Fürs Blech wird ordentlich geblecht

Bitcoins, James Bond und der Wahnsinn der Zuger Autonummernauktion

Schnapszahlen gehören zu den beliebtesten Autonummern. Der Wert eines solchen Kontrollschildes kann sich auf mehrere tausend Franken belaufen.

(Bild: Feuerwehr Baar)

Was ist «zugerischer» als die Kirschtorte? Auktionen für Zuger Autonummern, könnte man entgegnen. Preise wie hier werden anderswo kaum für Kontrollschilder hingeblättert. Auch 2020 bot wieder einige Kassenschlager – und kuriose Nebenaspekte.

Profitipp: Wer das Wesen des Kantons Zug einem Auswärtigen möglichst schnell vermitteln will, sollte immer mit dem Ritus der Zuger Kontrollschilderauktion starten.

Seit 2018 werden jährlich mehrmals Nummernschilder versteigert. 2020 fanden drei solcher Auktionen statt. In den letzten beiden kamen insgesamt 55 Auto- und Motorradnummernschildern unter den (virtuellen) Auktionshammer. Über 300'000 Franken spülten die letzten zwei Auktionen in die Staatskasse. Das ist an sich spannend. Spannender ist jedoch der ominöse Satoshi Nakamoto.

Hallo «Bitcoin-Erfinder», bist du es?

Wie aus diesen Screenshots ersichtlich wird, war die Autonummer «101101» jemandem 10'110 Franken wert. Ein stolzer Batzen für eine schöne Schnapszahl. Optisch passen Nummernschild und bezahlter Preis auch gut zusammen. Wirklich spannend ist aber der Käufer.

Die Person, die das Nummernschild ersteigerte, tat dies unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto. Das Zuger Strassenverkehrsamt gibt die wahre Identität der Bieterinnen und Bieter selbstredend nicht preis. Das gewählte Pseudonym ist aber weitaus zugerischer, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.

Satoshi Nakamoto ist der Erfinder des Bitcoins. 2009 veröffentlichte dieser die erste Version der Blockchain-basierten Kryptowährung. Nur: Ob Satoshi Nakamoto überhaupt existiert, ist alles andere als gesichert. Auch nach über 10 Jahren Bitcoin ist nicht klar, ob Satoshi Nakamoto eine bestimmte Person ist oder für eine Gruppe von Entwicklern steht. Die Affiche gehört zu den faszinierendsten Rätseln rund um den Ursprung der Kryptowährung.

Wer auch immer der Satoshi Nakamoto ist, der in Zug das Schild «101101» ersteigert hat, er (oder sie) hat auf jeden Fall Flair bewiesen. Denn was gäbe es in der Crypto Valley Zug für ein passenderes Pseudonym? Perfekt wäre natürlich, wenn der Käufer 45 Jahre alt wäre. Den aus der Dezimalzahl 45 wird die Binärzahl 101101.

Hunderttausend für die 55

Aber zurück zur Auktion. Öffentlich einsehbar sind jeweils nur die Schilder, welche in den letzten 180 Tagen ersteigert wurden. Das tiefste Autonummernschild der Auktion in diesem Zeitraum war «ZG 55»: Dieses ging für satte 100'000 Franken weg.

Wie oben einsehbar, war es diesmal nicht der geheimnisvolle Satoshi Nakamoto, der zuschlug. Dafür lies dieser an derselben Auktion noch 10'500 für die «7400» liegen. Im Gegensatz zur «55» ein echtes Schnäppchen. Überhaupt wäre die Zuger Auktion ohne Satoshi Nakamoto wohl nur halb so faszinierend, wie ein Blick ins Jahr 2018 zeigt.

Als «James Bond» die «ZG 10» abstaubte

Im ersten Jahr der Auktion wurde das Autonummernschild «ZG 10» versteigert – für eine Rekordsumme von 233'000 Franken. Höchstbietender war damals jemand, der unter dem Pseudonym «Queens007» mitbot (zentralplus berichtete).

Und wen musste dieser «James Bond» überbieten, um an die 10 zu gelangen? Natürlich Satoshi Nakamoto, wie aus Screenshots von «20 Minuten» ersichtlich wird. Dieser bot noch bis zur schwindelerregenden Höhe von 231'000 Franken mit. Ein Geheimagent im Duell gegen einen mysteriösen Techmilliardär? Solche Geschichten schreiben nicht mal die Cryptoleaks.

Vererben und Verschenken erlaubt

Was es mit dem Run auf die Zuger Nummern auf sich hat, füllt dann leider keine Action-Romane mehr. Es ist im Gegenteil eher banal und schnell erklärt. Zum einen ist Zug sehr liberal, was den Weiterverkauf von Nummernschildern angeht. Im Gegensatz zu anderen Kantonen ist das hier frei möglich (zentralplus berichtete). So finden sich etwa auf Onlineverkaufsplattformen wie Ricardo eigentlich immer ein paar Zuger Schilder. Seit Kurzem können Zuger Nummernschilder auch frei vererbt werden (zentralplus berichtete).

Was mit dem Geld aus den Auktionen passiert, ist ebenfalls klar. Gemäss dem Gesetz über die Steuern im Strassenverkehr fliessen die Erlöse direkt in die kantonale Finanzrechnung. Die Idee zur Auktion kam im Zuge der Sparbemühungen vor 2018 auf. Ziel war es, jährlich rund 400'000 Franken zu generieren (zentralplus berichtete). Dieses Ziel dürfte man auch 2020 erreicht haben.

Wann kommt die 1 unter den Hammer?

Aber nochmals zur Auktion. Weshalb eigentlich bei der 10 aufhören? Wieso nicht gerade direkt die 1 anpeilen? Wie das Zuger Strassenverkehrsamt auf Anfrage betätigt, sind die Zuger Nummernschilder 1 bis 9 noch nicht versteigert worden.

Andernorts wird die 1 wohl nie in privaten Hände gelangen. So erhielt das Verkehrshaus der Schweiz in Luzern die «LU 1» etwa vom Kanton geschenkt. Im Kanton Aargau gehört die 1 der Kantonspolizei, um zwei Beispiele zu nennen. In Zug wird es aber auch weiterhin heissen: «Faites votre jeu.»

Weitere Highlights der letzten Auktionen:

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Remo Genzoli
    Remo Genzoli, 13.02.2021, 08:18 Uhr

    nomen est omen:
    ZG=Zuviel Geld

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