Lokführer merkte nicht, dass Passagiere ausstiegen

Brenzlige Situation im Bahnhof Zug: Türe stand offen – Zug fuhr los

Mit offener Türe fuhr ein Zug letzten Samstag vom Bahnhof Zug los. (Bild: wia)

In Zug setzte sich letzte Woche ein Interregio in Bewegung, als noch Menschen am Aussteigen waren. Die SBB kennen den Vorfall und haben eine Erklärung, wie das geschehen konnte. Der Fall wird intern weiter geprüft.

Samstagnachmittag vor einer Woche im Zug von Luzern nach Zürich. Der Interregio hält planmässig in Zug, fährt jedoch nicht weiter. Wartet 10, 15, 20 Minuten, erst dann ertönt eine Durchsage, der Zug verspäte sich aufgrund einer defekten Türe.

Die Passagiere werden unruhig. Einige wollen aussteigen, was jedoch nicht gelingt, wie ein Augenzeuge gegenüber zentralplus berichtet. Die Türen hätten sich nicht öffnen lassen.

Dann öffnet sich dennoch eine Tür in Wagen 4. Einige Reisegäste steigen aus, und während Reisende quasi mit einem Fuss auf der Zugstreppe und mit dem anderen auf dem Perron stehen, setzt sich der Zug in Bewegung. Die aussteigenden Fahrgäste schaffen es gerade noch, aufs Perron zu hüpfen.

Einige, die bereits ausgestiegen waren, seien gar versucht gewesen, wieder einzusteigen, andere riefen laut «Stopp!», es sei ein kurzer Moment von Panik entstanden, so der zentralplus-Leser. «Auch gewisse Leute im Zug waren sichtlich nervös geworden und wirkten aufgelöst.»

Es hätte böse kommen können

Das ist kein Wunder, ist man in der Schweiz bezüglich Zugtüren gerade etwas sensibel. Dies, nachdem vor einigen Wochen ein defekter Einklemmschutz dazu geführt hatte, dass ein Zugchef vom Fahrzeug mitgeschleift wurde und dabei tödliche Verletzungen erlitt.

«Es ging alles glimpflich aus», erklärt der Leser zu den Ereignissen vom vergangenen Samstag. «Doch hätte es sehr leicht passieren können, dass jemand unter den Zug gerät beim Aussteigen.»

Erst später habe er den Grund für die offene Türe entdeckt. «Der rote Hebel der Nottüröffnung stand schräg, daneben leuchtete ein rotes Licht. Ein Passagier hatte wohl aus Mangel an Information und weil man quasi eingesperrt war, die Notöffnung betätigt.»

Nachdem der Zug mit offener Türe abgefahren sei, hätten Passagiere diese eigenhändig zugerissen. «Entsprechend war die Türe danach ungesichert.»

Als der Augenzeuge in Zürich einen Zugbegleiter auf die Situation angesprochen habe, hätte dieser beteuert, nichts von der Notöffnung im Wagen 4 zu wissen. Eine andere Türe sei defekt, diese blieb jedoch zu und war auch entsprechend markiert, wie der zentralplus-Leser selber bestätigt.

Eine Verknüpfung unglücklicher Umstände

Die SBB bestätigen, dass es bei besagtem Zug in Zug zu einem Vorfall gekommen sei. Sprecher Reto Schärli erklärt gegenüber zentralplus, dass das Zugpersonal die Türen wegen einer Störung kontrolliert hatte. «Reisende im Zug haben nach dieser Türkontrolle durch das Zugpersonal die Türverriegelung per Notentriegelung geöffnet und sind ausgestiegen», stützt Schärli die Beobachtungen unseres Augenzeugens.

Dass die Notöffnung betätigt worden war, hatte der Augenzeuge selbst festgestellt. (Bild: wia)

Ein ungünstiger Zufall. Denn Schärli sagt: «Der Lokführer musste die Türkontrolle infolge der Störung überbrücken, was dem Prozess bei einer solchen Störung entspricht. Deshalb wurde dem Lokführer die später wieder geöffnete Türe nicht mehr angezeigt.»

Schärli hebt den Mahnfinger

Schärli erklärt weiter: «Wird nach der örtlichen Türkontrolle die ‹Aufhebung Türblockierung, nur für Notfälle› vorsätzlich betätigt, setzen sich die Reisenden einer erheblichen Gefahr aus.» Notöffnung dürfe nur im Notfall aufgehoben werden. – Wie mehrsprachig beim entsprechenden Hebel angeschrieben sei, so Schärli mahnend. Denn: «Ein Notfall lag nicht vor.»

Nach der Abfahrt des Zuges sei Securitrans-Mitarbeitern die offene Türe aufgefallen. Diese meldeten dies umgehend, sodass der Lokführer den Zug wieder gestoppt habe. «Das Zugpersonal kontrollierte die Türen erneut und schloss die offene Türe. Anschliessend konnte der Zug die Fahrt nach Zürich fortsetzen», so Schärli.

Dass der Zug nach dem langen Halt am Bahnhof Zug noch einmal in Baar stoppte, bestätigt auch der Augenzeuge.

Der Vorfall werde weiter intern geprüft, so die SBB abschliessend.

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