Rockabilly-Urgestein Rony Mettler erzählt

Als sich die Teddy Boys in Luzern noch mit den Punks prügelten

Die Rockabillies streiften in den 80er-Jahren durch die Luzerner Altstadt. (Bild: Screenshot SRF)

In den 80er-Jahren zogen in Luzern die Teddy Boys durch die Strassen. Sie kleideten sich wie die grossen Rock-'n'-Roll-Idole und provozierten damit die älteren Generationen. Rony Mettler, ein ehemaliger Rockabilly, erzählt aus der Anfangszeit.

Die Luzerner Teddy Boys wünschen sich die 1950er und 1960er zurück. Mit Elvis-Frisuren, weissen Socken und Bomberjacken eifern sie seit den 80er-Jahren ihren grossen Vorbildern Elvis Presley und James Dean nach.

Bis heute hat die Bewegung ihre Anhänger, so auch in Luzern. Spezielle Läden und Bands zeugen davon. Und wenn in besseren Zeiten auch wieder Partys stattfinden, wird auch gerne mit dem stilechten Oldtimer vorgefahren.

Von Anfang an dabei war Rony Mettler, ein ehemaliger Teddy Boy aus Luzern. Er erzählt uns, dass alles mit dem Ende der Sekundarschule begann. «Ein Freund und ich konnten am Abschlussfest der dritten Sek Musik abspielen. Wir waren quasi die DJs. Es war völlig crazy zu sehen, wie die Leute dann zu den Rock-'n'-Roll Songs tanzten», so Mettler gegenüber zentralplus.

Rony Mettler im Interview mit SRF (Bild: Screenshot SRF)

Clublokal im Altersheim

Nach diesem unvergesslichen Abschlussfest brach bei Mettler das Rockabilly-Fieber aus. Er und seine Freunde begannen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie hörten nur noch Rock-'n'-Roll-Musik, kleideten sich wie die Jugend der 1950er-Jahren und begannen auch so zu tanzen. Neben den fünf Jungs seien auch «einige Mädchen» bei den Teddys gewesen, die stilgerecht meist Petticoats trugen. Diese bauschig-weiten Unterröcke sorgen dafür, dass die typischen, die Taille betonenden Kleider in der Form bleiben.

Teddies am Tanzen in Wolfenschiessen. (Bild: Aura/Emanuel Ammon)

Ihr Clubhaus hatten die Luzerner Teddy Boys, die sich fortan «Sox» nannten, in Reussbühl. Der Vater eines Mitglieds verschaffte der Gruppe Zugang zu einem kleinen Lokal, dass zu einem Altersheim gehörte. Dort trafen sich die Rockabillys regelmässig, um Feste zu feiern und zu Rock-'n'-Roll zu tanzen.

Zu dieser Zeit wurde auch das Schweizer Fernsehen auf die Luzerner Rockabillies aufmerksam und widmete den Teddy-Boys, denen auch Mettler angehörte, eine ganze Sendung.

Verfeindete Punks

Neben dem Clublokal verbrachten die Teddies auch viel Zeit in der Stadt Luzern. Sie schlenderten durch die Altstadt oder lungerten im Vögeligärtli herum. Eine richtige Stammkneipe hatten die Teddy Boys jedoch nicht. Natürlich wurden auch die Auftritte ihrer grossen Idole besucht. Mit einem selbst reparierten Chevy fuhren sie an Rock-'n'-Roll-Konzerte in der ganzen Schweiz.

Wer sind die Teddys?

Die Teddy Boys sind ursprünglich eine Jugendbewegung aus England, die erstmals Anfang der 50er-Jahre in Erscheinung tritt. Neben der Abgrenzung durch ihren Kleidungsstil zeigten die Teddy Boys ihren Protest auch durch den Rock 'n' Roll sowie Krawalle und Schlägereien.

Nachdem die Teddys in den 60er-Jahren durch andere Subkulturen wie etwa die Hippies abgelöst wurden, erlebten sie in den 80er-Jahren in vielen Ländern ein Revival.

«Am Anfang waren wir nur fünf Leute. Wir waren alle gemeinsam in der Schule. Doch mit der Zeit kamen immer mehr Leute dazu, die ich gar nicht richtig kannte», sagt Mettler. Mit den neuen Teddys kamen auch die Konflikte. «Es gab in den 80ern auch noch die Punks und die Rocker in Luzern. Wenn wir diese Gruppen per Zufall in der Stadt begegneten, suchten die neuen Teddys oft den Streit. Ich hätte mich einfach zurückgezogen, aber die Neuen suchten die Probleme.»

Rettung durch das Militär

Es sei nicht so, dass die Teddys viele Ausschweifungen gehabt hätten, so Mettler. Doch durch die neuen Mitglieder sei auch kriminelle Energie in die Gruppe gekommen. «Ein paar der neuen Teddy-Boys waren nicht wegen Rock 'n' Roll in der Gruppe. Die wollten einfach nur pöbeln.»

Mettler denkt gerne an die Zeit zurück, in der er als Rockabilly durch Luzern zog. «Es war eine gute Zeit mit vielen schönen Erinnerungen». Doch aus heutiger sicht ist er froh, dass sich die Gruppe nach etwas mehr als drei Jahren auflöste. «Nach der Lehre wurden wir alle eingezogen. Ich denke, dass Militär hat uns gerettet. Ansonsten wären wir wahrscheinlich immer tiefer in die Probleme reingerutscht», sagt Mettler.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von CScherrer
    CScherrer, 06.01.2021, 14:59 Uhr

    Leider nicht richtig recherchiert und wohl kaum Zeitzeugen befragt. Als Stadtluzerner erinnere ich mich, wie diese Truppe förmlich eine Treibjagd auf die Punks gemacht hat. Die haben sich nicht mit den Punks geprügelt. Diese üble Truppe hat die Punks verprügelt. Zeitweise konnte man als Jugendlicher nicht mehr durch die Altstadt, wegen diesen Chaoten.

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