Während die Velofahrer andernorts einen schweren Stand haben, nimmt man sie an der Zuger Industriestrasse äusserst ernst. So ernst, dass sie für den gleichen Abzweiger gar zwei Ampeln erhalten. Eine Tatsache, die für Unverständnis sorgt.
Nutzlose Geldverschwendung?
Darum stehen im Göbli zwei Veloampeln an einer Abzweigung
- Gesellschaft
«Und der Preis für nutzlose Geldverschwendung im Strassenbau geht an die Ecke Industriestrasse, Grienbachstrasse», ärgert sich ein Zuger auf Facebook. «Man hat es tatsächlich geschafft, vor und nach einem Fussgängerstreifen eine eigens geschaltete Ampel für Fahrräder zu bauen», wundert er sich. «Als würde ein Radfahrer an einer Ampel und dann gleich 2 Meter weiter vorne bei noch einer Ampel auf ein grünes Licht warten.»
Der Beitrag, der mit einem passenden Foto versehen ist, wird rege diskutiert. Doch worum gehts hier genau? Um eine Situation, die seit Kurzem an der Kreuzung Industriestrasse/Grienbachstrasse anzutreffen ist.
Göbli: Veloampeln vor und nach dem Fussgängerstreifen
Fährt man mit dem Fahrrad der Industriestrasse entlang in Richtung Norden, zeigt sich vor dem Abzweiger in die Grienbachstrasse ein ungewohntes Bild. Nicht, weil neben der üblichen Ampel eine eigene für Fahrräder steht, sondern, weil drei Meter weiter vorne und damit vor dem Fussgängerstreifen eine weitere Veloampel steht. Und diese zeigt nicht immer dasselbe an wie Erstere. Wie kommt das?
Während einige der Facebook-User vermuten, dass es sich nur um eine temporäre Installation handelt, halten andere die zwei Veloampeln im Göbli für blanken Unsinn. Wieder andere finden, dass Ampeln für Velofahrer sowieso keinen Sinn machen würden, da die ja sowieso nicht anhalten.

Eine Strecke, auf der es fast (noch) keine Velos gibt
Beim Augenschein vor Ort fällt auf, wie wenig Fahrräder tatsächlich über diese Strasse fahren. Zumal praktisch niemand hier in Richtung Norden und damit in Richtung Tangente fährt. Und wer in Richtung Osten will, schlängelt sich durch die Schleichwege in den Quartieren. Was jedoch auffällt: Tatsächlich zeigen die beiden Fahrradampeln nicht immer dasselbe an.
«Solche Systeme mit indirektem Abbiegen für Velofahrende sind derzeit noch etwas gewöhnungsbedürftig.»
Lukas Fischer, Verkehrsexperte
Lukas Fischer, Geschäftsleiter der Metron Verkehrsplanung AG, bringt Licht ins Dunkel: «Es handelt sich um ein System zum indirekten Ein- und Abbiegen für Velofahrende.» Velos würden die Fahrbahn mit den Fussgängerinnen parallel zum Streifen queren, um sich dann vor dem Fussgängerstreifen auf der Strasse aufstellen und auf der Fahrbahn weiterzufahren.
«Solche Systeme mit indirektem Abbiegen für Velofahrende sind derzeit noch etwas gewöhnungsbedürftig, werden in den Städten aber immer häufiger realisiert, was auch deren Verständlichkeit und Akzeptanz fördert.»

Eine Veloampel für die, die via Fussgängerstreifen kommen
Der Zuger Baudirektor Florian Weber äussert sich dazu wie folgt: «Die Veloverkehrsströme und damit auch die Veloampeln sind vor und nach der Fussgängerquerung verkehrstechnisch getrennt, da diese unterschiedliche Verkehrsbeziehungen regeln müssen.» Tatsächlich ist es erlaubt, auf der westlichen Seite der Industriestrasse mit dem Velo zu fahren, um die Kreuzung via Fussgängerstreifen zu queren.
Weber löst denn auch gleich das Rätsel um die unterschiedlichen Anzeigen bei den Verkehrslichtern: «Durch die verkehrstechnisch getrennten Ampeln ist es möglich, dass die Ampel nach dem Fussgängerstreifen etwas früher grün bekommt als die Ampel vor dem Fussgängerstreifen oder gar das Grün behält, währenddem die Ampel vor dem Fussgängerstreifen rot zeigt.»
Mobility Hub dürfte den Langsamverkehr stärken
Es ist fraglich, wie oft die Veloampel nahe der Abzweigung von den Fahrradfahrern tatsächlich benötigt wird und ob nicht doch eine Verkehrslösung möglich gewesen wäre, welche ein zweites Rotlicht obsolet gemacht hätte.
Zu bedenken gilt es allerdings, dass neben der Kreuzung aktuell im Rahmen des Technologie Cluster ein «Mobility Hub» entsteht, der sich mitunter auf den Verleih von E-Scootern und E-Bikes spezialisiert (zentralplus berichtete). Es ist demnach zu vermuten, dass im Gebiet Göbli der Langsamverkehr in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird.

- Augenschein vor Ort
- Gespräch mit Lukas Fischer, Geschäftsleitung Metron Verkehrsplanung AG
- Gespräch mit Florian Weber, Baudirektor Zug
hmm … nur ist sein ca 2 Jahren Richtung Westen ein Fahrverbot zwischen Industrie und Zugerstrasse für Velos/Mofas montiert. Man sieht es auf dem Bild im Artikel «Blick auf die Industriestrasse in Richtung Norden», es ist genau in der Mitte des Bildes, und es fährt sogar gerade ein Velo ins Fahrverbot rein. Wie soll man also diese neue Signalstation nutzen wie der rote Pfeil anzeigt, wenn man Ost-West gar nicht fahren dürfte wegen dem Velo Fahrverbot?
Oder ist das Fahrrad Fahrverbot evt gar nicht offiziell und wurde von den Besitzern des Göbli Zentrum gemacht für deren Privaten teil?!? 😉
Ich fahre seit 15 Jahren da durch und nun bin ich für mich unverständlich plötzlich in einem Fahrverbot.
Dieses Theater um Velofahrer wird immer absurder. Was wohl mit der autofeindlichen Politik der grossen links-grünen Städte zusammenhängt, die aufs ganze Land überschwappt. Tatsache ist, dass im Winterhalbjahr nur sehr wenige Velos unterwegs sind. Und auch in den übrigen Monaten ist der Veloverkehr immer noch sehr überschaubar. Bin übrigens selber Velo- (ganzjährig) und Autofahrer.