Depotflaschen im Altglas

Neu war auch, dass für Bierflaschen ein Pfand fällig wurde. Vor dem Fest wurde oft darüber gesprochen. Grund dafür war, dass es noch nie Depot bei einem «Eidgenössischen» gegeben hat. «Das Pfand auf die Glasflaschen hat nicht gross zu Unverständnis geführt», weiss Lustenberger nach dem Wochenende zu berichten.

«Je später es wurde, desto schlechter funktionierte die Abfalltrennung.» 

Andreas Lustenberger, Nachhaltigskeitschef ESAF

Der Nachhaltigkeitsverantwortliche war in erster Linie davon überrascht, wie viele Depotflaschen im normalen Altglas gelandet sind. «Müsste ich schätzen, würde ich sagen, das waren rund ein Viertel aller Depotflaschen.» Der Rest ist aber zurückgekommen – und 50 bis 60 Prozent der Leute hätten ihr Depot für die Nachhaltigkeit gespendet, so Lustenberger. Dieses Geld dient dazu, die CO2-Bilanz des Festes zu kompensieren.

Luft nach oben bei den Foodständen

Die Betreiber der Food-Stände wollte man dafür sensibilisieren, nicht zu viel Abfall zu produzieren. Das hat man zwar einerseits gespürt, weil beispielsweise Besteck einzeln herausgegeben und das Essen vermehrt in einer Papiertüte statt auf dem Plastikteller serviert wurde. Es waren aber immer noch Plastik und Einwegbecher im Spiel. «Da gibt es sicher noch Luft nach oben», meint Lustenberger.

Abfall gab es einigen am Eidgenössischen. (Bild: swiss-image.ch/Photo Remy Steinegger)

Die Abfalltrennung habe sauber funktioniert. «Tagsüber trennten die Besucher jedenfalls einwandfrei», so der Nachhaltigkeitschef. «Je später es wurde, desto schlechter funktionierte es», ergänzt er. Vor allem bei der Alusammlung hatte es oft noch anderen Abfall mit drin.

Sensibilisierte Besucher

Das Volk schien aber bereits nachhaltig zu denken. Denn selbst wenn die Pet-Sammelstellen voll waren, wurden die Rivella- und Colaflaschen schlicht daneben hingelegt – und nicht in den Abfall oder zum Glas geworfen.

«In Sachen Nachhaltigkeit ist es gut für das ESAF, dass es so zentral gelegen war.»

Andreas Lustenberger, Nachhaltigkeitchef ESAF

«Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten», so Lustenberger. Ausserdem glaubt er, Leute sensibilisiert zu haben, die sich sonst weniger mit dem Thema auseinandersetzen. Man habe auch entsprechende Lautsprecherdurchsagen in der Arena gemacht, um das voranzutreiben.

«In Sachen Nachhaltigkeit ist es gut für das ESAF, dass es so zentral gelegen war», sagt Lustenberger. Es sei dadurch möglich, bestehende Infrastrukturen zu nutzen. Ausserdem sei es für die Besucher einfacher gewesen, mit den ÖV anzureisen.

Anfragen zur Wiederverwertung von Material

Das OK wurde von verschiedenen Seiten angefragt, ob man einige Dinge wiederverwerten könne. Unter anderem für Leuchtwesten oder für die Schwingerhosen-Verkleidungen der grossen Pflanzensäcke. Bei letzteren muss das OK nun sogar eine Lösung finden, um sie fair zu verteilen.

ESAF-Stabstellenleiter Nachhaltigkeit Andreas Lustenberger (links) und seine Stellvertreter Stéphanie Vuichard und Silvan Durscher. (Bild: ESAF Zug)

Die Arena und Festzelte stehen zu lassen und noch für einen anderen Zweck zu nutzen, das erscheint eigentlich auch sinnvoll. Das OK hat diesbezüglich sogar mehrere Anfragen erhalten, musste aber ablehnen.

Zum einen war mit dem Landbesitzer abgemacht, dass ihm das Land so schnell wie möglich wieder zur Verfügung steht. Zum anderen sei die Belastung für die Anwohner mit dem Aufbau der Arena und dem Festwochenende bereits genug hoch gewesen, so Lustenberger.

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