Vor allem eine Strecke fällt negativ auf

Auf diesen Linien verspäten sich die meisten Zuger Busse

Die Linie 31 nach Neuheim ist eine der Problemstrecken, wenn es um Pünktlichkeit geht.

(Bild: wia)

Eine Webseite misst die Pünktlichkeit des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Schaut man sich die Busverbindungen innerhalb des Kantons Zug an, zeigt sich ein zwiespältiges Bild. Oftmals treffen die Verspätungen die kleineren Gemeinden. Vor allem auf einer Linie besteht ein regelrechter «Abschnitt des Grauens».

Der öffentliche Verkehr geniesst in Zug nicht den besten Ruf, was seine Pünktlichkeit anbelangt. Doch sind die Anschuldigungen gerechtfertigt? Oder sind die vielen Verspätungen bloss eine «gefühlte Wahrheit»?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, braucht man bloss einen Blick auf die Website pünktlichkeit.ch zu werfen (siehe Box). Dort kann man mithilfe einer interaktiven Karte nachschauen, ob Zug, Bus und Co. zu besagter Uhrzeit auch tatsächlich an der Haltestelle eintreffen oder ob der Fahrplan mit Füssen getreten wird.

Ein bunter Kanton Zug

Dabei wird bei den Strecken von Haltestelle zu Haltestelle unterschieden. Als Schwellwert, ab wann ein Bus oder Zug verspätet ist, kann zwischen drei und fünf Minuten gewählt werden. In der Schweiz gilt ein Zug als verspätet, wenn er dem Fahrplan mindestens drei Minuten hinterherhinkt, so bildet die Drei-Minuten-Marke auch für uns den Richtwert.

So farbenfroh sieht die Zuger Karte aus, wenn man sich die Pünktlichkeit der ZVB-Busse anschaut.

So farbenfroh sieht die Zuger Karte aus, wenn man sich die Pünktlichkeit der ZVB-Busse anschaut.

(Bild: Screenshot puenktlichkeit.ch)

Wir fokussieren uns jedoch auf die Busse, sind diese doch Hoheitsgebiet der ZVB und somit eines regionalen Betriebes. Werden die Parameter der Karte entsprechend justiert, leuchtet sie in allen Farben auf. Von grün (mindestens 90 Prozent der Busse waren in den letzten 365 Tagen pünktlich) bis rot (unter 80 Prozent pünktlich).

pünktlichkeit.ch: So funktioniert's

Die Website ist im Rahmen eines Studiengangs an der Berner Fachhochschule entstanden und wird privat betrieben. Kopf dahinter ist der Berner Andreas Gutweniger.

Die Rohdaten werden täglich von «opentransportdata.swiss» bezogen. Dort veröffentlichen die öV-Unternehmen täglich ihre Betriebsdaten. Dazu gehört jeder Stopp der öffentlichen Verkehrsmittel.

Gutwenigers Programm berechnet aus den Daten automatisiert für jede Station die Verspätung und analysiert, wie viel Prozent der Ankünfte verspätet waren – für jeden Tag, jede Stunde. Die interaktive Karte auf «puenktlichkeit.ch» ist das Resultat davon.

Die Problemlinie 43

Wo die Farbe rot dominiert: die Linie 43 vom Chamer Bahnhof nach Rumentikon. Auf einem Grossteil der Strecke sind weniger als 70 Prozent der Busse pünktlich.

Besonders prekär scheint der Sonntag zu sein. Dann sind am frühen Abend teilweise gegen 70 Prozent der Busse mindestens vier Minuten zu spät. Interessant: Auf umgekehrter Strecke gibt es keinerlei solcher Probleme.

Walchwiler brauchen Geduld

Ebenfalls äusserst rot zu und her geht es auf der Linie 5 und der anschliessenden Linie 21. Vor allem ab Oberwil bis Walchwil und weiter nach Arth haben die ZVB-Busse Probleme, ihren Fahrplan einzuhalten. Dies spätestens ab der Haltestelle Lotenbach.

Die Pünktlichkeitsquote fällt teilweise unter die 50-Prozent-Marke. Betroffen ist vor allem der Feierabendverkehr ab 16 Uhr. Auch in die Gegenrichtung sieht es nicht viel besser aus. Die Situation entspannt sich erst ab Oberwil bis Zug.

Auch der Baarer Bahnhof ist ein Ausgangspunkt für Verspätungen. Besonders die Linie 31 nach Neuheim hat es in sich. Dies gilt sowohl für die Direkttour via Baarburgrank als auch die Route mit Umweg über Sihlbrugg.

Der «Streckenabschnitt des Grauens»

Tatsächlich ist diese Route neben derjenigen zwischen Oberwil und Arth die einzige im gesamten Kanton, welche gar bei einem Schwellwert von fünf Minuten orange aufleuchtet.

Als «Streckenabschnitt des Grauens» tut sich jener zwischen Felderhus und Sarbach in Neuheim hervor. Selbst wenn man sich kulant zeigt und erst ab sechs Minuten von einer Verspätung spricht, sind nur 73 Prozent der Busse pünktlich auf dieser Teilstrecke. Bleibt man bei drei Minuten Kulanz, sind es lediglich 40 Prozent.

Wer die Linie 1 benutzt, muss oftmals eine Portion Geduld mitbringen.

Wer die Linie 1 benutzt, muss oftmals eine Portion Geduld mitbringen.

(Bild: Facebook Zugerland Verkehrsbetriebe ZVB)

Jedoch sind in diesem Falle die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen. Denn erfasst sind nur die Fahrten zwischen 14 und 20 Uhr. Entsprechend ist der Feierabendverkehr überproportional gewichtet.

Beim Schnellbus hapert’s

Eine bekannte Problemstrecke ist jene von Zug nach Unterägeri und weiter nach Oberägeri, sprich die Linie 1 (zentralplus berichtete). Bemerkenswert ist, dass es in Richtung Unterägeri vor allem der Schnellbus ist, welcher dem Fahrplan hinterherhinkt.

Bei der Direktverbindung zwischen dem Zuger Kolinplatz und der Spinnerei in Unterägeri beginnen denn auch die Verspätungen und ziehen sich bis nach Oberägeri.

Es ist nicht alles rot

Geht es hingegen in die andere Richtung nach Zug, ist nicht nur der Schnellbus betroffen, sondern auch die Route, welche Neuägeri und Allenwinden miteinbezieht. Weitere Problemstrecken sind die Linie 6 von Zug nach Cham, die 48 von Cham nach Rotkreuz und die 53 von Küssnacht nach Rotkreuz – Letztere in beide Richtungen.

«Die Pünktlichkeit bei wichtigen Hubs wie grossen Bahnhofen oder Umsteigeorte ist von zentraler Wichtigkeit.»

Philipp Hofmann, Leiter Markt ZVB

Doch sollen nicht nur die Verspätungen erwähnt sein. Es gibt auch zahlreiche Strecken, bei denen die Busse in den allermeisten Fällen pünktlich sind. Und setzt man den Schwellwert auf fünf Minuten, strahlt einen ein fast gänzlich grün gefärbter Kanton Zug an.

Pünktlichkeit nicht überall gleichwichtig

Von Seiten der ZVB äussert man sich nicht zu einzelnen Linien. Allgemein sei «die Pünktlichkeit bei wichtigen Hubs wie grossen Bahnhofen oder Umsteigeorte von zentraler Wichtigkeit. Dies ist weit höher zu gewichten als die Pünktlichkeit an den peripheren Haltestellen», wie Philipp Hofmann, Leiter Markt der ZVB, sagt.

Vor Endhaltestellen und immer wieder zwischendurch auf einer Linie könne der Bus eine allfällige Verspätung wieder aufholen. Diese Reservezeit werde weggelassen, je mehr man auf dem Liniennetz in Richtung Peripherie fährt, «denn sonst müsste der Bus ausserhalb der Hauptverkehrszeit an jeder Haltestelle wieder eine Wartezeit einlegen», so Hofmann weiter.

Zudem sei die Pünktlichkeit der Busse natürlich abhängig vom allgemeinen Verkehrsfluss. Die im Artikel angesprochenen Linien seien allesamt betroffen von den erwähnten Punkten.

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