Stadtparty des Jahres

Zug taucht in seine bewegte Bahngeschichte ein

Das OK trotzte zur Eröffnung des Pavillons auch dem Regen. Daniel Christen (l.) und Philipp Schweiger (r.), freuen sich auf das ZugFäscht am 3. September. (Bild: PLU)

Wusstet du, dass vor 125 Jahren bei der heutigen reformierten Kirche Zug ein Sackbahnhof stand? Diesen und seine Geschichte rückt das Zug Fäscht in den Mittelpunkt. Der Pavillon, der den Bahnhof in die Gegenwart zurückholt, offiziell eröffnet.

Zug ist in Feierlaune. Es ist bald 125 Jahre her, dass der erste Bahnhof der Stadt eröffnete. Erbaut hat diesen Bahnhof der Architekt Jakob Friedrich Wanner zwischen 1863 und 1864. Der Sackbahnhof stand dort, wo sich heute die reformierte Kirche befindet.

Gleichzeitig gibt es im öffentlichen Verkehr noch einen weiteren Grund zum Feiern. Vor 175 Jahren wurde die erste Eisenbahnlinie in der Schweiz in Betrieb genommen. Die Stadt Zug nimmt dies zum Anlass, am Samstag, 3. September, mit dem ZugFäscht gross zu feiern (zentralplus berichtete).

Dann sollen rund 50’000 Gäste aus Zug und Umgebung zum Fest strömen. Zum Vergleich: Beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2019 zählte Zug rund 420’000 Besucher.

Der alte Bahnhof ist zurück in Zug

Nein, das ist keine Fata Morgana! Bei der reformierten Kirche in Zug steht plötzlich ein Bahnhof. Es ist jener, der bereits von 1864 bis 1897 dort stand. Nicht nur der Bahnhof, auch das Rollmaterial aus der Zeit erlebt an dieser Stelle eine Wiedergeburt.

Daniel Christen ist für die Szenografie zuständig und erklärt: «Der erste Bahnhof von Zug spielte eine zentrale Rolle.» Für Zugs wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung war dieser Bahnhof ein Eckstein. Doch der Bahnhof wurde in der Bevölkerung nicht nur positiv gesehen. «Einige hatten Angst, dass der Bahnhof mit seinen Passagieren Krankheiten nach Zug bringen könnte.»

Als die Zeit des ersten Bahnhofes vorbei war, wurde er nicht einfach abgerissen. Er wurde nach Wollishofen verschoben und steht noch heute an diesem Ort. «Für uns war klar, mit dem Jubiläum wollten wir den Bahnhof wieder zurück nach Zug holen», sagt Christen.

Die alte Fotografie zeigt, wie der Bahnhof von 1864 in Zug ausgesehen hat.
Die alte Fotografie zeigt, wie der Bahnhof von 1864 in Zug aussah.

ZugFäscht wurde mit dem Pavillon lanciert

Der Pavillon liefert der Bevölkerung einen Einblick in das Leben im 19. Jahrhundert. «Mit dem Pavillon wird das ZugFäscht so richtig lanciert», freut sich Co-Projektleiter Philipp Schweiger.

Im Zentrum steht eine nach­ge­baute, historische Dampflokomotive, die dank moderner Technik die früheren Zeiten erlebbar macht. Mittels Videoprojektion steht da plötzlich ein Lokomotivführer in seiner Lokomotive und nimmt die Besucherinnen mit auf eine zehnminütige Reise durch das historische Zug.

So sieht es aus, wenn die Holzkonstruktion plötzlich zum Leben erweckt wird.

Die alte Karte zeigte schon die Zukunft

Im Pavillon sind auch Fotografien und Karten zu sehen. Einige werden zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit gezeigt. Der Zuger Autor Michael van Orsouw ist der inhaltliche Projektleiter und zeigt uns einen besonderen Schatz. «Das ist eine Karte, die den ersten Bahnhof von 1864 zeigt. Da wurde ganz fein mit Bleistift der zweite Bahnhof von 1897 auch schon eingezeichnet.»

Es sei ein absoluter Glücksfall, dass er diese Karte im Archiv überhaupt gefunden habe. «Ich dachte nur: Wow! Super! Es war klar, dass wir diese in die Ausstellung nehmen wollen.» Für die Ausstellung wurden verschiedene Bildquellen genutzt. In der Zentralbibliothek Zürich und Zug wurde Orsouw fündig. «Das war echt etwas Besonderes. Die haben dort eine Glasplattensammlung und diese wird derzeit digitalisiert.» Die Verantwortlichen haben jene Glasplatten im Digitalisierungsprozess vorgezogen, die das Thema Bahnhof und Zugreisen zeigen.

So wird das grösste Stadtfest des Jahres

Das Stadtfest ist eigentlich ein Kantonsfest. Denn die elf Zuger Gemeinden machen aktiv in der Stadt mit. Das Festgelände sieht drei Bereiche vor, die nach Themen unterteilt sind.

Im Norden soll zwischen Bahnhof und Güterbahnhof eine historische Meile zur Eisenbahngeschichte entstehen. Geplant ist beispielsweise, dass der «Rumpelbus», der erste Zuger Bus Orion, unterwegs sein wird. Im Bereich des Stadthauses geht der Blick in die Zukunft: Diese «Meile» beschäftigt sich mit neuen Mobilitätsformen und den künftigen Grossprojekten wie Zimmerberg-Basistunnel oder Durchgangsbahnhof.

Das ZugFäscht findet am Samstag, 3. September, von 12 Uhr bis 2 Uhr statt.

Hier kannst du beim ZugFäscht im September einiges erleben. Zug bereitet sich auf das grösste Stadtfest des Jahres vor. (Bild: ZugFäscht)

Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 18. August. Wir haben ihn akualisiert.

Verwendete Quellen

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Martin Stuber
    Martin Stuber, 20.08.2022, 20:18 Uhr

    Wir feiern nicht den ersten Bahnhof, sondern den zweiten, der 1897 eingeweiht wurde. Und wir feiern mit dem ZugFäscht vor allem die Inbetriebnahme der Strecke Thalwil-Baar-Zug-Walchwil-Goldau! Wegen dieser neuen Bahnstrecke musste – respektive konnte – ein neuer Bahnhof gebaut werden. Wir feiern deshalb auch 125 Jahre Bahnhof Baar und Bahnhof Walchwil. Und dank dieser neuen Bahnstrecke wurde Zug zum Verkehrsknotenpunkt.
    Der Artikel in Zentralplus ist vielleicht symptomatisch dafür, dass dieser zentrale Aspekt im Pavillon zu wenig zum Ausdruck kommt.
    Martin Stuber, Initiant ZugFäscht

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