Wir sagen, was nicht stattgefunden hat

2015: Was in Zug alles hätte passieren können

Adjö Stadttunnel, adjö Zentrumplus, hiess es im Juni in Zug. Der Status quo, und damit auch der Stau, wird bleiben. (Bild: zentral+)

Ja hei, was da alles los war, im 2015! Ist ja der Wahnsinn … Genau. Das hatten wir bereits. Wir wollen nun aber vielmehr wissen, was in Zug nicht passiert ist. Eine Steuererhöhung etwa. Oder der Einzug eines Zugers in die Bundesregierung.

Die Zeit der Rückblicke, des nostalgisch Werdens ob des verflossenen Jahres, ach, wie wars schön, als das Hundegesetz so lasch umgesetzt wurde. Als der Tunnel in die Binsen ging, als der Stadtrat bürgerlich wurde.

Zentral+ blickt nun zurück auf all die Dinge, die in Zug 2015 nicht passiert sind. Denn da gibt es einiges.

Stau bleibt Stau

Beginnen wir beim Offensichtlichen. Zug wird nicht untergraben. Da fahren künftig keine Bagger auf und buddeln sich unter der Ägeristrasse und den Stadttürmen durch. Die Motorfahrzeugsteuer bleibt dort, wo sie ist, der Kanton darf seine 235 Millionen Franken (von insgesamt 890 Millionen) behalten, die er für den Monster-Tunnel hätte einsetzen müssen. Und der Zuger Baudirektor Heinz Tännler konnte sich kein eigenes Denkmal schaffen und musste sich zähneknirschend vom Herzprojekt Stadttunnel verabschieden.

Kein Zuger Bundesrat

Auch ein weiterer Traum blieb dieses Jahr unverwirklicht. Thomas Aeschi ratterte am 10. Dezember an der Wahl in den Bundesrat vorbei und enttäuschte dabei vor allem die vielen Zuger SVP-Geneigten, die bereits mit Bratwurst und Bier in Baar bereitstanden, und die vielen lokalen Bürger, die sich endlich wieder einmal einen Zuger in der Bundesregierung gewünscht hätten. Ist ja schliesslich schon 33 Jahre her.

Niederlage im Kampf gegen den gelben Riesen

Weiter ist auch in Zug kein gelbes Wunder passiert. Die Stadtzuger Regierung und Bevölkerung versuchten vergebens, sich gegen die geplante Schliessung der Hauptpost zu wehren. Trotz tausender Unterschriften, empörter Leserbriefe, mehreren Verhandlungen und dem Versuch, in Bern Druck zu machen. Nichts half. Die grassierende Epidemie der Postschliessungen in der Schweiz hat auch vor dem Kanton Zug nicht Halt gemacht. Geschlossen wurden die Postfilialen Neuheim, Walchwil und Oberwil. – Und nun auch die Zuger Hauptpost.

Die finanzielle Situation ist nicht besser

Was 2015 ebenfalls nicht passiert ist: Zug hat nicht plötzlich irgendwo noch ein paar Millionen gefunden, die den Finanzhaushalt entlasten würden. (Wer weiss, was für Schätze im Zuger Boden aufgetaucht wären, hätte man für den Tunnel zu graben begonnen …) Will heissen: Der Kanton hockt noch immer ziemlich tief in der Sparsuppe. Stellenreduktionen, tiefere Krankenkassenprämienverbilligungen, ÖV-Abbau und grössere Schulklassen bleiben somit auf der Sparliste stehen. Und da droht gar ein zweites Sparpaket …

Der EVZ versagt im Viertelfinal

1998. Das war schön. Als der EVZ den Meistertitel nach Hause genommen hat. Da war Zug selig. 2015 sollte kein solches Jahr werden. Im Gegenteil: Bereits nach dem Playoff-Viertelfinal hiess es: Koffer packen und ab an den Strand. Gegner Davos wurde anschliessend überlegen Schweizer Meister – der EVZ wartet weiter auf den zweiten Kübel.

Keine Steuererhöhung

Sparübungen mit Hochdruck: An Zugs Steuern wurde 2015 noch nicht gerüttelt. Dies, obwohl der Kanton Zug wohl noch nie so nah dran war, an der Steuerschraube zu drehen. Die Umsetzung des zweiten Sparpaketes, das der Finanzdirektor Peter Hegglin im September angekündigt hat, könnte Änderung bringen. Wie eine Steuererhöhung denn genau aussehen könnte, weiss noch niemand. Klar ist bloss: Der Kanton möchte zu den jährlichen 111 Millionen Franken zusätzliche 80 Millionen einsparen. Aber in die Zukunft wollen wir nicht gucken. Wir blicken heute nur zurück.

Die Glencore ist noch nicht pleite gegangen

Die Rohstoffkritiker haben sich ja bereits die Hände gerieben, als es vor einigen Monaten hiess «Aktien im Sturzflug» und «Glencore entlässt 1500 Mitarbeiter». Ihre Hoffnung, dass die Glencore den Schirm zumacht und zugrunde geht, blieb jedoch bis heute unbegründet. Es gibt ihn noch, den Rohstoffkonzern, auch wenn seine Aktien derzeit im Keller sind. Mit den Zuger Steuereinnahmen ist also vorläufig alles paletti.

Der Aktienwert der Glencore ist auch nicht mehr was er mal war.

Der Aktienwert der Glencore ist auch nicht mehr was er mal war.

(Bild: www.finanzen.ch/Bildschirmfoto)

Die Zuger Altstadt schläft nach wie vor

Eine weitere Leistung, die das Jahr 2015 nicht zu bewerkstelligen vermochte, ist die Belebung der Zuger Altstadt. Denn trotz neuem Altstadtreglement, das im September fertiggestellt wurde und mitunter eine Belebung der Altstadt hätte bewirken sollen, geht es dort noch immer ziemlich verschlafen zu und her. So sehr, dass es für die Läden in der Altstadt teils schwer ist, zu überleben.

Das neoliberale Zug fällt aus – dafür gibt’s ne Band

Die Stadt Zug ist nicht plötzlich neoliberal umgepolt worden seit der Wahl des bürgerlichen Stadtrates im Herbst 2014. Nein, viel geändert hat sich da nicht. Ja aber Moment mal! Irgendwas hat sich da doch geändert!  Der Stadtrat hat nämlich eine Band gegründet. Dolfi Müller am Banjo, Vroni Straub-Müller an der Querflöte, Urs Raschle am Waldhorn, Karl Kobelt am Klavier und André Wicki als Perkussionist. Das ist nicht nur wegen der instrumentalen Konstellation interessant. Bädäm-Tsss!

Sie glauben’s nicht? Hier der Beweis:

 

Kein Architekten-Mekka

Cham hat sich den Weg nicht geebnet, damit die Gemeinde künftig zum Pilgerort für Architekturliebhaber werden kann. Das Projekt einer Calatrava-Fussgängerbrücke wurde – aus Spargründen – gekippt. Dies, obwohl der Stararchitekt nach einem ersten Nein einzulenken versuchte, indem er mit einer günstigeren Brücke zu locken versuchte.

Stefan Thöni ist weder Regierungs- noch Ständerat

Auch dieses Jahr hat es Stefan Thöni, Co-Präsident der Zentralschweizer Piraten, wieder probiert. Den Einzug in ein politisches Amt. Letztes Jahr war es beim Versuch geblieben, den Zuger Regierungsrat zu entern, 2015 probierte er es mit einer Ständerats-Kandidatur. Und scheiterte. Doch noch ist nicht aller Tage Abend. Im Januar wird um den frei werdenden Regierungsratssitz von Peter Hegglin gerungen: Und Stefan Thöni ist bei dieser Partie «Reise nach Jerusalem» wieder mit am Start.

Das Podium 41 wird nicht versenkt

Ein Versuch der Stadtzuger SVP und verschiedener FDP-Politiker, die Beiträge fürs «Podium 41» zu kappen und dem Lokal damit den Garaus zu machen, verliefen im Sande. Das Podium 41, das sowohl als Restaurant wie auch als Ort für Randständige dient, darf weiterbestehen. Dies befand das Volk mit satten 70,5 Prozent Ja-Stimmen.

Günstig gibt’s nicht

Preisgünstigen Wohnraum, wir schaffen preisgünstigen Wohnraum! Ungefähr so präsentierte sich der Zuger Stadtrat Ende letzten Jahres vor den Medien. Und dann? Passierte nicht viel. Es ist also wie gehabt. Wer in Zug eine Familie aufziehen will, braucht einen guten Job. (Vielleicht nicht bei der Glencore.)  Oder aber muss sich mit dem Freiamt zufrieden geben. Das würde sowieso viel lieber zu Zug gehören, munkelt man. 5-Zimmer-Wohnungen für 1700 Franken! Den Nebel gibt’s franko dazu. Doch das Freiamt gehört noch immer zum Kanton Aargau. Vielleicht, weil es abgeschreckt wurde von Willi Vollenweiders Armeeidee. Siehe nächsten Punkt.

Der Kanton Zug kriegt keine eigene Armee

Es wäre die Möglichkeit gewesen, wieder mal ein Exempel zu statuieren, wieder mal zu zeigen: He, hallo, wir sind nicht nur Kirsch und Sonnenuntergang. Denn sind wir ehrlich, das ewige Gejammer über die Benachteiligung im nationalen Finanzausgleich wird langsam alt. Eine eigene Armee, wie das die SVP kürzlich gefordert hat, hätte das nötige Öl ins Feuer gegossen und unser Giftzwerg-Image gerettet.

Kein flauschiges Kirschtorten-Image

Das Image des Kanton Zugs hat sich nicht verschoben. Ist nicht von «die mit ihren Rohstoffgiganten und tiefen Steuern» übergegangen zu «ach ja, toll, dieser Kanton, mit den rosa Kirschtorten und diesem Wahnsinns-Kirschtortenplatz, der so richtig zum Verweilen lädt.» Trotz allen Bemühungen der Zuger Kirschtortengesellschaft, die das 100-Jahr-Jubiläum der Schnapstorte so richtig ausgeschlachtet hat. Aber das kann ja noch werden.

Möchten Sie auf weitere Geschehnisse hinweisen, welche dieses Jahr in Zug nicht stattgefunden haben? Nützen Sie die Kommentarfunktion!

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Waedi Walter Wyss
    Waedi Walter Wyss, 31.12.2015, 17:40 Uhr

    Das ist Journalismus vom Feinsten, geschätzte Frau Valeria Wieser !
    Viele Leute können sich in der Tat jeweils NICHT vorstellen, was eigentlich per Zufall oder anderen Gründen auch hätte passieren können als «worst case». In Wirtschaft &Wissenschaft etc. gibt es ja jeweils gewisse Exit- oder Murphy-System-Ueberlegungen in Zusammenhang mit Prozess, Planungen und Investitionen.
    Aber die Bürokratie-, Hierarchie- und Power Play-Mechanismen in der real existieren, global vernetzen Wirtschaft lassen solche «Was ist wenn das passieren wüde-«Gedankenbeispiele faktisch zu Makkulatur werden: Wer getraut seinen Chefs schon die Wahrheit zu sagen? Und wer hat immer imHinterkopf, dass die Schweiz zwar eine supergute Demokratie auf kommunaler & politischer Ebene, aber sicher nicht in der Real und Finanzwirtschaft – sofern es sich nicht um aufgeschlosene Klein-KMU’s und patronal-souveränen Firmen handelt. Der Regelfall ist immer noch:
    => Sobald frau & mann Werk-, Dienstleistungs- oder Finanzplatz-Räume oder akadamische Institutionen betreten, gilt: BITTE SCHWEIZER DEMOKRATIE AN DER GARDEROBE ABGEBEN. Garderobe abgegeben.

    Zudem hiess es schon vor 40 Jahren: «Jede Lebensstelle dauert so lange wie die Kündigungsfrist.» Heutzutage gibt es einerseits seit dem Ausbruch der neoliberalen Seuche eh keine Lebensstellen mehr, was ich wertfrei meine. Und andrerseits sind strategisch clevere Job-Wechsel jeglicher Art karriere- und kohle-fördernd -SOFERN frau und man jung, gut gebildet ( auch im Sinne des «AkademisierungsWahnnsinnes» gemäss Rudolf Staahm, ink. Bezahlstudien notabene) und schleimfähig sind.

    Aeltere, «schwaechere» ArbeitnehmerInnen mit sogenannten «Leistungsbeinträchtigungen» praktisch statt theoretischem Denken, Erfahrung, Selbstdenkverrmögen und Zivilcourage sind im heutigen»perversen» System selbstverständlich fehl am Platz. Die gehören in den zweiten, dritten und vierten Arbeitsmarkt mit seinen teilweise absurden Mechanismen und in Sozialversicherungen abgeschoben. Das meinen nicht nur Wirtschatsführer, sondern auch viele junge Menschen. Sie sind sich dessen nur nicht bewusst.

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