Iron Maiden und Rammstein werden Anfang Juni 70’000 Rockfans anlocken. Doch aufgepasst: Parkplätze wird es auf der Luzerner Allmend fast keine geben. Zwar arbeiten die Veranstalter fieberhaft an einer Lösung, stehen dabei aber vor kniffligen Problemen.
50’000 Besucher werden das Rammstein-Konzert anlässlich des Festivals «Allmend Rockt» am Samstag, 4. Juni, mitverfolgen (zentral+ berichtete) plus tags zuvor bereits mindestens 20’000 das Iron-Maiden-Konzert. Die Luzerner Allmend wird aus allen Nähten platzen. Das grösste Festival der Zentralschweiz und einer der grössten Anlässe aller Zeiten auf der Luzerner Allmend stellt die Verantwortlichen vor eine gewaltige logistische Herausforderung. Manch einer macht sich Sorgen, wie all diese Massen den Weg auf die Allmend finden sollen – und wie sie von dort wieder verschwinden.
In der jüngsten Geschichte gab es wohl kaum einen Anlass, an welchem so viele Leute konzentriert an einem Wochenende auf der Allmend waren. Am ehesten ist noch das eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2004 in Erinnerung. Die Besucherzahl lag damals alleine in der Arena bei 43’000 Besuchern. Oder der Papst-Besuch im Jahr 1984, bei dem auf der Allmend 120’000 Menschen erwartet worden waren, aber «nur» 40’000 kamen. (Sehen Sie Bilder von Grossanlässen auf der Allmend in der Bildergalerie am Ende des Textes.)
Insgesamt befinden sich auf der Luzerner Allmend heute 3684 Parkplätze. Unterschieden werden diese in Alltags- und Veranstaltungsparkplätze. Logischerweise fallen fürs «Allmend Rockt» die Alltagsparkplätze schon mal weg. Wie der Name sagt, sind diese für den alltäglichen Gebrauch gedacht. Diese würden sich hauptsächlich auf dieser Seite der Horwerstrasse, wo auch die Swissporarena steht, befinden (siehe folgende Grafik).
Es müssten folglich die Veranstaltungsparkplätze herhalten. Doch hier wirds noch schwieriger, denn die Situation hat sich in den letzten Jahren stark verändert.
- Parkplatz Allmend / Messe Zirkusplatz inkl. Schotterrasen – 1000 Parkplätze (P1)
Der Hauptparkplatz auf der Allmend. Dieser wurde in den letzten Jahren zweimal vergrössert. Nur: Genau hier findet das Festival statt, alle 1000 Parkplätze fallen weg. Fazit: unbenutzbar.
- Parkplatz Leist – 74 Parkplätze (P5)
Dieser Parkplatz, entlang der Horwerstrasse vis-à-vis der Tennisplätze, wird ziemlich sicher von den Veranstaltern selbst gebraucht. Fazit: für Gäste unbenutzbar.
- Parkplatz Allmend / Messe Schiessstand – 300 Parkplätze
Dieser Parkplatz befindet sich hinter dem Parkhaus des Sportgebäudes. Durch eine Altlastensanierung wurde auf das Jahr 2013 hin im Bereich dieses Veranstaltungsparkplatzes ein Rad-/Fussweg zwischen Zihlmattweg und der Sportanlage Allmend Süd erstellt. Dadurch gingen 40 Parkplätze verloren. Die restlichen Parkplätze wurden ebenso gestrichen, weil die Kapazität beim Parkplatz Zirkusplatz erhöht wurde. Fazit: nicht mehr in Betrieb.
- Parkplatz Mattenhof in Kriens – 400 Parkplätze
Der Mattenhof-Parkplatz direkt bei der Zentralbahn Haltestelle Kriens-Mattenhof stand gemäss Konzept bis 2013 auch noch als Veranstaltungsparkplatz zur Verfügung. Später werde das zentral liegende Grundstück in eine andere Nutzung überführt, heisst es darin. Mittlerweile ist auch klar, in welche: Auf diesem Areal soll die Pilatus-Arena zu stehen kommen, über welche das Luzerner Stimmvolk am kommenden Sonntag befindet. Bebaut ist allerdings bis Anfang Juni noch nichts. Kann man den Parkplatz nutzen? Dagegen spricht, dass er nicht allwettertauglich ist. Fazit: unklar, ob nutzbar.
- Parkplatz Hinterschlund – 1000 Parkplätze
Der Parkplatz Hinterschlund, in der Nähe des Schlundkreisels, stand wegen einer kritischen Nachbarschaft schon immer nur für drei bis vier Veranstaltungen jährlich zur Verfügung. Seit 2015 ist das brach und zentral liegende Gewerbeland ganz aus dem Parkkonzept verschwunden, weil es sowieso bald in andere Nutzungen überführt wird. Die Situation ist dieselbe wie beim Mattenhof. Fazit: unklar, ob nutzbar.
- Parkplätze AAL und Strassenverkehrsamt – insgesamt 595 Parkplätze
Diese Parkplätze können nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Fazit: theoretisch möglich.
Bands brauchen auch viel Platz
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Es wird verdammt knifflig für die Autofahrer. Die Stadt Luzern, welche als Bewilligungsbehörde für den Anlass zuständig ist, bestätigt das. «Wir können zurzeit noch keine verbindlichen Angaben über die Nutzung der von Ihnen bezeichneten Flächen machen. Die damit verbundenen Optionen sind Teil des Verkehrskonzepts, das sich aktuell in Erarbeitung befindet», sagt Mario Lütolf, Leiter der Abteilung Stadtraum und Veranstaltungen.
«Das überzeugende Verkehrskonzept ist ein Herzstück der Auflagen an den Veranstalter.»
Mario Lütolf, Leiter der Abteilung Stadtraum und Veranstaltungen
Und: Veranstalter, Helfer, Medien, aber vor allem auch die Rockbands benötigen auch selbst Platz. Es war die Rede davon, dass Rammstein bis zu acht Lastwagen Material mitbringe. Die anderen Bands sind wohl nicht viel bescheidener.
Doch wie soll das befürchtete Verkehrs- und Parkchaos abgewendet werden? Lütolf sagt dazu nur: «Das überzeugende Verkehrskonzept ist ein Herzstück der Auflagen an den Veranstalter. Die Arbeiten an entsprechend massgeschneiderten Transportlösungen erfolgen in enger Abstimmung mit nationalen, regionalen und lokalen Transportdienstleistern, mit der Luzerner Polizei und den verwaltungsinternen Dienststellen wie etwa dem Tiefbauamt.»
Shuttle-Busse bringen Rockfans auf die Allmend
Lütolf konkretisiert, dass die Arbeiten am Verkehrskonzept auf Hochtouren laufen. «Da keine Parkplätze auf der Allmend zur Verfügung stehen, wird auf Park-and-Ride-Plätze im Grossraum Luzern ausgewichen werden müssen. Shuttle-Busse werden für das rasche Hin- und Wegführen der Besuchermengen besorgt sein.» Empfohlen wird sowieso die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr. «Dieser geniesst bei Grossanlässen breite Akzeptanz, so Lütolf. Der Veranstalter Good News verfüge zudem über viel Erfahrung in der Ausgestaltung der Transportmassnahmen, angepasst auf das Zielpublikum und dessen Nutzungsverhalten, erklärt Lütolf.
«Verkehrsmässig sind die Planungen der Veranstalter gemäss unserem Kenntnisstand noch nicht sehr weit fortgeschritten.»
Christian Bertschi, VBL-Mediensprecher
Wie weit fortgeschritten sind also die Planungen bezüglich Parkkonzept beim Veranstalter? Mediensprecherin Annina Tzaud von Good News sagt: «Es gilt noch Detailkonzepte zu erarbeiten, diese werden in den nächsten Wochen fertiggestellt.» Wirklich konkret wird sie nicht: «In den Wochen vor dem Konzert werden wir die Möglichkeiten bekannt geben können.»
VBL und Zentralbahn gefordert
Weil die Aussagen des Veranstalters relativ vage bleiben, hat zentral+ selber weitergeforscht und bei den möglichen Beteiligten nachgefragt. Christian Bertschi, Mediensprecher der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL), ist sich dessen bewusst, dass am ersten Juni-Wochenende einiges auf die VBL zukommen wird. Da wären etwa die öV-Nutzer, die mit dem Bus in die Allmend wollen. Dazu Bertschi: «Auf dem öffentlichen Liniennetz der VBL können wir einen solchen Event nicht bewältigen. Im Moment finden Verhandlungen statt, inwieweit VBL mit Shuttle-Bussen ab Bahnhof Luzern in den Einsatz gelangen kann.»
«Die Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern ist sehr positiv und produktiv.»
Annina Tzaud, Mediensprecherin «Allmend Rockt»
Bertschi sagt aber offen: «Verkehrsmässig sind die Planungen der Veranstalter gemäss unserem Kenntnisstand noch nicht sehr weit fortgeschritten.» Er bestätigt aber die Aussage Lütolfs, wonach nach Parkplätzen im Grossraum Luzern gesucht wird, und nennt konkrete Orte: «Offenbar sind dezentrale P&R-Plätze geplant, zum Beispiel Pilatusmarkt, Länderpark Stans, Pilatus-Flugzeugwerke, Ikea Rothenburg. Inwieweit diese aber gerade am Samstag (Einkaufs-Öffnungszeiten) verfügbar sind, wissen wir nicht.» Die Anfrage an VBL lautet, ob ein Shuttle-Service von dezentralen P&R-Plätzen zur Allmend möglich ist, präzisiert er. Das wäre gemäss Bertschi möglich: «VBL ist spezialisiert darauf, innert kurzer Zeit viele Personen zu transportieren.»
50 bis 70 Busse im Einsatz
Diese Shuttlebus-Fahrten würden für die Verkehrsbetriebe Luzern natürlich einen gewaltigen Mehraufwand bedeuten. Bertschti erklärt: «Gemäss unseren ersten Berechnungen müssten wir 50 bis 70 zusätzliche Busse einsetzen. Das bedeutet, dass wir bei anderen Transportunternehmen Busse dazumieten müssten, da der normale öV-Betrieb an diesen Tagen ja weitergehen muss.» Das Zusatzangebot, das VBL erstellen würde, müsste vom Veranstalter bezahlt werden, hält Bertschi fest. «Ein Shuttle-Service für eine private Veranstaltung ist nicht Teil des Angebots des öffentlichen Verkehrs.» Über die Offerte gibt VBL keine detaillierten Auskünfte.
Verkehrs- und Parkkonzept nur ein Puzzleteil
Die An- und Abreise der Rockfans ist nur ein kleiner Teil der gesamten Organsationsaufgaben. Mario Lütolf von der Stadt präzisiert, was es für die grundsätzliche Zusage des Stadtrates bräuchte. Er nennt die verkehrs- und sicherheitstechnische Machbarkeit sowie die Einhaltung der rechtlichen Grundlagen als Hauptpfeiler. Heisst konkret: «Zu den wichtigsten Veranstaltungsauflagen gehören die Themen Sicherheit und Verkehr, Beschallung, Verpflegung und Verkaufsstände, Reinigung und Entsorgung, Nutzung der Anlagen, Kommunikation sowie temporäre Bauten», erklärt Lütolf.
Nur: Bereits in drei Monaten ist es so weit. Eine Hauruckübung? «Nein, keinesfalls», meint Lütolf. Die ersten Kontakte seien bereits im Oktober 2015 erfolgt. Zum Austausch mit dem Veranstalter sagt Lütolf: «Er verläuft sehr positiv und ist getragen vom gemeinsamen Interesse, einen reibungslos funktionierenden Anlass auf die Beine zu stellen.» Und auch Tzaud vonseiten Good News ergänzt: «Die Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern ist sehr positiv und produktiv. Wir freuen uns, den Anlass zusammen mit der Stadt Luzern durchzuführen.»
Sicherheitskosten auch noch unklar
Ein weiterer spannender Punkt sind die Sicherheitskosten. Als kommerzieller Anlass werden gemäss dem neuen Polizeigesetz nur noch die ersten 200-Mann-Stunden von der Luzerner Polizei übernommen. «Die Planungen sind in vollem Gang, weshalb noch keine Details vorliegen. Ich konnte aber von unserem Planer erfahren, dass die Kosten wie im Gesetz vorgesehen verrechnet werden», sagt Polizeisprecher Kurt Graf.
Auch Annina Tzaud vonseiten des Veranstalters will über die detaillierten Sicherheitskosten keine Auskunft geben. Sie sagt lediglich: «Das Projekt als solches kostet mehrere Millionen.» Bei 70’000 Festivalbesuchern, die für ihr Ticket über 100 Franken bezahlt haben und am Konzert selbst auch nicht verhungern und verdursten wollen, sind aber auch bereits Einkünfte im zweistelligen Millionenbereich fix einzuplanen.
zentral+ berichtete bereits mehrfach über «Allmend Rockt»:
- 70’000 wollen ans «Allmend Rockt»: Run auf Rammstein – Festival wird doppelt so gross
- «Allmend Rockt»-Festival findet 2016 wieder statt: Rammstein und Iron Maiden rocken Luzern
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Die Stadt Luzern hat 2008 eine Broschüre über die «Ursprünge der Luzerner Allmend» veröffentlicht. Sehen Sie in unserer Bildergalerie Auszüge daraus von früheren Grossanlässen:
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