Das Reuss-Institut in Luzern sollte den Zugang zu kirchlichen Berufen erleichtern. Doch die katholische Kirche erkennt die Ausbildung nicht an, und auch die reformierte Kirche äussert Bedenken.
Die katholische Kirche kritisiert die Ausbildung am ökumenischen Reuss-Institut in der Stadt Luzern. Mit ökumenisch ist gemeint, dass verschiedene Konfessionen miteinander zusammenarbeiten. Gemäss einem Bericht der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz (DOK) qualifiziere die Ausbildung Absolventen nicht für wichtige kirchliche Berufe, wie das reformierte Nachrichtenportal «ref.ch» berichtet.
Die DOK befasst sich mit kirchlichen Fragen, welche die deutschsprachige Schweiz betreffen. Ihre Empfehlung: Die Absolventinnen sollen nicht in wichtigen kirchlichen Positionen angestellt werden. Das 2018 gegründete Reuss-Institut wollte durch vereinfachte Zugänge und praxisnahe Ansätze neue Wege in kirchliche Berufe eröffnen, doch die mangelnde Anerkennung stellt die Zukunft der Ausbildungsstätte nun infrage.
«Unsere Absolventen sind gefragt»
Das Reuss-Institut kombiniert Praktika in Kirchgemeinden mit einem Studium im Reusshaus und orientiert sich am St. Mellitus College in London. Bei Kosten von 8400 Franken jährlich und einem vereinfachten Aufnahmeprozess haben bisher 15 Personen die Ausbildung begonnen.
Co-Leiterin Sabine Brändlin verteidigt das Programm gegenüber dem Portal: «Unsere Absolventinnen und Absolventen sind gefragt.» Vor allem im Bereich der Gemeindearbeit seien ihre Ausbildungsangebote gefragt. Laut Brändlin sei auch niemand aufgrund der Ergebnisse des DOK aus dem Programm ausgestiegen.
Auch die reformierten Kirchen sehen das Institut kritisch. Sie finden, dass viele Themen wie «Fresh Expressions of Church» – an denen sich das Institut orientiert – bereits in anderen Ausbildungsstätten angeboten werden. Zudem warnen sie vor einer Abwertung kirchlicher Berufe durch den niedrigschwelligen Zugang. Die Unklarheit, ob das Institut eine theologische Ausbildung oder eine praxisorientierte Weiterbildung anbietet, habe von Anfang an zu Misstrauen geführt, schreibt das Portal.
- Artikel von ref.ch