Warum der Kanton vorne mit dabei ist

Coronasituation: Kanton Zug gehört zu den Schweizer Musterschülern

Auch wenn Bundesrat Berset und Gesundheitsdirektor Pfister nicht immer einer Meinung sind: Zug ist in macherlei Hinsicht in der Pandemiebekämfung vorbildlich. (Bild: uus)

Die Kantone sind in der aktuellen Coronalage stark gefordert. Dem Kanton Zug scheint es besonders gut zu gelingen, das Coronavirus im Zaum zu halten. Dabei dürfte neben guter Organisation auch etwas Glück wichtig sein.

Kommt sie oder kommt sie nicht? Die Befürchtung einer dritten Coronawelle prägt die aktuelle Pandemielage. Obwohl die Infektionszahlen über die Ostertage in der Schweiz bisher tief blieben, warnt das BAG, dass die Infektionen wieder in die Höhe schnellen könnten.

Das Credo für die Kantone lautet: testen und impfen. Heute startete auch in Zug die Abgabe von Antigen-Schnelltests. Die Apotheken sind gut vorbereitet (zentralplus berichtete). Nicht zum ersten Mal scheint man im Kanton auf den richtigen Punkt hin parat: Schon Mitte März hat Zug sofort ein Angebot für Reihentests in Firmen lanciert, bei denen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko herrscht. Dies nur kurz nachdem der Bund Mitte März eine Ausweitung der Teststrategie angekündigt hatte (zentralplus berichtete).

Mit den angeordneten Spucktests an Schulen hat der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister (CVP) zwar auch Kritik eingesteckt, nimmt dort aber gemeinsam mit anderen Kantonen seit Februar ebenfalls eine Pionierrolle ein (zentralplus berichtete).

Auch beim Impfen ganz vorne dabei

Auch beim Impffortschritt liegt der Kanton vorne: Mit einer Impfrate von rund 7,9 Prozent an zweifach geimpften Personen liegt Zug im vorderen Drittel der Kantone (Schweizer Schnitt 7,0 Prozent). Das entspricht etwas mehr als 10'000 Zugern, die beide zur Impfung nötigen Piks erhalten haben (Stand 7. April). Seit Mittwoch dürfen sich auch Personen ab 16 Jahren impfen lassen, die an einer chronischen Erkrankung mit besonderer Gefährdung leiden (zentralplus berichtete).

Mit Kantonsarzt Rudolf Hauri stellt der Kanton Zug schliesslich den Präsidenten der Schweizer Kantonsärzte. Zu seinen Errungenschaften gehört auch das Ampelsystem, das verschiedene Kantone als internes «Massnahmenbarometer» benutzen. Luzern hat es gar in seine offizielle Coronakommunikation eingebunden (zentralplus berichtete). Hauri nimmt also auch unter den Kantonsärzten eine gewisse Vorbildrolle ein, alleine schon seines Amtes wegen.

Die Zahlen sprechen für das Krisenmanagement

Die Bemühungen schlagen sich offenbar auch in den Zahlen nieder (Stand: 7. April) – die Positivitätsrate in Zug ist aktuell mit 4,5 Prozent der getesteten Personen rekordverdächtig tief. Einzig die Impfturbos Neuenburg und Bern liegen mit je 4,2 Prozent darunter. Die 7-Tages-Inzidenz liegt zwar mit 141,8 über dem Schweizer Schnitt, zeigt aber eine deutlich sinkende Tendenz. Der R-Wert liegt mit knapp 1,1 ebenfalls unter dem Schweizer Schnitt.

Es gibt eine ungeschriebene Managementregel, die besagt: Erfolge werden eher auf gute Arbeit zurückgeführt, bei Misserfolg ist immer auch das Umfeld schuld. Es liegt also nahe zu sagen: Der Fleiss und das Organisationstalent der Zuger Behörden, gepaart mit den finanziellen Möglichkeiten, lassen den Kanton als einer der Musterknaben im Pandemiemanagement erscheinen – was die Zahlen schliesslich beweisen.

Die Erfolgsfaktoren bleiben unberechenbar

Doch auch wenn die Behörden vieles richtig machen: Das Umfeld trägt auch im kleinen Zentralschweizer Kanton dazu bei. So können hier einzelne Ereignisse die Statistik stark beeinflussen. Darauf weisen auch die Statistiker des Kantons Zug hin: «Aufgrund der kleinen Fallzahlen im Kanton Zug können starke Ausreisser innerhalb einzelner Gruppen ohne sachliche Begründung vorkommen», steht jeweils unter den Grafiken geschrieben.

Dass gewisse Faktoren unberechenbar bleiben, zeigt etwa aktuell das Beispiel Uri: Dort steigen die Infektionen derzeit rasant und nähern sich dem Rekordniveau. Mit einer Impfquote von 9,3 Prozent gehört der Kanton zu den absoluten Impfturbos. Dennoch beträgt die 7-Tages-Inzident derzeit 411,4 – was fast das Dreifache des Zuger Wertes ist.

Die Positivitätsrate liegt bei 15,4 Prozent. Die geografischen und soziografischen Unterschiede zwischen Zug und Uri sind zu gross, um direkte Vergleiche zu ziehen. Das Beispiel zeigt aber, dass eine günstige Pandemieentwicklung in den Kantonen neben gutem Krisenmanagement auch Glück benötigt. Denn das Coronavirus lässt sich nicht in Kantonsgrenzen einzäunen.

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