Zug: Eine Zwangsversteigerung am Rosenberg?

Das «Schnäppchen» mit unverbaubarer Seesicht

Die Wohnung befindet sich in diesem Mehrfamilienhaus an der Rötelstrasse.

 

(Bild: mbe.)

Versteigerungen des Betreibungsamtes sind selten in Zug. Am 17. August kommt eine 6-Zimmer-Wohnung an der Rötelstrasse unter den Hammer. Ihr Schätzwert beträgt 1,79 Millionen Franken. Doch vielleicht kommt es gar nicht dazu.

Der Rosenberg ist eine noble Adresse in Zug. Es ist ruhig hier oben, die Strassen sind eng, die Autos gross. Direkt unterhalb des Restaurants Röthelberg, an der Rötelstrasse 10a, befindet sich die Wohnung, deren Zwangsversteigerung amtlich publiziert wurde. Es gab zwei Besichtigungen für Interessierte.

Das Mehrfamilienhaus gehört verschiedenen Stockwerkeigentümern. Es stammt zwar aus den 1960er-Jahren, ist aber im Schuss. Und kürzlich waren die Handwerker am Werk. Man geniesst von hier oben eine einmalige – und unverbaubare – Seesicht, wurde an der Besichtigung betont.

Versteigerung abgesagt

Die Grundstücksteigerung ist vom Betreibungsamt Zug abgesagt worden. Der Schuldner hat offenbar doch noch bezahlt. Die Versteigerung hätte am 17. August im Restaurant Guggital stattfinden sollen. Die Stadt Zug hat eine entsprechende Mitteilung auf ihrer Homepage publiziert.

Die Wohnfläche beträgt satte 148 Quadratmeter, dazu kommt die Terrasse mit Pergola mit weiteren 41 Quadratmetern. Die Räume sind lichtdurchflutet und hell. Ein Cheminée darf nicht fehlen. Direkt unter der Wohnung befindet sich die Tiefgarage des Mehrfamilienhauses, die über eine Treppe von der Wohnung aus erreichbar ist, gleich zwei Garageneinstellplätze stehen zur Verfügung.

Der gepflegte Hauseingang der Privat-Liegenschaft, welche auch Sitz von unzähligen Firmen ist.

Der gepflegte Hauseingang der Privatliegenschaft, welche auch Sitz von unzähligen Firmen ist.

(Bild: mbe.)

Eine Familienangelegenheit

Laut der betreibungsamtlichen Schätzung ist die Wohnung 1,79 Millionen Franken wert.

Der Mieter der Wohnung ist Walter L., Besitzerin ist die Zuger Firma Mapa Invest GmbH. Sie ist laut Ausschreibung im Amtsblatt auch die Schuldnerin im Betreibungsverfahren. Geschäftszweck der Firma ist «Erwerb, Haltung, Veräusserung, Verwaltung und Finanzierung von Beteiligungen, Wertschriften, Kapitalanlagen, Investitionsgütern sowie Immaterialgüterrechten wie Patenten, Know-how und Lizenzen». Zudem kann sich die Firma an anderen Unternehmen jeder Art beteiligen sowie Liegenschaften erwerben und belasten.

Wohnsitz in den Philippinen

Die beiden Söhne des Mieters sind als Gesellschaft der Firma im Handelsregister eingetragen. Der eine Sohn betreibt ein Treuhandbüro in Zug.

Wir wollten Walter L. kontaktieren. Doch der 80-Jährige weilt auf den Philippinen, wo er auch seinen Wohnsitz hat. Er ist ebenfalls Patron des Hotels Cresta in Klosters. Zusammen mit einem Geschäftspartner erwarb L. in den 1990er-Jahren das Hotel neben dem Bahnhof und investierte über drei Millionen Franken, um «es auf eine solide finanzielle Basis» zu stellen, schrieb die Lokalzeitung der Bündner Ortschaft 2015.

In den nächsten Tagen werde der Patron zurück in die Schweiz kommen, heisst es im Hotel auf Anfrage. Eine Auskunftsperson, die mit der Immobiliensache in Zug vertraut ist, sagte gegenüber zentralplus, die Versteigerung in Zug werde wahrscheinlich abgeblasen. «In den nächsten Tagen werden die Gläubiger ihr Geld erhalten.» Es gehe «bloss» um 250’000 Franken.

Idyllische Aussicht durch das Fenster des Treppenhauses.

Die Aussicht durch das Fenster des Treppenhauses.

(Bild: mbe.)

Viele «Briefkastenfirmen» an dieser Adresse

Eigentlich erstaunlich, dass es überhaupt zur Versteigerung kommt. Denn Geld würde man hier schon vermuten: Die Adresse Rötelstrasse 10a in Zug ist seit 40 Jahren der Sitz diverser Firmen. Walter L. ist oder war im Verwaltungsrat von nicht weniger als 25 verschiedenen Unternehmen, entnimmt man einer aktuellen Liste im Netz.

Zur Versteigerung der Liegenschaft kommt es, weil Grundpfandrechte auf der Immobilie eingetragen sind (zur Sicherung von Forderungen). Einer der Gläubiger will nun sein Geld.

«Zwangsversteigerungen sind noch extrem selten in Zug», sagt Daniel Brügger vom Betreibungsamt Zug auf Anfrage von zentralplus. «Die letzten drei Jahre hatten wir keine.» Wenn die Hypothekarzinsen einmal steigen sollten, rechne man mit mehr Fällen. Die Zwangs-Versteigerung im Restaurant Guggital finde ziemlich sicher statt, erklärt Brügger. Falls der ausstehende Betrag nicht doch vorher bezahlt wird.

Die vielen Verwaltungsratsmandate des Wohnungsmieters.

Die vielen Verwaltungsratsmandate des Wohnungsmieters.

(Bild: Screenshot)

 

Die Aussicht auf Zug.

Vom Rosenberg sieht man auf den See, aber auch auf die Stadt hinunter.

(Bild: mbe.)

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