Erhebung zu den Zuger Oberstufen-Abgängern

«Gender prägt die Berufswahl – aber es gibt allmählich Kontraste»

An der Abschlussfeier: Kaufmann beziehungsweise Kauffrau ist bei beiden Geschlechtern unter den Spitzenreitern bei der Berufswahl.

(Bild: Facebook/KBZ Zug)

Ab Montag drücken Kinder und Jugendliche in Zug wieder die Schulbank. Wohin hat es aber die Oberstufen-Abgänger gezogen, die im Sommer die Schule beendet haben? Ein Blick in die Statistik zeigt: Bei der Berufswahl gibt es immer noch grössere Geschlechter-Differenzen, aber auch Überraschungen.

Kurz vor Schulbeginn hat die Bildungsdirektion des Kantons Zug die Statistik zur Schulend-Erhebung (SEE) veröffentlicht, die im Sommer unter den Oberstufen-Abgängern erhoben wurde. Auf den ersten Blick zeigt sich: Während die Zahl der Jugendlichen, welche eine Berufslehre beginnen, im Vergleich zum Vorjahr steigt, verlieren die Mittelschulen etwas an Boden. Gestiegen sind auch die Zahlen der Schüler, die im Sommer noch ohne Lösung dastanden.

Mehr Jugendliche ohne konkreten Anschlussplan

Insgesamt wurde bei 833 Jugendlichen dokumentiert, welchen Weg sie nach der Oberstufe einschlagen. Für 15 davon war zum Zeitpunkt der Erhebung noch nicht klar, wie es für sie weitergeht – letztes Jahr waren es noch vier. In einem zweiten Schritt wurden auch diejenigen hinzugerechnet, welche aus einem kantonalen Zwischenjahr (Brückenangebot, Einstieg in die Berufswelt) austreten. Von den so insgesamt 1’010 Jugendlichen gab es vor den Sommerferien für rund 40 von ihnen keine Anschlusslösung. Ist die Zunahme einem bestimmten Umstand geschuldet?

«Die Zahl der Jugendlichen ohne Anschluss liegt im Bereich normaler Schwankungen.»

Urs Brütsch, Leiter Amt für Berufsberatung

«Grundsätzlich gibt es zwei Gründe», gibt der Leiter vom Amt für Berufsberatung, Urs Brütsch, gegenüber zentralplus an: «Erstens machen Teilnehmer des Integrationsangebotes einen grösseren Teil dieser Jugendlichen aus; darunter waren in diesem Jahr beispielsweise viele Eritreer.»

Diese würden aufgrund schlechter Sprachkenntnisse keinen Eintritt in den Ausbildungsmarkt finden. «Zweitens liegt die Zahl der Jugendlichen ohne Anschluss im Bereich der normalen Schwankungen – vor zwei Jahren war sie ähnlich oder genau gleich hoch», erklärt Brütsch.

Noch etwa 200 unbesetzte Lehrstellen

Ist es möglich, dass auch zu hohe Anforderungen für ausgeschriebene Lehrstellen eine Rolle spielen könnten, warum ein Teil der ehemaligen Schüler noch nicht untergekommen ist? Nein, meint Urs Brütsch: «In der Regel liegt das Problem im persönlichen Bereich der Schüler.» Will heissen, dass es beispielsweise wenig Unterstützung aus dem Elternhaus gäbe, oder dass Jugendliche schlicht keine Lust hätten, sich angemessen zu bemühen.

So präsentiert sich die Statistik der Schulend-Erhebung.

So präsentiert sich die Statistik der Schulend-Erhebung.

(Bild: Kanton Zug)

Allerdings räumt der Experte ein, dass Betriebe in gewissen Fällen eher an den Anforderungen für Lehrstellen festhalten würden, statt diese zu besetzen; auch aufgrund schlechter Erfahrungen. Von den total 1’400 ausgeschriebenen Lehrstellen sind bis dato ca. 200 unbesetzt, gibt Brütsch zu Protokoll.

Negativ sieht er das Durchsetzen von Anforderungen seitens der Lehrbetriebe nicht. Es würden sich etwa viele Schüler auf eine KV-Stelle bewerben, die schlicht die Voraussetzungen nicht erfüllen würden. Die Profiteure wären die Handelsschulen: «Diese sind oft teuer, führen die Jugendlichen aber am Ende oft trotzdem nicht zum Erfolg», meint Brütsch.

Gender-Unterschiede sind noch markant

Markant sind auch die Gender-Unterschiede bei der Berufswahl. Von 104 gewählten Berufen werden gerade mal 27 – also nicht ganz ein Viertel – von Jungen und Mädchen gleichermassen ausgeübt. «Gender prägt die Berufswahl – aber es gibt allmählich Kontraste», kommentiert Urs Brütsch die Statistik.

Die Verteilung der Berufe – KV und Detailhanel sind bei beiden Geschlechtern beliebt.

Die Verteilung der Berufe – KV und Detailhanel sind bei beiden Geschlechtern beliebt.

(Bild: Kanton Zug)

Laut der Erhebung beginnen neun männliche Jugendliche eine Ausbildung zum Fachmann Gesundheit, zwei eine solche zum Fachmann Betreuung. Umgekehrt wollen sich etwa je drei weibliche Jugendliche zur Informatikerin beziehungsweise zur Konstrukteurin ausbilden lassen.

Für den Amtsleiter ein Erfolg: In der Innerschweiz sei 2015 mit «My Top Job» eine Kampagne für Berufswahl ohne Vorurteile lanciert worden. «Hiervon zeigen sich nun erste Resultate», ist er überzeugt.

 

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