Ebikon

Geplante Mobilfunkanlage beim Rotsee wird bekämpft

Geplanter Standort: Die Lindenhof-Scheune am Rotseeweg. Sie gehört der Gemeinde. (Bild: Marc Benedetti)

Wer oft mit dem Zug zwischen Luzern und Zug unterwegs ist, kennt das Problem: Zwischen dem Rotsee und dem Bahnhof Ebikon kann man schlecht telefonieren, die Netzabdeckung ist dort nicht optimal. Die Swisscom will dieses Problem mit einer Mobilfunkanlage in Ebikon beheben. Ihre Baupläne stossen aber – nicht das erste Mal – auf Widerstand von Anwohnern. Die Gemeindebehörden stehen hinter dem Standort.

«Ebikon: Natelantenne in grüner Lunge», titelte die «NLZ» im Juni 2004. Und weiter: «Direkt am Naturschutzgebiet Rotsee soll eine UMTS-Antenne erstellt werden. Anwohner versuchen dies zu verhindern.»

UMTS steht für Universal Mobile Telecommunications System, den Standard der dritten Generation für Mobilfunk. 2004 wollte die Swisscom die Anlage im Gebiet Risch direkt am Bahntrassee auf SBB-Land bauen. Damals lehnte der Gemeinderat das Projekt ab. Er wollte keinen hohen Mast an diesem Ort.

Den gleichen Titel könnte man heute wieder über diesen Artikel setzen. Nur der Ort hat sich leicht verschoben. Erneut liegt er aber nicht weit vom Naturschutzgebiet Rotsee entfernt.

Der Gemeinderat hat der Swisscom mit der Lindenhof-Scheune am Rotseeweg jetzt sogar eine eigene Liegenschaft für ihr Vorhaben angeboten. Im Februar reichte die Swisscom das Baugesuch für diesen Standort ein. Die Scheune liegt nicht im Baugebiet, sondern in der Landwirtschaftszone.

Swisscom als Bauherrin und die Gemeinde Ebikon als Eigentümerin haben deshalb beim Kanton eine Ausnahmebewilligung für die Errichtung dieser Anlage ausserhalb der Bauzone beantragt.

21 Einsprachen aus Sonnhalde-Quartier

Das hat die Anwohner des auf der anderen Seite der Bahnlinie liegenden Sonnhalde-Quartiers auf den Plan gerufen. Laut dem Anwohner Marc Pfister haben er und 20 weitere Personen einzeln Einsprache gegen das Bauvorhaben erhoben. Parallel dazu haben Pfister und weitere Nachbarn diese Woche angefangen, im Quartier Unterschriften für eine Petition an die Gemeinde zu sammeln. Der Titel der Petition: «Keine Mobilfunkantenne am Rotsee, Ebikon Q+ jetzt umsetzen!»

Die Gemeindebehörden wiedersprächen mit ihrem Plan der 2010 beschlossenen Strategie der räumlichen Entwicklung «Ebikon Q+». Dort kann man auf Seite 25 nachlesen: «Im Rahmen der Ortsplanungsrevision prüft die Gemeinde in besonders wertvollen Landschaftsräumen den Ausschluss von neuen Bauten und Anlagen der Landwirtschaft wie auch der Energieübertragung und der Anlagen der Kommunikation.»

«Erhebliche Strahlenbelastung»

Das ist nicht der einzige Kritikpunkt.  «Wir finden das Projekt unverhältnismässig», sagt Pfister. «Für 15 bis 20 Sekunden besseren Handyempfang wird eine erhebliche Strahlenbelastung des Quartiers und des Naturschutzgebiets Rotsee in Kauf genommen.»  Ihn persönlich habe es ausserdem irritiert, dass die Gemeinde der Swisscom eine eigene Liegenschaft anbiete, die ausserhalb der Bauzone und so nahe beim Naturschutzgebiet liege.

Weiter werfen die Einsprecher der Gemeinde Intransparenz vor: Die Gemeinde habe der Swisscom die Lindenhof-Scheune angeboten ohne die Anwohner oder den Quartierverein Sonnhalde/Halte in die Standortevaluation ein zu beziehen.

Bauvorstand: «Die Antenne will niemand, das Netz schon»

Was sagt die Gemeinde zur Kritik der Anwohner? Der Ebikoner Bauvorstand Peter Schärli (SP) findet es legitim, dass sich die Leute wehren. «Das ist natürlich ihr Recht, das stelle ich nicht in Frage.» Manche dieser Verfahren dauerten bis zu fünf Jahre und würden bis vors Bundesgericht gezogen. «Ich verstehe ebenfalls, dass niemand gerne eine Mobilfunkantenne in seiner Nähe hat», sagt Schärli. «Aber alle benutzen das Netz.» Er wohnt überdies selber im Sonnhalde-Quartier, nebst den zwei anderen Gemeinderäten Herbert Lustenberger und Ruedi Kaufmann, wäre also auch betroffen.

Zur Geschichte des Projekts erklärt Schärli, die Gemeinde würde jährlich von den verschiedenen Mobilfunkanbietern informiert, was ihr Bedarf sei. Das Problem der schlechten Netzabdeckung im Raum entlang der Eisenbahnlinie am Rotsee sei schon lange bekannt. «Der Bedarf ist für den Gemeinderat klar ausgewiesen», sagt der Ebikoner Bauvorstand. Den 2004 eingegebenen Standort an der SBB-Bahnlinie habe der Gemeinderat abgelehnt. Jetzt habe die Swisscom verschiedene andere Standorte vorgeschlagen. An der Luzernerstrasse 32 zum Beispiel wäre erneut ein hoher Mast nötig gewesen, deshalb habe man diesen Standort verworfen, erklärt der Gemeinderat.

Gemeinde wollte mitreden können

Mit der Integration der Anlage in die Lindenhof-Scheune ist der Gemeinderat überzeugt, die beste Lösung gefunden zu haben, bei der die Gemeinde mitreden könne. «Die Zusammenarbeit mit dem Anbieter finden wir besser. Ansonsten wenden sich die Mobilfunkanbieter einfach an Privatpersonen, um auf deren Grund eine Anlage zu errichten. Sie finden immer Standorte», gibt Peter Schärli zu bedenken.

Zur Nähe des Rotsees sagt der Bauvorstand zu zentral+, der geplante Standort liege viel näher an Wohnhäusern als an der zirka 200 Meter entfernten Schutzzone. Die Scheune liege zudem auf der anderen Talseite (Südseite) ausserhalb des Perimeters des Quartiers Sonnhalde/Halte, deshalb habe man den dortigen Quartierverein nicht konsultiert.

Der Bauvorstand findet die Idee, die Anlage in das Scheunendach zu integrieren und damit fast unsichtbar zu machen eine gute Lösung. «Ein freistehender Mast kam für den Gemeinderat nicht in Frage.» Die Mobilfunkanbieter seien mittlerweile sehr kreativ beim Finden möglicher Standorte. «Es gibt mittlerweile Antennen in Kaminen oder Kirchtürmen und an vielen weiteren Orten.»

Gemeinde hofft auf Kanton

Das Verfahren beim Kanton wegen der Ausnahmebewilligung läuft. «In ähnlichen Fällen hat der Kanton gesagt, dass eine Anlage in der Landwirtschaftzone mehr Sinn macht als in einer Wohnzone.» Peter Schärli sieht die Chance für eine Ausnahmebewilligung deshalb optimistisch.  Die bestehenden Mobilfunkanlagen Sädel, Michelhof und Althof ständen bereits in der Landwirtschaftszone.

Warum braucht es diese Mobilfunkantenne überhaupt? «Mit dem geplanten Standort am Rotseeweg wird primär die Versorgungslücke auf der stark frequentierten Zugstrecke Luzern – Zug zwischen Rotsee und Bahnhof Ebikon geschlossen», sagt Swisscom-Sprecherin Annina Merk. Zudem werde auch das angrenzende Siedlungsgebiet von der Mobilfunkanlage profitieren. «Wir können damit vor Ort eine qualitativ gute Mobilfunkversorgung sicherstellen.»

Für die Mobilfunkantenne werde kein neuer Antennenmast gebaut, sondern die Antenne soll direkt an der Fassade der Scheune befestigt werden. Der grösste Teil der Anlage würde sich aber im Inneren der Scheune befinden, abseits der Blicke der Öffentlichkeit. Heute stehe je eine solche Anlage entlang der Strasse in westlicher und östlicher Richtung im Abstand von einem bis 1,5 Kilometer.

Swisscom: «Optimale Integrierung»

In einem Schreiben vom September 2012 an die Gemeinde, das zentral+ vorliegt, hat die Swisscom den Standort ausserhalb der Bauzone gerechtfertigt und begrüsst. Das Bauvorhaben zeichne sich in seiner Ausführung durch «eine geradezu optimale Integrierung in die bestehende bauliche Struktur und Anpassung an die Umgebung aus.» Zudem begrüsst die Swisscom, dass das Projekt von der kommunalen Entscheidungsinstanz mitgetragen wird.

Annina Merk weist als Begründung für die Notwendigkeit der neuen Anlage auf die stark wachsende Nutzung des Netzes hin:  «Das Datenvolumen auf dem Swisscom-Net wächst rasant und hat sich im Vergleich zum ersten Quartal 2012 mehr als verdoppelt.» Swisscom baue ihr Netz deshalb laufend aus und nehme pro Jahr rund 300 neue Standorte in Betrieb respektiv baue bestehende Standorte aus, erklärt die Sprecherin.

Bei der Anlage handelt es sich um eine Infrastruktur für das Mobilfunksystem UMTS. Die Swisscom plant die Ausrüstung so auszulegen, dass auch der Betrieb der vierten Mobilfunkgeneration «Long Term Evolution» (LTE) möglich ist. Die Anlage enthält sechs Antennen.

Die Lindenhof-Scheune wird nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und dient Betrieben als Lager. Sie liegt neben dem Reit- und Ausbildungsstall Rotsee (siehe Karte).

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1 Kommentar
  • Profilfoto von me
    me, 24.05.2013, 18:10 Uhr

    Eigentlich sollte man jedem Einsprecher das Mobiltelefon wegnehmen. Wetten, es gäbe dann keine Einsprachen mehr!

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