Gemeinden sollen Angebote für betreutes Wohnen ausbauen

Die meisten Seniorinnen und Senioren leben bis ins hohe Alter in ihren eigenen vier Wänden. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Im Auftrag von 19 Luzerner Agglomerationsgemeinden hat die Hochschule Luzern erstmals eine Bestandesaufnahme über die Wohnsituation älterer Menschen erstellt. Überraschendes Fazit: Die allergrösste Mehrheit auch über 80-jähriger Personen lebt in Privathaushalten. Die Gemeinde sollten gemeinsam Angebote für betreutes Wohnen und alternative Wohnformen entwickeln.

In der untersuchten Planungsregion Stadt und Agglomeration Luzern* leben rund 200’000 Personen. 18 Prozent davon sind älter als 65 Jahre alt. Deren Anteil nimmt in den nächsten Jahren markant zu:  2030 wird fast ein Viertel der Bevölkerung in der Region Luzern über 65 Jahre alt sein, die Zahl der Personen über 80 Jahre wird sich sogar verdoppeln.

Was erstaunen mag: Die überwiegende Mehrheit dieser Senioren wohnen nicht im Heim. 97,5 Prozent der Personen zwischen 65 und 80 Jahren leben in einem Privathaushalt (zwei Drittel von ihnen in einem Zweipersonenhaushalt), bei den über 80-Jährigen sind es immer noch 82,5 Prozent (die Hälfte allein).

Die Studienverfasser haben auch die Nationalitäten der Luzerner Betagten erhoben. «Während der Anteil der italienischen und deutschen Staatsangehörigen zunimmt, sinkt die Anzahl Personen aus südosteuropäischen Ländern stark.» Will heissen: Rentner aus dem Balkan verbringen ihren Lebensabend oft lieber in ihrer ursprünglichen Heimat.

75 Prozent mehr Pflegebedürftige

Bei den hiesigen Rentnern werden immer mehr auf Pflege angewiesen sein. Laut der Studie steigt die Zahl der Pflegebedürftigen von 3200 im Jahr 2010 auf 5600 Personen im Jahr 2030 – eine Zunahme von 75 Prozent.

Dennoch bestünde kein Grund zur Panik: Gemäss Einschätzung der Gemeinden seien die bestehenden Angebote zurzeit ausreichend. Aktuell bestehen in der Region Luzern 2’579 Plätze in Alters- und Pflegeheimen. Pro 1’000 Personen von über 80 Jahren sind dies 247 Plätze, was dem Schweizer Durchschnitt entspricht.

«Es liegt auf der Hand, dass dieses starke Wachstum eine Herausforderung für die Gemeinden darstellt», sagte Oskar Mathis, Sozialvorsteher von Horw und Leiter der Regionalplanung Alterspolitik an der Präsentation der Studie.
Laut Pflegeheimplanung des Kantons solle dieser Herausforderung mit dem Grundsatz «ambulant vor stationär» begegnet werden.
Konkret: Mit dem Ausbau des ambulanten Angebots sowie der Realisierung neuer Wohnformen wie betreutes Wohnen, Pflegewohngruppen und Wohnen mit Service soll der Bedarf an zusätzlichen Betten in Alters- und Pflegeheimen gesenkt werden.

Alternative Wohnformen fehlen

Die Hälfte der befragten Gemeinden stellt in der Studie der Hochschule fest, dass «alternative Wohnformen» im Vergleich zu Alters- und Pflegeheimen praktisch noch keine Bedeutung haben. Damit sind neben dem betreuten Wohnen auch Tages- und Nachtstrukturen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen gemeint. Dazu zählen aber auch spezielle Angebote für Suchtkranke oder Senioren mit psychischen Problemen. «Das können Personen sein mit Alkohol-, Heroinproblemen und anderen Süchten sein», sagt Projektleiter Jürg Krummenacher von der Hochschule Luzern, «die Frage ist, ob man diese Betagten in den üblichen Alters- und Pflegeheime unterbringen kann, spezielle Alterswohnungen für sie bereithält oder sie in betreuten Pflegewohngruppen unterbringt. Oft fühlen sie sich ja nicht wohl in einem gewöhnlichen Heim.»

Gemeinsam statt einsam

Für die Alterspolitik sind in erster Linie die Gemeinden zuständig. Diese seien auch in der Lage, die Basisangebote bedarfsgerecht bereitzustellen. Die Studienverfasser empfehlen den 19 Gemeinden jedoch, ein gemeinsames integriertes Versorgungskonzept für die ganze Region Luzern zu entwickeln.

Krummenacher sagt dazu: «Bei einer ganzen Reihe von Angeboten, zum Beispiel Nachtdienst der Spitex, der Palliativ-Pflege, Tages- und Nachtstrukturen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen, Wohnformen für Suchtkranke oder Menschen mit Demenz oder psychischen Problemen, ist es sinnvoll, wenn mehrere Gemeinden zusammenspannen und gemeinsam nach Lösungen suchen.»
Für viele ältere Menschen und ihre Angehörigen sei es schwierig, sich angesichts der Vielfalt der Angebote zu informieren und die geeigneten zu finden. Die Hochschule empfiehlt den Gemeinden deshalb, die Einrichtung von regionalen Informations- und Anlaufstellen zu prüfen.

Kosten noch kein Thema

Gemäss Krummenacher sind die Kosten der zu schaffenden Angebote noch kein Thema. «Wir haben die Bestandesaufnahme und Vorschläge geliefert, die Ergebnisse diskutieren müssen nun die 19 Gemeinden.»

*Zur Planungsregion Stadt und Agglomeration Luzern gehören die Gemeinden Adligenswil, Buchrain, Dierikon, Ebikon, Emmen, Gisikon, Greppen, Honau, Horw, Kriens, Luzern, Malters, Meggen, Meierskappel, Root, Schwarzenberg, Udligenswil, Vitznau und Weggis.

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