An dieser Strasse hat kein Schüler als Muttersprache Deutsch
Das Quartier Fluhmühle-Lindenstrasse soll sich entwickeln. (Bild: sah)
Null Prozent der Schülerinnen haben Deutsch als Muttersprache, Einkommen weit unter dem Median, kaum Grünflächen, viele Kinder: Das Quartier Fluhmühle-Lindenstrasse kämpft mit Herausforderungen. Nun legt der Stadtrat ein Quartierentwicklungskonzept vor.
Fluhmühle-Lindenstrasse als eigenes Quartier ist selbst in der Stadt Luzern vielen kein Begriff. Das schattige Randquartier liegt zwischen Reussbühl und Bernstrasse und wird teils von der Hauptstrasse, teils von der Bahnlinie durchschnitten.
Um das Quartier zu verschönern, formulierte die Stadt 2011 Entwicklungsziele. Letztes Jahr musste sie jedoch feststellen, dass diese «ungenügend» erreicht wurden. In einem neuen Bericht und Antrag legt der Stadtrat dem Parlament daher ein zweites Quartierentwicklungskonzept vor. Es soll ab diesem Jahr umgesetzt werden.
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Warum muss dem Quartier geholfen werden? Dies fasst der Stadtrat wie folgt zusammen: Die Liegenschaften sind teils baufällig und seit 2011 gibt es keine Neubauten. Es gibt kaum Spiel- und Grünflächen, dabei leben überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche dort.
Der Anteil fremdsprachiger Ausländer ist hoch und die Einkommen tief. In der Lindenstrasse sprechen zum Beispiel 100 Prozent der Schülerinnen kein Deutsch als Muttersprache. In der Gesamtstadt sind es 46 Prozent. Der Ausländeranteil liegt dort bei 74 Prozent, in der Gesamtstadt sind es 26 Prozent. Das Medianeinkommen liegt bei 41'000 Franken, in der Gesamtstadt sind es 66'400.
Für den Stadtrat ist klar: «Das Potenzial des Quartiers liegt insbesondere bei seiner jungen Bevölkerung und der kulturellen Vielfalt.»
Das wurde für Fluhmühle-Lindenstrasse bereits erreicht
Einiges sei in den letzten Jahren gelungen. Zum Beispiel der Aufbau von Treffpunkten wie dem Frauencafé, Grüezi mitenand und dem Kindertreff. Vereine und engagierte Freiwillige würden aber weiter fehlen. Ein Grund: Meistens ziehen die Leute schnell wieder weg.
Auch baulich hat sich etwas getan. Mit dem Bebauungsplan Lindenstrasse wurde letztes Jahr eine Begegnungszone und ein Spielplatz eröffnet (zentralplus berichtete). Auch gibt es neue Gastro- und Kulturangebote wie den Mullbau, das Restaurant «gartenHAUS» und den Container 13. Doch für «andere Bevölkerungskreise» sei das Quartier dennoch nicht attraktiver geworden.
Das neue Konzept für Fluhmühle-Lindenstrasse soll ab 2025 greifen
Daher legt der Stadtrat nun ein neues Quartierentwicklungskonzept vor, das gemeinsam mit lokalen Akteuren und der Bevölkerung erarbeitet wurde.
Das neue Konzept zielt stark auf Kinder: Es soll mehr Freizeitangebote geben und Betreuungsangebote an der Volksschule. Ausserdem soll die Schule stärker bei der Betreuung fremdsprachiger Kindern unterstützt werden, 83 Prozent der Schülerinnen fallen im Quartier darunter. Besonderen Fokus erhalten auch die ganz Kleinen: «Es ist wissenschaftlich gut belegt, dass sich Investitionen im Vorschulalter um ein Vielfaches auszahlen», heisst es im Bericht.
Damit das Quartier lebendiger wird, soll die Quartierarbeit Nachbarschaftsnetzwerke fördern und den heutigen Quartierraum Lindenstrasse stärker öffnen. Ziel ist es auch, einen «Fluhmühle-Platz» zum Begegnungsort zu machen. Wo dieser liegen soll, ist noch unklar.
Wie bei der Lindenstrasse soll ausserdem ein Bebauungsplan Fluhmühle erarbeitet werden. Denn: «Das grösste städtebauliche Potenzial liegt im Gebiet Fluhmühle.» Dafür brauche es aber Veränderungen, an «relevanten Grundstücken.» Die Stadt will dafür alle Beteiligten an einen Tisch holen. Und dann auch den neuen Fluhmühlepark entlang der Bahngleise vergrössern.
Ein weiteres Schwergewicht der Planung ist die Zugänglichkeit: Schulwege sollen sicherer, zentrale Strasse wie Fluhmühlerain, Heiterweidweg und Längweiherstrasse umgestaltet werden. Ausserdem plant die Stadt die «Prüfung der Machbarkeit eines Schräglifts zwischen Lindenstrasse und Heiterweid».
1,8 Millionen Franken für die Entwicklung des Quartiers
All diese Ziele lassen sich nicht im Hauruck erreichen, viel mehr definiert die Stadt die Entwicklung des Randquartiers als «Daueraufgabe».
Eine Aufgabe, die kostet. In seinem Bericht beantragt die Stadtregierung einen Sonderkredit von 1,7 Millionen Franken und einen Nachtragskredit für 2025 in Höhe von 130'000 Franken. Damit wird unter anderem städtisches Personal aufgestockt.
Im nächsten Schritt darf der Grosse Stadtrat über den Antrag der Regierung entscheiden.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.
Tatsache ist, dass der letzte günstige Wohnraum auch in den genannten Quartieren verschwinden wird, sobald die genannten Massnahmen umgesetzt werden. Auf eine Wertsteigerung der Gegenden warten die Hauseigentümer und Vermieter schon lange. Es wird dann eine Umschichtung geben. Die nicht deutschsprechenden Kinder werden dann nicht mehr dort leben.
tabularasa, 11.02.2025, 11:15 Uhr
Super! Die Investitionen sind überfällig.
Man merkt die Präsenz der Kantonsstrasse. Und der Kanton scheint kein Interesse an Lebensqualität zu haben. Das Resultat des Busspur-Ausbaus ist armselig und kaum durchdacht. Noch immer ist der Xylophonweg mit Kinderwagen oder Rollstuhl nicht erreichbar. Noch immer sind die Strassenübergänge gefährlich und die Arbeiten wurden lieblos umgesetzt.
Was mich auch wundert ist, wer das "Kreuz" in der Stützmauer freigegeben hat. Was hat ein religiöses Symbol in einer Betonmauer verloren. Von wegen säkularer Staat.
Was braucht's zur Belebung der Lindenstrasse/Fluhmühle? Huch … nicht einfach.
Ich bin der Meinung, dass die Gentrifizierung angestossen werden muss … es wird nie teuer sein, eine Wohnung da zu mieten, da die Kantonsstrasse, das Gleis und die Besonnung sich so schnell nicht verändern wird. Aber es muss mehr Kultur und Leben stattfinden …
Im Stadtzentrum fehlt es an Atelier- und Kreativ-Räumen. Die Verbindung zur "Kunsti" besteht rein über die Anfahrt. Könnte man da ansetzen mit der Lindenstrasse als zentrale Achse, wäre wohl viel gemacht.
Mame, 10.02.2025, 20:07 Uhr
Und weshalb müssen wir als ehrliche Steuerzahler als das finanzieren? Die Leute dort haben ihr Einkommen und günstige Mieten. Sie sollten sich selber um ihre Kinder kümmern und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Es kann nicht sein, dass alles auf dem Buckel von anständigen Bürger geschieht, die immer mehr durch sog. soziale Projekte belastet werden.