Luzerner Tourismusbranche debattiert über China

«Corona-Virus könnte einen positiven Einfluss auf den Schweizer Tourismus haben»

Kapellbrücke in der Morgensonne.

(Bild: Walter Buholzer)

Das Corona-Virus trifft die Tourismusdestination Luzern. Sofort haben betroffene Organisationen Massnahmen eingeleitet. Am Dienstag erklärten in Luzern Branchenvertreter, wie sie mit dem Fall umgehen. So viel vorweg: Panik hat keiner von ihnen.

Eigentlich trafen sich die Vertreter aus der Tourismusbranche am Dienstag in Luzern, um die Entwicklung und die Chancen in Bezug auf chinesische Individualreisende zu besprechen. Das taten sie zwar auch (zentralplus berichtete). Doch der eigentliche «Elefant im Raum» war ein ganz anderer: Das Corona-Virus und seine Auswirkungen auf den Tourismusort Luzern.

Beim Podium mit Vertretern von Luzern Tourismus, Schweiz Tourismus, der Vierwaldstättersee Schifffahrtsgesellschaft und dem Radisson Blu Hotel wurde dieses Thema gleich zu Beginn behandelt.

«Wir haben bezüglich dem Tourismus Glück im Unglück.»

Simon Bosshart, Verantwortlicher China bei Schweiz Tourismus

«Der Schaden für Schweiz Tourismus ist da», erklärt Simon Bosshart, der China-Verantwortliche der Organisation. Man rechne mit einem Umsatzeinbruch von 30 bis 50 Prozent. «Die Krankheit hat also durchaus Auswirkungen auf den Tourismus in der Schweiz. Doch haben wir diesbezüglich Glück im Unglück.» Dies insbesondere, weil aktuell nicht Hochsaison sei. «Ganz im Gegenteil zu China. Das Land hat den Schaden zu hundert Prozent. Niemand will aktuell dorthin reisen.»

Wochenlang auf 40 Quadratmetern? Nichts wie raus!

So könne die Schweiz die Einbussen derzeit verkraften. «Doch stellt sich abschliessend natürlich die Frage: Wie lange dauert der Einbruch? Wenn er bis zum Sommer anhält, wird's problematisch», sagt Bosshart. Und relativiert sogleich selber: «Das Virus könnte aber auch einen positiven Einfluss auf den Schweizer Tourismus haben.» Die Leute, die zurzeit in China wochenlang auf 40 Quadratmetern ausharren müssten, wollten später nämlich nur noch eins: «Die wollen raus!»

Für Markus Conzelmann, General Manager des Radisson Blu Hotels in Luzern, ist es nicht das erste Mal, dass er beruflich mit dem Ausbruch einer solchen Krankheit zu tun hat. «Für uns ist der Umgang ähnlich wie damals bei Sars im Jahr 2003.» Die Hotelkette Radisson gehört Jinjiang International, einem chinesischen Konzern. «Deshalb wussten wir schon sehr früh, dass China einen Ausreisestopp für Gruppen plant.»

Im Video spricht der Hotel-Manager über die Massnahmen, welche man betreffend Corona-Virus getroffen habe.

Die Kulanz? Gleich wie beim isländischen Vulkan

Man habe entsprechend nachgeschaut, wie viele Buchungen aus China bereits vorliegen würden. «Es waren sehr wenige. Diese haben wir kostenlos storniert, ähnlich wie damals beim Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull. Damals konnte auch niemand etwas dafür, dass die Reise nicht angetreten werden konnte.»

Ansonsten sei man dem normalen Prozedere in solchen Fällen gefolgt. «Wir haben die Mitarbeiter instruiert, dass sie sich etwa die Hände häufiger waschen sollen. Es war uns wichtig, nicht panisch zu reagieren und gerade jüngere Mitarbeiter zu beruhigen, die noch nie eine solche Situation erlebt hatten.»

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Georgios Kosmidis
    Georgios Kosmidis, 23.02.2020, 21:31 Uhr

    Corona Virus: Auf welchen Stand befindet sich die Schweizer Medizinale Software TARMED? Ist sie auf diese neue Diagnose aktualisiert? Wenn nein, wann wird dieses Update verfügbar sein?

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  • Profilfoto von David L
    David L, 06.02.2020, 20:17 Uhr

    Vorgestern war ich aus beruflichen Gründen mal wieder in der Altstadt (was ich immer vermeide, wenn nicht nötig). Trotz Kälte: Welch Wohltat!
    Wie lange konnte man schon nicht mehr durch die Altstadt gehen, ohne von asiatischen Touristenhorden über den Haufen gerannt zu werden? Wie lange konnte ich in Altstadtgeschäften schon keine Servicearbeiten mehr durchführen, ohne alle 15 Sekunden angerempelt zu werden?

    Durch solche so genannten «Kriesenzeiten» merkt man erst, wie einem als Einheimischer die Stadt längst abhanden gekommen ist. Wie man es seit Jahren vermeidet, dem Zentrum zu nahe zu kommen.

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  • Profilfoto von Freiheit
    Freiheit, 06.02.2020, 15:50 Uhr

    Braucht Luzern wirklich den Tourismus?

    Meiner Meinung ist dies ein hoher Preis an unsere Freiheit, den wir an die Touris zahlen.

    Wollen die Bürgerinnen und Bürger wirklich den Tourismus in Luzern?

    Es wäre so schön, besinnlich durch ein freies Luzern zu flanieren. Ich spüre zur Zeit, dank dem Coronavirus sogar diesen „hauch“ von Freiheit.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 06.02.2020, 12:22 Uhr

    Den positiven Einfluss des Virus sieht man schon jetzt: Die Stadt kann von der Bijoutier- und Bäckerfraktion nicht dermassen an den Massentourismus verkauft werden wie im Sommer.

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