So rechnen Luzerner und Zuger Unternehmen

Treibstoffpreise: Ein Tank kostet rund 410 Franken mehr

Wenn das Team von Urs Weber den LKW füllen muss, wird es im Moment besonders teuer. (Bild: Weber-Vonesch)

Schon als Privatperson ist der Besuch an der Tankstelle seit ein paar Tagen schmerzhaft. Doch stell dir vor, du hast ein Transportunternehmen oder eine Fahrschule und brauchst Hunderte Liter Treibstoff, um arbeiten zu können. Wir haben nachgefragt, was die Preisaufschläge für Luzerner und Zuger Unternehmen bedeuten.

«Einmal vollmachen bitte!» Diese Bitte schmerzt im Moment im Portemonnaie besonders. Stell dir vor, du musst nicht dein Privatauto, sondern einen LKW volltanken. Ein kleiner Lastwagentank fasst rund 150 Liter Diesel, Sattelzüge, welche europaweit unterwegs sind, haben rund 1’000 Liter im Tank. Das bedeutet, dass ein voller Tank im Vergleich zum Januar rund 410 Franken mehr kostet.

Für Transportfirmen, welche lange Strecken hinter sich bringen müssen, ist dies ein klarer Rechnungsfaktor. Wo gibt es günstigen Sprit? Wann muss ich tanken? Wie viel kostet die Ladung dadurch mehr? All diese Überlegungen fliessen in die Rechnung mit ein.

Auswirkungen für die Weber-Vonesch Transport AG aus Zug

Weber-Vonesch hat seinen Sitz in Zug und ist eines der grössten Umzugsunternehmen der Schweiz. Wie Geschäftsführer Urs Weber sagt, muss er die Fahrzeuge glücklicherweise meist nicht auf die grossen Strecken schicken. «Unsere LKW legen bei den meisten Umzügen kurze Strecken zurück.»

Bei einem Transport von 5 bis 10 Kilometern kann die Firma die hohen Dieselpreise ausblenden. Da fallen sie nicht zu stark ins Gewicht. «Wenn ein Kunde allerdings einen Umzug von Zug nach Genf will, dann müssen wir über die Bücher», sagt Weber gegenüber zentralplus. Ein durchschnittlicher LKW verbrennt für diese Strecke (hin und zurück) 160 Liter Diesel.

Nicht nur der Treibstoff ist für die Firmen teurer, es gab auf einer breiten Ebene Preisanstiege. «Wir bezahlen mehr für den Karton, aber beispielsweise auch für Klebeband und Etiketten», sagt Weber. Die meisten Ausgaben hat die Firma immer noch bei den Löhnen. «Wenn das ganze Leben teurer wird, gehen auch die Löhne hoch.» Dann müsste die Firma auch ihre Preise am Ende anpassen.

Galliker Transport AG muss höheren Preis an Kunden weitergeben

Urs Webers Kollege aus dem Kanton Luzern, Rolf Galliker, ist der Chef über rund 1’100 LKW. Die Fahrzeuge der Firma Galliker Transport AG müssen mehrmals pro Woche an die Tankstelle. Trotzdem betont Rolf Galliker gegenüber dem «Blick», dass er keine schlaflosen Nächte habe. «Wir können die höheren Diesel-Preise an die Kunden weitergeben. Selbst bei Fixverträgen haben wir – wie die meisten anderen Transportunternehmen auch – einen variablen Treibstoffzuschlag, der wöchentlich aktualisiert und monatlich angepasst wird.»

Am Ende geben die Kundinnen von Galliker die höheren Preise auch dem Endkunden weiter. Je nach Produkt schmerzt dies den Kunden dann mehr. «Bei einem Flachbildfernseher oder einem Laptop sind die Transportkosten nicht so ausschlaggebend für den Ladenpreis. Bei Lebensmitteln, insbesondere bei Frischwaren, fallen stark steigende Spritpreise dagegen durchaus ins Gewicht», sagt Galliker gegenüber dem «Blick».

Fahrschulen beobachten die Entwicklung

In der Flotte der Pilatus-Fahrschule Marcel Heiniger sind sieben Fahrzeuge, welche alle auch ab und zu Durst haben. «In normalen Monaten bezahlen wir pro Monat rund 2’000 Franken für Benzin», erzählt uns Silvana Häcki, die im Büro die Zahlen im Griff hat.

Für diesen Monat dürfte die Fahrschule rund 680 Franken mehr bezahlen. Trotzdem müssen die Fahrschüler kurzfristig sicher nicht mehr bezahlen. «Wir mussten Anfang dieses Jahres unsere Preise leicht anpassen», sagt Häcki. Auch wenn die Fahrschule nun mehr für das Benzin bezahlen muss, sie bleibt bei den aktuellen Preisen.

Falls die Preise langfristig hoch bleiben oder nochmals stark ansteigen, könnte sich die Lage hingegen ändern. «Dann müssten wir tatsächlich über die Bücher gehen.» Die Fahrlehrer dürfen ihr Auto auch privat nutzen. Diese müssten dann wohl auch mit einer höheren Abgabe leben.

Die Autos der Pilatus-Fahrschule Marcel Heiniger sind in der Stadt Luzern fast omnipräsent.

Mobility hat die Preise schon erhöht, ÖV-Branche ist besorgt

Der teurere Tank hat auch bei der Automiete Auswirkungen. Der grösste Schweizer Carsharing-Anbieter Mobility musste reagieren. Seit Montag bezahlen Kundinnen einen Treibstoffzuschlag von 6 Rappen pro Kilometer. Die Abopreise oder der stündliche Mietpreis der Mobility-Autos bleiben hingegen gleich.

Beim öffentlichen Verkehr sind noch keine Preiserhöhungen geplant. Der Grund sind vertragliche Absicherungen, welche zum Beispiel die Postauto AG gemacht hat. Der Dieselbezug ist damit bis 2023 abgesichert. Allerdings: «Blieben die Dieselpreise längerfristig auf diesem hohen Niveau, müsste die ÖV-Branche gemeinsam mit Bund und Kantonen nach Lösungen suchen», sagt Postauto-Sprecher Urs Bloch (zentralplus berichtete).

Wie du beim Fahren Benzin sparen kannst und wie sich unser Benzin zusammensetzt, sagen wir dir hier.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mvonrotz
    mvonrotz, 17.03.2022, 10:05 Uhr

    Also ich verstehe dass die höheren Preise Probleme machen, aber bei einem Umzug von Zug nach Genf, der wohl dann mehrere Tausend kostet, sind doch die 40.– höheren Benzinkosten nicht wirklich relevant und werden den Kunden auch nicht vertreiben 🙂

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