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Mehr als 20 Nationen präsentierten an der Luga ihre Trachten und traditionellen Kleider. (Bild: jav)
An der Luga zeigten über 70 Menschen Trachten aus ihren Herkunftsländern: Kamerun, China, Thailand oder Sri Lanka. Auch die Luzerner Sonntagstracht war vor Ort. Wer dabei den Rekord mit den meisten Unterröcken aufstellte und weshalb man in Persien die Nase verhüllte, hier gibt’s die Antworten.
Wilde Muster, Blumenstickereien, Spitze, geflochtene Haare – in den verschiedensten Variationen, Farben und Formen finden sich diese Dinge bei der Trachten-Modenschau am «Tag der Nationen» an der Luga. Rund 70 Frauen und Männer aus über 20 Nationen präsentieren auf der Bühne die traditionellen Kleider ihrer Herkunftsländer.
Dazu gibt’s afghanischen Tee, eritreischen Kaffee und kolumbianisches Agua de panela. Die Fachgruppe Integration Luzern organisiert den Tag der Nationen an der Luga bereits zum zehnten Mal gemeinsam mit zahlreichen Organisationen aus der Region.
Symbolik, wohin man blickt
Festlich sieht es mitten auf der Luga plötzlich aus, exotisch und folkloristisch aufgebrezelt stehen am Donnerstag dutzende Frauen und Männer auf der Bühne. Die Trachten und traditionellen Gewänder, die sie präsentieren, haben für viele eine sehr persönliche Bedeutung.
Doch bei der Tracht geht es um viel mehr als nur um die schicke Optik oder die Tradition. Trachten sind voller Symbole und bedeutungsschwangerer Details. Wir haben die Models vor Ort gefragt und einige spannende Details erfahren.
Bei Sonnenaufgang Blumen pflücken
Besonders bei den russischen Teilnehmerinnen kommt ganz schön etwas an Symbolen zusammen.
Die Muster auf den russischen Trachten haben allesamt eine Bedeutung. Ein Zeichen bringt Licht, ein anderes steht für die erwachsene Frau und ihre Wurzeln, wieder ein anderes trägt Frau nur am Tag vor der Hochzeit, der Vogel steht für Fruchtbarkeit. Eines für die Göttin, die junge Frauen schützt. Eine geknüpfte Kordel um die Taille symbolisiert: gebunden. Weite Ärmel bedeuten, dass die Frau «viel Weisheit gesammelt hat und diese nun verteilt», sagt eine der Frauen lachend und schwenkt demonstrativ ihre Arme.
Die Kleider wurden früher von jeder Frau selbst aus den Materialien Leinen, Brennessel und Cannabis gefertigt. Der Kopfschmuck, stets aus Birke, trägt das dritte Auge in der Mitte.
Bei den verheirateten Frauen sitzt an dieser Stelle eine Haube. Trägt die Single-Frau einen Blumenkranz auf dem Kopf, sollte der aus zwölf verschiedenen Blumen, die die Frau bei Sonnenaufgang gesammelt hat, hergestellt werden.
Achtung: Begehrenswerte Nasen
Im Süd-Iran sah im alten persischen Reich der Hijab noch etwas anders aus als heute, erklärt uns eine golden maskierte Frau. Diese kleine Maske sollte Augenbrauen und Nase verstecken. Denn die Frauen in der Region sollen besonders begehrenswerte Augenbrauen und Nasen gehabt haben.
Beschnitten und behütet
In der Slowakei trägt der Single-Mann in Tracht, je nach Region, eine Feder am Hut. Diese wird ihm bei der Hochzeit nicht einfach weggenommen, sie wird abgeschnitten. «Bei den Damen steht die Haube dafür, dass die Frau unter der Haube ist», erklärt ihr Begleiter, ohne Feder am Hut.
Das neue Kleid des Frühlings
In Afghanistan tragen die Männer zu den grossen Festen wie Hochzeiten und zum 13-tägigen Neujahrsfest Ende März ihre traditionelle Tracht. Die Kleidung soll farbig, ganz sauber und möglichst neu sein. «Denn so wie der Frühling sein neues Kleid anzieht, tun es in der persischen Tradition seit rund 4000 Jahren auch die Männer», erklären uns die Herren beim Tee.
Die Luzerner Sonntagstracht hat keine symbolisch wichtigen Teile, so weit sie wissen, sagen Mutter und Tochter. In Ob- und Nidwalden gebe es Haarschmuck, der den Beziehungsstatus anzeige, weiss die Luzernerin in Tracht. Im Kanton Luzern hingegen variierten lediglich die Farben je nach Region. Wären die Damen beispielsweise in Grün da, dann wisse man, dass sie aus dem Entlebuch kämen.
Viele Röcke, viele Münzen
Die Luzernerinnen haben jedoch noch etwas an Beinfreiheit. In Kroatien schmückt sich die Frau in der Tracht mit ganzen acht Unterröcken. Als Zeichen von Reichtum wird eine Kette aus österreichischen Goldmünzen getragen – echten, oder halt eben solchen aus Plastik. Die Kopfbedeckung bei den Frauen wird mit dem Alter dunkler. Und bevor die Frau verheiratet ist, trägt sie keine Haube, ihr Haar wird zu Zöpfen geflochten.
Mehr Eindrücke von der Trachten-Modenschau gibt es in der Slide-Show:
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Eine goldbestickte ostkroatische Tracht – aus der wohlhabenderen Region – neben zwei einfacheren, aber farbenfroheren nordkroatischen Trachten. (Bild: jav)
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Die Präsentation des traditionellen chinesischen Kleids überzeugte auch die Mit-Models. (Bild: jav)
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Grosse Muster, grosse Begeisterung auch bei den Kolleginnen aus Sri Lanka: ein traditionelles Kleid aus Kamerun. (Bild: jav)
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Am afghanischen Stand wurde Tee serviert – und persische Geschichte. (Bild: jav)
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In Thailand haben nicht nur die Kleider, sondern vor allem die Bewegungen grosse Bedeutung. (Bild: jav)
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Traditionelle kroatische Tänze mit acht Unterröcken. (Bild: jav)
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