Kein Gehör für die Kritik

Geschlossene Badi in Hünenberg: Gast wirft Gemeinderat Willkür vor

Ein Einwohner von Hünenberg lässt seinem Unmut in einem Leserbrief freien Lauf. (Bild: zvg)

Ein Hünenberger greift in einem Leserbrief den Gemeinderat frontal an. Grund ist, dass er an einem Spätnachmittag bei der Badi vor verschlossenen Türen stand. Mit der Kritik kann man im Gemeindehaus nicht viel anfangen.

Schliesst die Gemeinde Hünenberg ihre Bürger willkürlich aus der Badi aus? Und das bei hochsommerlichen Temperaturen? Diesen Vorwurf richtete am Freitag zumindest der genervte Leserbriefschreiber Urs W. Schnider in der «Zuger Zeitung» an die Behörden.

Konkret stösst Schnider sauer auf, dass er an einem Spätnachmittag bei der Badeanstalt plötzlich vor verschlossenen Türen stand: «Nun wollten wir um 17.15 Uhr baden gehen und sahen die Badi abgesperrt. Dies soll wegen Vandalismus sein. Das ist absolut inakzeptabel», moniert der Badegast aus dem angrenzenden Quartier, der gemäss eigenen Angaben seit über 40 Jahren zur Abkühlung in der Badi Hünenberg in den See springt.

«Wenn einige Vandalen alles kaputt machen, sind andere Massnahmen zu treffen, als unbescholtene Bürger vom Baden abzuhalten», beklagt sich der Mann weiter. Hinzu komme, dass nirgends die Öffnungszeiten angegeben seien. «Die Badi Hünenberg wird also nach Lust und Laune geschlossen. Sie bestrafen die Anwohner für Fehler von Fremden», so die Botschaft des enervierten Bürgers ins Gemeindehaus.

Gemeinderat hat Kenntnis vom Leserbrief

Der Unmut des Mannes wird insbesondere bei folgendem Satz deutlich: «Schliesst der Gemeinderat Hünenberg eigentlich auch die Besitzer ein anstatt bloss die Einbrecher?», fragt er rhetorisch. Hinzu komme, dass die Badi zu 50 Prozent mit Steuergeldern finanziert werde und die Einheimischen dennoch keinen Rabatt geniessen würden. Obwohl das Strandbad heuer wegen Corona vergleichsweise spät eröffnet worden sei. Schnider spricht von einem «Schildbürgerstreich».

Bei der Gemeinde habe man vom gepfefferten Leserbrief und den geäusserten Vorwürfen Kenntnis genommen, sagt Gemeindeschreiber Guido Wetli auf Anfrage. Entsprechend hat der Gemeinderat kurzerhand eine Stellungnahme verfasst, die zentralplus vorliegt.

«In den letzten Wochen mussten auf dem Badi-Areal in der Nacht leider wiederholt Vandalismus und Verunreinigungen festgestellt werden. Trotz nächtlicher Kontrollen konnte dies nicht verhindert werden. Deshalb wurde ein kurzfristiges Betretungsverbot ausgesprochen, das die Zeit nach dem abendlichen Betriebsschluss des Restaurants (...) betrifft», schreibt der Gemeinderat. Es sei indes nicht vorgesehen, diese Sperre dauerhaft beizubehalten und die Lagebeurteilung werde laufend vorgenommen.

«Herr Schnider verschweigt, dass es sich um einen einzigen Tag gehandelt hat, bei dem er um 17.15 Uhr nicht in die Badi baden gehen konnte.»

Der Hünenberger Gemeinderat in seiner Stellungnahme

An die Adresse des Leserbriefschreibers antwortet die Exekutive ihrerseits mit deutlichen Worten: «Herr Schnider verschweigt, dass es sich um einen einzigen Tag gehandelt hat, bei dem er um 17.15 Uhr nicht in die Badi baden gehen konnte. Am besagten Tag herrschten unglückliche Umstände. Einerseits gab es mitten am Tag ein heftiges Gewitter und es sah gemäss Wettervorhersage auch für den Rest des Tages nicht wirklich gut aus.»

Darum, und weil keine Badegäste mehr vor Ort gewesen seien, sei der Badmeisterbetrieb eingestellt worden. Auch das Restaurant sei unter diesen Umständen verständlicherweise geschlossen worden. «Dass danach das Wetter so stark aufklarte, überraschte die Restaurantequipe. So kurzfristig konnte sie aber den Betrieb nicht mehr aufnehmen. Darum blieb nicht nur das Restaurant, sondern auch das Seeufer gesperrt», führt der Gemeinderat aus.

Andere Badis schlossen an dem Tag noch früher

Um sich zu rechtfertigen, richten die Verantwortlichen den Blick in die Nachbargemeinde Cham, wo die Badibeiz an besagtem Tag bereits um 15 Uhr den Laden dichtgemacht habe. «Dass die Badi Hünenberg nach Lust und Laune geschlossen wird, ist somit eine Unterstellung», hält der Gemeinderat fest.

Was das Thema «Steuern» betrifft, sei hinzuzufügen, dass gerade deswegen eine zeitliche Sperrung vorgenommen werden, um Steuergelder zu schonen – denn so habe man weitere Beschädigungen und Verunreinigungen verhindert. Damit habe die Polizei auch die Möglichkeit erhalten, einzuschreiten, wenn jemand das Verbot missachtet.

Ob die Gemeinde letztlich richtig gehandelt hat oder sich Urs W. Schnider zurecht aufregt, dürfte Ansichtssache sein. Das Thema «Badi» scheint in diesem aussergewöhnlichen Corona-Sommer jedenfalls Anlass für hitzige, ja sogar gehässige Diskussionen zu sorgen. Denn auch in Luzern hatte sich ein langjähriger Badegast diese Woche über das eingeführte Corona-Regime enerviert (zentralplus berichtete).

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