Markus Baumann und Ehefrau Gabriela eröffnen Beiz

Chamer Gemeinderat kocht schon bald in seinem Tessiner Ristorante

Liebe geht wirklich durch den Magen: Gabriela und Markus Baumann aus Cham eröffnen ein Ristorante in Tenero.

(Bild: zvg)

Wer pensioniert ist, möchte zumeist nur noch tun, was ihm gefällt. Genau das wollen auch Markus Baumann und seine Ehefrau Gabriela aus Cham. Doch was die beiden vorhaben, ist mit einer Menge Arbeit und Stress verbunden: Sie haben sich nämlich ein Ristorante in Tenero gekauft. Mamma mia.

«Wenn ich jeden Morgen als Rentner aufwachen würde und dann einfach nur mit Trainerhosen den ganzen Tag herumgehen würde – das könnte ich mir nicht vorstellen», sagt Markus Baumann. Der 64-Jährige hat in der Pension Lust auf etwas anderes.

Auf ein aktives Leben. Auf etwas, das ihm beispielsweise schon immer viel Spass gemacht hat und wofür er leidenschaftlich lebt. «Ich habe schon immer gerne und gut gekocht», sagt er. Da er schon seit Jahren ein Ferienhaus im Ticino im Valle Verzasca sein Eigen nennt, sei ihm und seiner Ehefrau Gabriela irgendwann plötzlich die Idee gekommen, ein Restaurant zu eröffnen. Wenn er denn pensioniert ist.

«Wir werden am Anfang nur freitags, samstags und sonntags aufmachen. Im nächsten Jahr empfangen wir dann jeden Tag unsere Gäste.»

Markus Baumann

In Rente ist er eigentlich erst mit 65. Und eigentlich ist Baumann – von Beruf Immobilienentwickler – auch noch bis Ende des Jahres im 50-Prozent-Pensum Gemeinderat für die FDP in Cham. Dort amtet er in seiner zweiten Legislatur als Vorsteher für Verkehr und Sicherheit. Doch sein «Ristorante Senza punti» – zu deutsch: ohne Punkt – in Tenero Contra, am Sonnenhang über dem Lago Maggiore, eröffnet er mit seiner Ehefrau bereits am 17. März.

Das Ristorante ist ein Traum

«Wir werden am Anfang nur freitags, samstags und sonntags aufmachen. Im nächsten Jahr empfangen wir dann jeden Tag unsere Gäste.» Das Restaurant, das früher einem Sterne-Koch gehörte, der sich von seiner Partnerin trennte, haben die Baumanns bereits eingerichtet. Es kostete ihn ein zweifaches Millionensümmchen.

Geld, das er aufbringen konnte, indem er sein eigenes Haus in Cham verkaufte. «Wir haben dafür etwas mehr bekommen», verrät Baumann, der sich seit 40 Jahren im Immobiliengeschäft auskennt. Bis Juni kann er noch drin wohnen. «Danach haben wir eine Wohnung in Cham gemietet», sagt er.

Paradiesisches Panorama vom «Ristorante Senza punti» auf den Lago Maggiore.

Paradiesisches Panorama vom «Ristorante Senza punti» auf den Lago Maggiore.

(Bild: zvg)

Ab 2019 dann, wenn auch Baumanns Ehefrau Gabriela mit ihrem Job als Krankenpflegerin in Menzingen aufhört, werden die beiden dann das ganze Jahr im Tessin in ihrem Ristorante arbeiten und wohnen. «Und von November bis Ende Februar haben wir dann jeweils geschlossen – wie viele andere Restaurants im Tessin eben auch.»

Gäste-Rustico und Grottino mit offenem Kamin

Das Ristorante, das sie gekauft haben, ist wirklich ein Traum. Von der Terrasse kann man auf den sonnenglänzenden Lago Maggiore blicken. Die Räume sind alle schön saniert und mit moderner Küchentechnik eingerichtet. Und es gibt sogar ein rustikales Grottino mit offenem Kamin.

Im oberen Stock befinden sich die Wohnräume und ein Gäste-Rustico. «Für Freunde oder Verwandte, die uns mal besuchen wollen», erklärt Baumann und lächelt. Innen können die Baumanns 25 Plätze für Gäste anbieten. Draussen auf der Terrasse sind es insgesamt 50 Plätze. Die ganze Anlage wirkt sehr edel und geschmackvoll. Mit Palmen und Terracotta-Fassade – eine wahrlich mediterrane Oase zum Entspannen.

«Es ist einfach schön, Gäste zu empfangen, sie mit gutem Essen zu bewirten und ihnen eine familiäre Atmosphäre zu bieten.»

Gabriela Baumann

«Ich habe gerne mit Menschen zu tun», versichert Gabriela Baumann, die den Service im Ristorante übernimmt. «Es ist einfach schön, Gäste zu empfangen, sie mit gutem Essen zu bewirten und ihnen eine familiäre Atmosphäre zu bieten», schwärmt die 52-Jährige.

Auch Markus Baumann freut sich auf seine Arbeit in der Küche: «Es ist eine ganz andere Zufriedenheit, als Immobilien zu verkaufen – wenn sich Gäste direkt bei einem für ein gutes Essen bedanken.» Gemäss Baumann soll sich das Restaurant im mittleren Preissegment einpendeln.

Im folgenden Video erzählt Markus Baumann kurz, warum es ihn bald ins Tessin verschlägt:

In ihrem Ristorante wollen Markus Baumann und seine Gattin eine kleine Speisekarte mit typischen Produkten anbieten: Tessiner Küche mit Erzeugnissen aus der Region. «Mittags werden wir eine Karte mit kleinen Speisen anbieten. Abends dann zwei Menüs.»

Die Weinkarte soll reichlich sein, geplant sind auch Dolci und frisch gemachte Pasta. Tessiner Gerichte wie Coniglio, Brassato, Osso Bucco, Polenta und Risotto gehören zum kulinarischen Standard – den Markus Baumann offensichtlich bereits beherrscht. «Vielleicht brauchen wir zu Spitzenzeiten noch Personal – das werden wir dann sehen», sagt er.

«Ja, es wird sicher streng und stressig werden. Da sind Arbeitstage von 14 Stunden vorprogrammiert.»

Markus Baumann

Mamma mia. Aber will man sich wirklich so viel Stress und Arbeit antun, wenn man pensioniert ist? Und nicht doch lieber eine Weltreise unternehmen? Oder ins Gras liegen und lesen? Ein Aquarellgemälde pinseln?

Denn für so viele Gäste zu kochen, ist ja grundsätzlich etwas anderes, als zu Hause in Kuschelatmosphäre am heimischen Herd etwas Leckeres zu brutzeln.

«Ja, es wird sicher streng und stressig werden. Da sind Arbeitstage von 14 Stunden vorprogrammiert», sagt Baumann. «Aber wir wollen das jetzt mal fünf Jahre durchziehen. Eine Weltreise kann ich ja auch noch mit 70 machen», ist Baumann überzeugt.

Auf dieser Terrasse kann man es sich schmecken lassen.

Auf dieser Terrasse kann man es sich schmecken lassen.

(Bild: zvg)

Sagt’s und lächelt seine Gabriela an. Mit ihr ist er seit zwei Jahren in zweiter Ehe verheiratet. Markus Baumann hat aus erster Ehe zwei erwachsene Kinder. Gabriela lächelt zurück und meint: «Wir haben dann ja auch noch jeweils die Zeit von November bis Februar, in der wir verreisen und uns erholen können.»

Damit die beiden wagemutigen, unternehmungslustigen Chamer nicht völlig ins kalte Wasser springen müssen, haben sie das Wirtedasein schon mal trainiert.

Sie haben das Wirtedasein in einer Osteria trainiert

Denn im vergangenen Jahr kochten und arbeiteten sie bereits in einer anderen Osteria in Corippo. «Wir waren zu dritt, und das hat ganz gut funktioniert. Wir haben jedes zweite Wochenende dort gearbeitet.» Mit dem Ergebnis, dass sich die Baumanns schliesslich entschlossen, ein eigenes Restaurant zu führen. Im März, wenn sie nun ihr «Ristorante Senza punti» eröffnen, hilft ihnen in der ersten Zeit ein pensionierter Koch: Aldo, ein Einheimischer.

«Vor allem freuen wir uns darauf, miteinander etwas machen zu können.»

Markus und Gabriela Baumann

Und wie haben die Einheimischen auf die Kochkünste der Deutschschweizer reagiert? «Die ersten drei Wochen haben die Leute uns angeschwiegen», erzählt Gabriela Baumann. Die gebürtige Luzernerin hat italienisches Blut in ihren Adern. Als die Leute dann gemerkt hätten, dass sie nichts Böses im Schilde führten, seien sie gesprächiger geworden und hätten sie akzeptiert.

Gäste zu 95 Prozent Deutschschweizer

«Man wird als Deutschschweizer im Tessin immer Deutschschweizer bleiben», sagt Markus Baumann. Das sei ihm klar und würde ihm nichts ausmachen. Die Leute in der 3’000-Seelen-Gemeinde Tenero seien auf jeden Fall froh, dass das Ristorante wieder eröffne. «Und unsere Gäste sind sowieso zu 95 Prozent Deutschschweizer und Touristen.»

Blick in einen der schönen Gästeräume.

Blick in einen der schönen Gästeräume.

(Bild: zvg)

Andererseits ist den Baumanns bewusst, dass die Uhren im Ticino eben anders ticken. «Da muss man sich umstellen. Man kann hier mit Deutschschweizer Pünktlichkeit nicht unbedingt punkten. Man muss die Leute halt oft mehrmals anrufen, wenn man etwas will. Oder jemanden halt mal zu einem Drink einladen.» Wenn es ums Offizielle geht, brauche man sicher Einheimische, die einem im Umgang mit den Behörden helfen. «Denn im Ticino sind alle Behördenformulare nur in Italienisch.»

Doch solche Nebengeräusche sind nicht wirklich ein Hinderungsgrund für Baumanns kulinarische Euphorie. «Unterm Strich stehen wir ja nicht unter Druck, vom Ristorante leben zu müssen. Wir können notfalls das Ristorante auch als Wohnraum nutzen», sagen Markus und Gabriela Baumann unisono. «Vor allem freuen wir uns darauf, miteinander etwas machen zu können.» Sagen’s und lächeln sich verliebt an.

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