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Rund 200’000 Anrufe erreichten die Dargebotene Hand schweizweit im vergangenen Jahr. Nun reagiert das Sorgentelefon auf die steigende Nachfrage junger Menschen. Der Zentralschweizer Regionalleiter erklärt, wieso das nicht so einfach ist.
Die Dargebotene Hand erweitert ihr digitales Angebot, um noch besser auf die Bedürfnisse junger Menschen einzugehen. Wie die Organisation zum Tag des Zuhörens mitteilt, stamme fast die Hälfte der Onlinekontakte von Menschen unter 40 Jahren. Um diesem Trend gerecht zu werden, verstärkt 143 seine Onlinepräsenz und setzt auf zusätzliche Schulungen sowie mehr Beratungskapazitäten.
Ein erster Schritt war die Schaffung zwei neuer 20-Prozent-Stellen für Psychologinnen in der Zentralschweiz, die seit November 2024 für die Qualitätssicherung und die Auswertung von Anfragen zuständig sind. «Wenn wir genaue Statistiken vorliegen haben, können wir unser Angebot den Bedürfnissen anpassen», erklärt Klaus Rütschi, Geschäftsleiter der Dargebotenen Hand Zentralschweiz.
143 prüft digitale Plattform
Parallel dazu hat das Sorgentelefon die interne Ausbildung für Freiwillige deutlich ausgeweitet. Neben dem regulären, fast einjährigen Kurs mit 200 Lektionen gibt es jetzt für freiwillige Mitarbeiter eine vertiefte Schulung für die schriftliche Onlineberatung. «Der schriftliche Ausdruck ist entscheidend, um Missverständnissen vorzubeugen. Deshalb sind zwei zusätzliche Ausbildungswochenenden und 40 bis 60 weitere Lektionen erforderlich», so Rütschi. Zudem untersucht die Dargebotene Hand mit der Fachhochschule Nordwestschweiz Olten die Onlineberatung bezüglich Nutzerverhalten, Einsatz von Chatbots, Ethik und mehr. Die Ergebnisse dazu erwartet das Sorgentelefon Ende März.
Die Organisation plant weitere Veränderungen in der technischen Infrastruktur. 143 ist dabei, eine neue digitale Plattform zu prüfen. Doch IT-Umstellungen seien komplex und teuer, betont Rütschi. Bis Ende dieses Jahres soll es diesbezüglich jedoch Neuigkeiten geben.
Bereits umgesetzt wurde eine verbesserte Schichtplanung für die Freiwilligen, die sich nun flexibler für ihre Beratungseinsätze eintragen können. 2024 hat sich die Zahl der Chatschichten verdoppelt. Allerdings fehlt es an ausreichend ausgebildeten Freiwilligen. Deswegen wird die Dargebotene Hand in diesem Jahr einen neuen Ausbildungskurs durchführen, um mehr Beraterinnen und Berater zu gewinnen.
Du brauchst selbst Hilfe – oder willst anderen helfen?
Wähle die Nummer 143 der Dargebotenen Hand, wenn es dir nicht gut geht oder du dir Sorgen um jemand anderen machst. Kostenlos und rund um die Uhr. Die Chatberatung ist jeden Tag von 10 bis 22 Uhr für dich da.
Englischsprechende finden Hilfe über die englische Hotline der Dargebotenen Hand: Anrufe sind zwischen 18 und 23 Uhr unter der Telefonnummer 0800 143 000 möglich.
Wer sich für die Arbeit als freiwillige Mitarbeiterin bei der Dargebotenen Hand interessiert, kann sich über die Website von 143.ch informieren.
Psychische Gesundheit in herausfordernden Zeiten
Wie die Dargebotene Hand Zentralschweiz mitteilt, würden viele Menschen in Zeiten globaler Unsicherheit nach einem sicheren Raum suchen, um ihre Ängste zu teilen.
Das Sorgentelefon erreichten 74’736 Gespräche zum Thema psychische Gesundheit, was rund ein Viertel aller Kontakte ausmachte. Weitere häufige Themen (in absteigender Häufigkeit) waren Alltagsbewältigung (21 Prozent), Einsamkeit (10 Prozent), Beziehungen, körperliche Gesundheit, Familie, Suizidalität, Arbeit und Ausbildung, Sucht, Existenzprobleme, Gewalt, Sexualität sowie Verlust und Trauer.
Ein wichtiger Bereich der Arbeit der Dargebotenen Hand bleibt die Suizidprävention. Online wird das Thema Suizid viermal häufiger angesprochen als telefonisch. Dies unterstreicht laut Klaus Rütschi die wachsende Bedeutung des digitalen Angebots.
Spezifisches Angebot für Expats
Seit Januar 2023 bietet die Dargebotene Hand mit «Heart2heart» in der Zentralschweiz auch Gespräche in englischer Sprache an (zentralplus berichtete). Vergangenes Jahr konnte die Dargebotene Hand mit dem Angebot rund 1248 Hilfesuchende unterstützen, im Vorjahr waren es 1064.
Bei der Dargebotenen Hand Zentralschweiz arbeiten rund 64 Freiwillige. In der ganzen Schweiz sind es 700. Die Mitarbeiter werden in Theorie und Praxis intensiv in 200 Lektionen auf ihre anspruchsvolle Arbeit am Telefon vorbereitet.
Die Arbeit von 143 wird ausschliesslich durch Spenden finanziert. Das Sorgentelefon erhält keine Beiträge der öffentlichen Hand und finanziert sich mit je einem Drittel aus privaten Spenden, aus Stiftungen und Beiträgen der Landeskirchen.
- Medienmitteilung der Dargebotenen Hand Zentralschweiz
- Schriftlicher Austausch mit Klaus Rütschi, Geschäftsleiter der Dargebotenen Hand Zentralschweiz