Stadt Luzern war Pionierin

Shoppingcenter: So kaufte man vor 50 Jahren in Luzern ein

Einkaufen im ersten Shoppingcenter der Schweiz: So sah es 1967 in der Migros im Schönbühl-Center in Luzern aus. (Bild: Migros Luzern)

Die uramerikanische Erfindung der Shoppingmalls ist heute auch in der Schweiz nicht mehr wegzudenken. Vorreiter war dabei die Stadt Luzern. zentralplus blickt ein halbes Jahrhundert zurück, als in Luzern das erste Schweizer Einkaufscenter eröffnet wurde.

Grosse Einkaufscenter haben sich in der Schweiz längst etabliert. Der amerikanische Trend der «Malls», wo Leute bequem und unter einem Dach in verschiedenen Läden einkaufen können, schwappte in den 1960er-Jahren auch in die Schweiz – und zuerst nach Luzern, mit der Eröffnung des Schönbühl-Centers.

Heute haben die grossen Center mit Besucherschwund und der Konkurrenz durch den Onlinehandel zu kämpfen. Bei einigen Luzerner Adressen läuft es besser, andere haben mit leeren Ladenflächen zu kämpfen, wie etwa die «Mall of Switzerland» (zentralplus berichtete). Die «Mall» in Ebikon ist mit einer Eröffnung im November 2017 das jüngste Glied in der Kette der Luzerner Einkaufscenter. Aber wie sieht die Geschichte der Einkaufscenter in Luzern eigentlich aus? zentralplus ist bei den Luzerner «Malls» auf Spurensuche gegangen.

Schönbühl-Center: Eine Schweizer Premiere in Luzern

Den Anfang machte wie erwähnt das Schönbühl-Center im Tribschenquartier. Als es am 16. November 1967 eröffnete, war es das erste Shoppingcenter dieser Art in der Schweiz.

Das Schönbühl-Center bei seiner Eröffnung 1967. (Bild: Screenshot SRF)

Der Bau sorgte auch darum für Aufsehen, weil gleich daneben und zeitgleich das Schönbühl-Hochhaus entstand. Für das Hochhaus zeichnete niemand geringeres als der finnische Stararchitekt Alvar Aalto verantwortlich. Der Wohnturm ist Aaltos einziges Gebäude in der Schweiz. Im damals eher ruhigen Tribschenquartier, das vor dem Center vor allem mit Grünflächen aufwarten konnte, eine kleine Sensation – und ein Aufreger.

Der rund 50 Meter hohe Wohnturm – der auch nach einer umfassenden Sanierung 2019 äusserlich relativ unverändert geblieben ist (zentralplus berichtete) – stiess zu Beginn auf Widerstand aus der Bevölkerung. «Unsere Anwohnerschaft ist sehr erregt, dass man ihnen nun eine Wand vor die Augen stellt», sagte der damalige Präsident des Quartiervereins, Jean Lipp, gegenüber «SRF». Heute hat sich das Hochhaus längst im Allgemeinbewusstsein etabliert.

Bei der Eröffnung bot das Schönbühl-Center neun verschiedene Geschäfte sowie eine Post- und eine Bankfiliale, einen Coiffeursalon und ein kleines Restaurant. Geparkt wurde auf einem der 180 Parkplätze auf dem Dach des Centers oder im nahen Umfeld.

Besucher konnten bei der Eröffnung in neun verschiedenen Geschäften einkaufen. Heute sind es fast doppelt so viele. (Bild: Screenshot SRF)

In den 1980er-Jahren wurde das Schönbühl-Center erstmals umfassend umgebaut. Im Untergeschoss, das eigentlich als Tiefgarage für das Aalto-Hochhaus gedacht war, wurde Platz für weitere Läden geschaffen.

Heute ist das einst einzigartige Einkaufscenter ein beliebter Quartiertreffpunkt mit 16 Geschäften geworden. Zwar haben jüngst erst zwei Läden das Shoppingcenter verlassen, Grund zur Panik gibt es gemäss Center-Eigentümerin aber nicht. Die schweizweit erste «Mall» bleibt der Stadt Luzern weiterhin erhalten (zentralplus berichtete).

In der Sendung «Antenne» berichtete das «SRF» damals über die Eröffnung des «modernsten Einkaufscenters der Schweiz» und interviewt dabei auch Initiant Felix von Schuhmacher, der etwas nervös erklären muss, was ein Shoppingcenter überhaupt ausmacht:

Der Löwe bekommt sein eigenes Shoppingcenter

Nur wenige Gehminuten vom Löwendenkmal entfernt steht das Löwencenter. Dieses feiert in rund drei Jahren sein 40-jähriges Jubiläum. Seinen Anfang nahm es Ende der 1970er-Jahre, als die Basler Architekten Hans Zwimpfer und Ruedi Meyer einen Wettbewerb zum Bau des Löwencenters gewannen. Geplant war ein Gebäudekomplex, der nicht nur Einkaufsmöglichkeiten und Büroflächen, sondern auch Wohnungen bieten sollte.

Gebaut wurde es an der Zürichstrasse, wo bis dahin einige Vorstadthäuser und Gewerbegebäude standen – etwa das Café Heini. Im August 1986 eröffnete das Löwencenter nach rund vier Jahren Bauzeit und einem finanziellen Aufwand von 100 Millionen Franken, wie damaligen Medienberichten zu entnehmen ist.

Wo heute das Löwencenter steht, war 1983 noch das Café Heini und dahinter das City Parking mit Möbel-Pfister. (Bild: Stadtarchiv Luzern: F2a_Zuerichstrasse)

Mit leeren Ladenflächen haben nicht nur heutige Shoppingcenter zu kämpfen. Wie ein Artikel in der «LNN» vom 11. Februar 1993 zeigt, hatte das Löwencenter im Obergeschoss mit einer «eher abgestorbenen Zone» bereits dasselbe Problem. Drei grössere Ladenflächen im linken Bereich der Etage seien leer. «Macht sich hier eine Rezession oder eine räumliche Fehlplanung bemerkbar?», stellt der Artikel die Frage in den Raum.

Ruth Sigrist, die damalige Geschäftsführerin der Centerverwaltung, war sich der Problematik bewusst. Geplant war, diesen Teil des Centers bei einem Umbau transparenter zu gestalten. Knapp zehn Jahre nach der Eröffnung wurde die Ladenpassage schliesslich von Zwimpfer Partner AG umgebaut. Der jüngste Umbau fand 2019 statt. Dann erhielt das Löwencenter während einer rund 14-monatigen Bauphase für rund zehn Millionen Franken eine neue Fassade (zentralplus berichtete).

Die Geburt des Emmen Centers

Es ist heute wohl das am besten frequentierte Shoppingcenter in der Region: das Emmen Center. Seine Türen öffnete es am 19. Februar 1975 als «Shopping Center Emmen». Bei seiner Eröffnung war es die grösste Shoppingmall der Zentralschweiz. Insgesamt 45 Geschäfte waren hier unter einem Dach vereint. Hinter dem Projekt stand das Genfer Familienunternehmen Maus Frères SA.

«Der Dorfplatz wird neu erfunden, und die Kundschaft findet praktisch alles an einem Ort», beschreibt das Emmen Center heute das Konzept auf ihrer Website. Die Idee schlug ein. «Bereits im ersten Jahr wurde ein Umsatz von 96,2 Millionen Franken erzielt», erinnerte sich der erste Direktor Josef Esterházy. «Als ich 26 Jahre später ging, war der Umsatz bei etwa 200 Millionen Franken.»

Eine grosse Umgestaltung erlebte das Center zwischen 1999 und 2001. Während drei Jahren wurde es komplett renoviert und um eine dritte Etage erweitert. Am 11. September feierte es unter dem neuen und bis heute gültigen Namen «Emmen Center» seine Neueröffnung. Aktuell beschäftigt das Center rund 1000 Mitarbeitende und verzeichnet jährlich um die 4,5 Millionen Besucher.

Kriens zieht nach: Pilatusmarkt

Auch die Stadt Kriens mischt mit dem Pilatusmarkt im Einkaufscenter-Geschäft mit. Und das seit März 2006. Dann nämlich wurde das mehrstöckige Center an der Ringstrasse eröffnet. Besucherinnen können hier unter anderem in einem Coop Supermarkt, in verschiedenen Kleidungsgeschäften, einem Jumbo und einem kürzlich eröffneten McDonalds-Restaurant einkaufen (zentralplus berichtete).

Älteren Semestern dürfte der alte «Pilatus Markt» noch ein Begriff sein. Nur wenige Autominuten entfernt gab es im Nidfeld-Gebiet, gegenüber dem Coop-Verteilzentrum, von 1976 bis zur Eröffnung des neuen Standortes bereits einen Pilatus Markt. Diesem einstöckigen Gebäude war ein grosses Parkfeld vorangestellt. Das Gebäude wurde 2013 abgerissen. Heute entstehen hier unter anderem Studentenwohnungen (zentralplus berichtete).

Die Parkplätze sind noch zu erkennen. Vom ehemaligen Pilatus Markt auf dem Nidfeld-Areal ist kaum noch etwas zu sehen. (Bild: Google Maps)

Adieu Seide: Schappe Center

Der Pilatusmarkt im Schlund ist nicht das einzige Shoppingcenter in der Stadt Kriens. An der Obernauerstrasse – und noch vor dem Neubau des Pilatusmarkts –eröffnete 2001 das Schappe Center nach drei Jahren Bauzeit.

Früher war Kriens ein umtriebiges Industriegebiet. Das zeigt sich auch im Namen des Einkaufscenters und des gegenüberliegenden Kulturquadrats: Schappe. Vom späten 19. Jahrhundert bis etwa Mitte der 1980er-Jahre befand sich anstelle des heutigen Einkaufscenters eine Seidenspinnerei, wo der Begriff Schappe allgegenwärtig war. Als Schappe bezeichnet man nämlich minderwertige Fasern bei der Seidenherstellung.

Bis in die 1980er-Jahre nutzte Kriens das Fabrikgelände zusätzlich als Feuerwehrmagazin und Werkhof. Dann wurde der Fabrikkomplex abgerissen. «In Kriens entsteht ein Stück Zukunft», schrieb die «Luzerner Zeitung» im November 2000, als der Rohbau des neuen Gebäudekomplexes, das künftige Einkaufscenter, stand.

Weniger als ein Jahr später eröffnete das Schappe Center. Auf zwei Verkaufsebenen kann hier nach Lust und Laune eingekauft werden. In den höher gelegenen Etagen befinden sich Büroräumlichkeiten und Wohnungen. Die ganze Überbauung – später wurde das ursprüngliche Gebäude noch um drei Wohnhäuser und weitere Anbauten erweitert – kostete rund 150 Millionen Franken.

Wo heute das Schappe Center steht, wurde früher Seide gesponnen. (Bild: zvg)

Na, hat dieser kleine Rückblick ein paar Momente der Nostalgie ausgelöst? Dann kannst du dich auf einen zweiten Teil freuen. Dann beleuchtet zentralplus die Geschichte der Shoppingcenter im Kanton Zug.

Verwendete Quellen
  • Geschichte des Emmen Centers
  • Website Pilatusmarkt
  • Website Wettstein Architekten
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung» vom 21. November 2000
  • Website Schappe Kulturquadrat
  • Historische Zeitunsgberichte
  • Sachbuch, «Architekturführer Luzern» von Otti Gmür
  • Website Architekturbibliothek
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