Wie nachhaltig war das «Eidgenössische» in Zug?

«CO2-Neutralität werden wir in jedem Fall erreichen»

Die imposante Arena des «Eidgenössischen» in Zug. (Bild: SRF/Swiss-image.ch)

Der Nachhaltigkeitsbericht fürs ESAF 2019 ist zwar noch nicht ganz fertig. Dennoch können die Organisatoren schon eine Menge darüber sagen, wie sich ihr Bemühen um Klimaneutralität in Zahlen ausgewirkt hat.

165 Tonnen Abfall. Davon 120,5 Tonnen Kehricht, 8,3 Tonnen PET, 18,5 Tonnen Glas, 9,8 Tonnen Karton, 2 Tonnen Papier, 1,6 Tonnen Speisereste, 4,3 Tonnen Holz und Strassenwischgut. Soviel hinterliessen die 420'000 Besucher, welche im August das dreitägige Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes 2019 in Zug besucht hatten.

Diese Zahlen präsentierte ESAF-Geschäftsführer Thomas Huwyler am Freitag in Zug. Es sind gute Zahlen. Sie zeigen, dass der Abfall des «Eidgenössischen» im Vergleich zu den vorangegangenen Festen reduziert und gut getrennt wurde.

Es blieb dann doch sehr viel Güsel

In Burgdorf 2013 fielen pro Besucher 434 Gramm Güsel an, in Zug waren es 395. Angesichts der grossen Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit ist das eine Menge Dreck.

Besser sieht es in den Bereichen aus, für die man sich die Spezialmassnahmen ausgedacht hatte.

«In Burgdorf blieben 66 Gramm Altglas pro Gast, in Estavayer 2016 waren es 57 Gramm. Und in Zug noch 44 Gramm Altglas pro Person», so Huwyler. Daran ersehe man den Erfolg des Depotsystems, das man auf Flaschen eingeführt habe. «Aber es zeigt auch, dass ans ESAF eine Menge Getränke von ausserhalb mitgebracht werden», sagt Huwyler.

Abfallgebühr für Müsterchen

Auch beim Papier- und Kartonabfall gab’s eine erhebliche Verbesserung: In Burgdorf blieb noch 57 Gramm liegen, in Estavayer 43 Gramm pro Nase. In Zug gerade mal noch 28 Gramm. Die Organisatoren hatten auf einen gedruckten Festführer verzichtet und ausserdem bei den Sponsoren eine Abfallgebühr auf Werbemassnahmen erhoben.

«Sponsoren, Besucher und Organisatoren: Alle haben dazu beigetragen, dass die Ökobilanz des ESAF so erfreulich aufällt», sagt Huwyler.

«Ein wesentlicher Aspekt war, dass sich unser ÖV»-Konzept bewährt hat, sagt OK-Präsident Heinz Tännler. Die Anreise mit Bus, Bahn und Schiff war bekanntlich im Ticketpreis inbegriffen. «Wir sind froh, dass über 90 Prozent der Besucherinnen und Besucher unserem Appell gefolgt sind und den öffentlichen Verkehr benutzt haben», so Tännler.

Lob der Lokführer und Chauffeure

So gebührt das Verdienst, klimaschädliche Emissionen eingespart zu haben, wesentlich dem Personal der SBB, die 73 Extrazüge einsetzten und ein Vielfaches der Passagiere durch den Bahnhof Zug schleusten als üblich. Und den Chauffeuren der Zugerland Busbetriebe, die doppelt so viele Fahrgäste transportierten wie an einem normalen Wochenende. 

Weiter haben auch die Organisatoren versucht, auf dem Festgelände selber die CO2-Emissionen so tief wie möglich zu halten. «Wir haben ausschliesslich Solarstrom verwendet», so Huwyler.

Produktion von Gadgets läuft noch

Viele Massnahmen für ein möglichst klimaneutrales «Eidgenössisches» sind mittlerweile abgeschlossen worden. Das Sägemehl wurde von Bauern als Einstreu verwendet und fand sein Grab im Zuger Eigenried, wo es zu Moor wird. Die Depotspenden der Besucher an die Klimaneutralität sind ausgezählt und auch die Parkgebühren der Gäste, welche dem Nachhaltigkeitsfonds zugewiesen werden.

Anderes ist noch in Arbeit. Bekanntlich werden aus den Werbeplanen Taschen und andere Gegenstände gefertigt. «Die Produktion in der Zuger Halle 44 läuft immer noch auf Hochtouren», sagt Huwyler, der noch bis kommenden Sommer mit dem ESAF in Zug beschäftigt sein wird.

Genauer CO2-Ausstoss wird noch berechnet

Die genauen Zahlen zum CO2-Ausstoss sind noch nicht vorhanden. Deshalb steht auch noch nicht fest, wie viel vom Nachhaltigkeitsfonds für den Kauf von CO2-Zertifikaten in Ausland verwendet wird und wie viel in Nachhaltigkeitsprojekte in der Umgebung und im Inland fliessen. Sprich: Wie nahe man dem Ziel der Klimaneutralität aus eigener Kraft kommt.

«Das wir uns einen Teil der Klimaneutralität erkaufen werden müssen, daraus haben wir nie einen Hehl gemacht», sagt OK-Chef Heinz Tännler. «Aber wir haben unser Möglichstes getan, um die Emissionen so niedrig wie möglich zu halten.»

Geld für Zertifikate ist auf jeden Fall vorhanden

Sicher ist aber jetzt schon: «Das ESAF 2019 wird am Ende CO2-neutral ausfallen», sagt Tännler. «Das war unser Ziel und das werden wir auch erreichen.»

Für den Nachhaltigkeitsfonds hat das Organisationkomitee 300'000 Franken budgetiert. Tännler spricht von einer «Summe im mittleren sechsstelligen Bereich», die schliesslich dafür zusammenkommen werde. Er lässt durchblicken, dass für alle Fälle auch ein Notgroschen bereitliegt.

Wertschöpfung bis Februar unter der Lupe

Ein nachhaltiges «Eidgenössisches» berücksichtigt in den Augen der Organisatoren aber nicht nur die Ökologie, sondern soll auch wirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig sein.

Auch in diesen Bereichen sind noch nicht alle Details durchgerechnet, weswegen Huwyler den Nachhaltigkeitsbericht für kommenden Februar oder März ankündigt. «Insbesondere die Wertschöpfungsrechnung wird uns noch eine Weile beschäftigen», so Huwyler. Die Organisatoren wollen genau ausrechnen, inwieweit das ESAF dem Kanton Zug und der Schweiz zugute gekommen ist.

Dass das «Eidgenössische» ökonomisch nachhaltig war, ist eigentlich schon mit dem operativen Ergebnis von 3,4 Millionen Franken bewiesen.

Umfragen zur Zufriedenheit

Zur gesellschaftlichen Nachhaltigkeit hat man Umfragen bei Sportlern und Sponsoren gemacht. Und andere Anspruchsgruppe befragt, zum Beispiel die 6000 bis 8000 Anwohner des Herti- und Letziquartiers. Diese erteilten dem ESAF Schulnoten.

Mindestens in Sachen Abfall und Verunreinigungen fühlten sie sich durchs ESAF nicht gestört. Gemäss Huwyler hätten 95 Prozent eine Fünf gegeben, 3 Prozent eine Vier.

Die Chrampfer bewerteten das Fest, das sie wesentlich mitgestalteten, gemäss Huwyler zu 91 Prozent mit der Note «Gut», 9 Prozent gaben ein «genügend».

Tännler: «Alles ist aufgegangen»

Auch mit der Arbeitseinteilung seien die meisten zufrieden gewesen, sagt Huwyler. 60 Prozent gaben eine Fünf, 38 Prozent eine Vier.

«Wenn man das Ergebnis anschaut», sagt Heinz Tännler, «ist am Ende alles aufgegangen.» Daher dürfe man sich als OK ruhig mal selber loben. «Ausserdem auch die Blaulichtorganisationen, die einen hervorragenden Job gemacht haben, ebenso wie die Chrampfer und die öffentliche Hand, die uns optimal unterstützt hat.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 07.12.2019, 12:31 Uhr

    Gibt es überhaupt noch ein anderes Thema als diese CO2 -Hysterie. Wen der Ökoterror alles geregelt und verboten hat, werden wir merken, dass alles Natur ist und wir kleine Wichte nichts dazu beitragen können aber dann wird es zu spät sein für die echten Umweltprobleme wie Überfischung, Verseuchung unserer Böden mit Nanopartikeln und Hormone, dann werden wir merken, dass wir völlig falsche Prioritäten gesetzt haben, den der Kampf gegen das Klima ist dumm und überheblich. Aber eben leicht, denn es verlangt nichts von uns, weder eine Änderung unserer Einstellung noch eine Annäherung an die Natur, weder ein Minimieren von Kosmetik, von Medikamenten, von Putzmitteln, von Hormonbehandlungen oder von Pestiziden in unseren Gärten, um die blöden Buchsplfanzen am Leben zu erhalten

    Passen wir uns an das neue Klima an und widmen wir uns den echten Problemen!

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