Umstrittener Mediziner behandelt wieder Patienten

Berufsverbot fällt: Luzerner Corona-Skeptiker und Hausarzt Heisler ist zurück

Der Corona-skeptische Ebiker Hausarzt Andreas Heisler macht derzeit Ferien in Frankreich: «Es ist schon so, dass ich das Bedürfnis hatte, mich zu erholen, auch wenn ich die letzten Monate nicht arbeiten konnte.» (Bild: Screenshot: Youtube)

Der Ebiker Hausarzt Andreas Heisler beschäftigt die Behörden und Gerichte seit Monaten. Mehrfach hat der Luzerner Mediziner gegen die Covid-19-Gesetzgebung verstossen. Im Februar wurde ihm ein vorläufiges Berufsverbot erteilt. Jetzt darf Heisler wieder Patienten in seiner Praxis behandeln.

Er gilt als prominentes Aushängeschild der Schweizer Corona-Skeptiker-Bewegung und ist regelmässiger Redner an Corona-Demos: Der Ebiker Hausarzt Andreas Heisler hat in der Vergangenheit wegen seinen fragwürdigen Praktiken und kruden Theorien für Aufruhr gesorgt. Schliesslich schreiten die Luzerner Behörden im Frühjahr ein, belegen ihn mit einem Berufsverbot.

Zuvor wurden zahlreiche Vorwürfe gegen den Massnahmen-kritischen Luzerner Mediziner laut. Demnach soll Heisler in seiner Hausarzt-Praxis in Ebikon Patienten während der Corona-Pandemie ohne Maske behandelt haben. Zudem wird ihm vorgeworfen, er hätte schriftliche Maskendispensen an Patienten ausgestellt, die nie bei ihm vorstellig wurden. Im Februar 2021 bekam er dafür die Quittung: Der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall entzog Heisler die Berufsausübungsbewilligung wegen festgestellter fortgesetzter Verstösse gegen die Covid-19-Gesetzgebung. Die Praxis wird dicht gemacht.

Umstrittener Hausarzt aus Ebikon darf wieder praktizieren

Im Mai zog der Hausarzt das Urteil des Luzerner Kantonsgerichts wegen des vorsorglichen Entzugs seiner Berufsausübungsbewilligung durch die kantonale Dienststelle Gesundheit und Sport vor das Bundesgericht (zentralplus berichtete).

zentralplus-Recherchen zeigen jetzt: Der umstrittene Hausarzt darf wieder arbeiten! Corona-Skeptiker Heisler wurde vom Kanton Luzern die Erlaubnis erteilt, unter Einhaltung geltender Corona-Massnahmen wieder zu praktizieren. Mehrere Anfragen von zentralplus beim Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern blieben bisher unbeantwortet.

Derzeit hält sich Heisler in Frankreich am Atlantik in den Ferien auf, wie er im Live-Interview eines einschlägigen Youtube-Kanals am vergangenen Samstag erklärt. «Es ist schon so, dass ich das Bedürfnis hatte, mich zu erholen, auch wenn ich die letzten Monate nicht arbeiten konnte. Es ist sehr viel passiert», sagt der Ebiker Hausarzt. «Man kann sich hier etwas abschirmen, ausser beim Einkaufen merkt man nichts von dem ganzen Wahnsinn», so Heisler weiter.

Entzug der Berufserlaubnis war «ein harter Schlag»

Der Luzerner Corona-Skeptiker und Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH räumt im Interview ein, dass der Entzug seiner Berufserlaubnis «ein harter Schlag» für ihn war. Er klagt: «Man hat mir Gefährdung der öffentlichen Gesundheit vorgeworfen.» Die Tatsache, dass er als Arzt trotz Pandemie ohne Maske arbeitete, verharmlost er, betitelt es als «zivilen Ungehorsam». De facto habe er vier Montate nicht als Arzt praktizieren dürfen. Er sieht sich in der Opferrolle, erklärt, dass damit «Patienten und Personal mitbestraft wurden».

Vor zwei Wochen habe sich Heisler via Mail an den Kantonsarzt gewendet. Kurz darauf sei er – zusammen mit seinem Anwalt – beim Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall vorstellig geworden. Für das Gespräch sei eine Stunde anberaumt gewesen. «Wir haben zweieinviertel Stunden gesprochen. Danach stand dann fest, dass ich praktisch in den nächsten Tagen die Bewilligung wieder bekomme. In dem Sinne, dass die Vorsorglichkeit aufgehoben werden kann, weil ich jetzt doch keine Gefährdung für die öffentliche Gesundheit darstelle», so Heisler.

Heisler wird ab dem 5. Juli wieder Patienten behandeln

Eigenen Angaben zufolge soll Heisler am Dienstag vergangene Woche den Bescheid bekommen haben, dass er wieder arbeiten darf. Über den exakten Inhalt des Gesprächs hält sich Heisler bedeckt: «Ich habe versprochen, dass ich nicht die grossen Details vom Gespräch bekannt gebe – im Sinne der Vertraulichkeit.»

«Ich werde jetzt noch eine paar Tage in den Ferien sein. Und werde dann am 5. Juli endlich wieder mit der Sprechstunde anfangen», sagt der Ebiker Hausarzt. «Es freut mich, dass ich wieder arbeiten darf.» Das gerichtliche Verfahren um den Bewilligungsentzug läuft ihm zufolge noch. Er ist überzeugt, dass die Klage beim Bundesgericht wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Dienststelle gemerkt habe, dass sie sich auf dünnem Eis bewege. «Diese Drohkulisse hat gereicht, um zu diesem Gespräch einzulenken», sagt der Ebiker Arzt.

Ebiker Hausarzt verbreitet weiterhin krude Corona-Theorien

Der Corona-Skeptiker sieht sich selbst als «Brückenbauer», gibt sich kooperativ. Doch tatsächlich zeigt Heisler keinerlei Einsicht: «Ich würde alles wieder genau gleich machen, wie ich's gemacht habe.» In dem über 23-minütigen Youtube-Interview spricht er von der «Pandemie-Lüge», die auffliegen werde und bezeichnet ETH-Forscher als «Virolügner».

In Bezug auf sein Berufsverbot erklärt er, dass er sich etwaige Schadenersatzforderungen vorbehalten werde. Zudem kündigt Heisler an, mit seinem Verein Aletheia bei Swissmedic, der Schweizerischen Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, einen vorrübergehenden Stopp der Impfkampagne anzustreben.

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