Allein oder zu fünft? So gross sind Luzerner Familien
In Luzern kommen weniger Kinder auf die Welt als früher. (Bild: Symbolbild: Jonathan Borba/Unsplash)
Die Luzerner Familie verändert sich rasant. Mehr Menschen leben allein, während Grossfamilien seltener werden. Doch nicht überall im Kanton sieht das Familienleben gleich aus – Stadt und Land zeigen erstaunliche Unterschiede.
Weihnachtszeit ist bei vielen Leuten Familienzeit. Auch in Luzern. Über die Festtage hat sich vielerorts die weitere Verwandtschaft unter einem Dach versammelt – Onkel, Tante, Grosi, Cousin. Zur Freude (oder dem Leid) aller Anwesenden. Aber wie sieht die typische Luzerner Familie eigentlich aus?
Weiterlesen, sonst verpasst du:
wie sich die Haushalte im Laufe der Zeit verändert haben
in welcher Luzerner Gemeinde die meisten Grossfamilien leben
Rund 28 Prozent aller Luzerner leben in einer Familie. Als solche zählt Lustat Paare oder Alleinerziehende mit Kind(ern) bis im Alter von 25 Jahren. Nach Familientyp betrachtet, sind verheiratete Paare mit Nachwuchs nach wie vor die häufigste Familienform – sie machen 67 Prozent der Luzerner Familienhaushalte aus. Betrachtet man aber die Wohnsituation über die gesamte Luzerner Bevölkerung, zeigt sich ein anderes Bild.
Immer mehr Leute leben allein
Fakt ist: Luzerner leben zunehmend lieber allein. Heute machen je ein Drittel Einzelhaushalte oder Haushalte mit zwei Personen aus. Das war früher anders. Einzelhaushalte waren in den 1970ern in Luzern viel weniger verbreitet. Damals lebten knapp 15 Prozent der Bevölkerung allein. Ganz anders sah es hingegen bei den Grossfamilien aus.
War es früher absolut üblich, dass die Grosseltern, Eltern, Kinder und eine allfällige Menagerie von Tieren unter einem Dach lebten, ist dieses Modell heute weit weniger verbreitet. Grossfamilien mit fünf oder mehr Mäulern in einem Haushalt machen nur noch 6 Prozent aus – Tendenz sinkend. Zum Vergleich: Noch 1970 waren rund 25 Prozent aller Privathaushalte Grossfamilien.
Trotzdem gibt es sie, die Luzerner Gemeinden, in denen ein wesentlicher Teil der Bevölkerung zu fünft oder gar mehr im selben Haushalt wohnt.
So wie es in ländlichen Gemeinden üblicher ist, dass Familien grösser sind, gibt es auch Gemeinden, in denen besonders viele Menschen allein in einem Haushalt leben. Auffällig: Das ist häufig in Städten der Fall.
Mehr Luzernerinnen, nicht zwingend mehr Geburten
Wie sieht es hinsichtlich des Nachwuchses aus im Kanton? Die Luzerner scheinen nicht gerade ein fortpflanzungsfreudiges Völkchen zu sein. Im Jahr 2023 wurden im Kanton Luzern 4094 Kinder lebend geboren, das entspricht ungefähr dem Vorjahresniveau (zentralplus berichtete).
Während im Jahr 2021 ein starker Anstieg verzeichnet wurde – während der Corona-Lockdowns wusste man sich also zu beschäftigen –, war die Zahl der Geburten in den Jahren 2019, 2020 und 2022 tiefer. Zieht man die Anzahl der Verstorbenen ab, ergibt das fürs 2023 ein Bevölkerungsplus von gerade mal 764 Personen. Zum Vergleich: 1984 waren es noch 1466, 1994 mit 1443 ähnlich hoch.
Heutige Luzernerinnen sind also weniger gebärfreudig als frühere Generationen. Seit 2005 steigt die Geburtenzahl zwar wieder, das liegt aber gemäss dem Kanton hauptsächlich am Bevölkerungswachstum, und nicht an einer erhöhten Geburtenrate (zentralplus berichtete). Die Geburtenziffer im Kanton Luzern lag 1981 noch bei 1,76 Kindern. 2022 nur noch bei 1,39. Um einen idealen Ausgleich zwischen Alt und Jung zu schaffen, müsste jedoch ein Wert von 2,1 erreicht werden.
Frauen werden später Mütter
Die Frauen im Kanton Luzern bekommen nicht nur weniger Kinder als früher, sondern die Paare verschieben auch den Zeitpunkt der Familiengründung. Das zeigt sich im Anstieg des Durchschnittsalters der Frauen bei der Geburt. Im Jahr 2022 lag das Alter bei 32,2 Jahren – vier Jahre höher als noch 1981. Gründe dafür gibt es verschiedene. Manche Frauen würden später ins Berufsleben einsteigen, Ausbildungen dauern länger oder Lebens- und Verhaltensweise hätten sich verändert.
Das Alter ist auch ein Thema, das den Kanton Luzern beschäftigt. Denn wir steuern zunehmend auf eine Überalterung hin. Die Babyboomer geniessen mehr und mehr die Freuden der Pensionierung, während weniger Kinder nachrücken. Hinzu kommt, dass wir immer älter werden. In den letzten vierzig Jahren leben Männer im Schnitt 9,6 und Frauen 6,3 Jahre länger, bevor sie in die Grube fahren.
Resultat: Das Durchschnittsalter in Luzern steigt. So war Ende 2023 knapp jede fünfte im Kanton wohnhafte Person über 64 Jahre alt. Gegenüber 1991 ist der Anteil der über 64-Jährigen von 13,5 auf 18,7 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite hat der Anteil der Unter-20-Jährigen im gleichen Zeitraum abgenommen, nämlich von 25,5 auf 20,3 Prozent.
Luzern gilt als «besonders kinderfreundlich»
Immerhin, die Kinder, die in Luzern herumtollen, haben es in vielen Bereichen gut. Geht es nach dem Hilfswerk Unicef sind bislang elf Luzerner Gemeinden besonders kinderfreundlich. Mit der Initiative «Kinderfreundliche Gemeinde» unterstützt Unicef Schweiz und Liechtenstein Gemeinden bei der Umsetzung der Kinderrechte auf der kommunalen Ebene und zeichnet sie für dieses Bekenntnis aus.
Jüngstes Mitglied in der Liste ist die Gemeinde Beromünster. Sie wurde im Januar 2024 in die Liste aufgenommen. Vor ihr wurden Wauwil (2009), Hitzkirch (2013), Triengen (2017), Knutwil (2019), Sursee (2019), Wolhusen (2019), Kriens (2019), Luzern (2020), Neuenkirch (2020) und Adligenswil (2024) zertifiziert.
Wie sich das System Familie in den kommenden Jahren in Luzern entwickelt, kann nur die Zeit zeigen. Bis dahin bleibt nicht mehr übrig, als den Dichter Rainer Maria Rilke zu zitieren: «Kinder sind der Fortschritt selbst.»
Arbeitet seit 2020 bei zentralplus und betreut den Bereich Gastronomie.
In Luzern und Zug aufgewachsen und schon seit bald 20 Jahren als Texter und Autor unterwegs. Steht privat gerne am Herd und war während mehreren Jahren als Assistenz einer Luzerner Störköchin tätig.