Ex-Novartis-Chef wollte Steuern umgehen

So kamen Zuger Behörden Daniel Vasella auf die Schliche

An dieser Adresse ist Daniel Vasella wohnhaft, offiziell wieder seit 2016. (Bild: Daniel Busslinger)

Der Ex-Novartis-Chef Daniel Vasella versuchte 2013 Steuerabgaben zu umgehen, indem er behauptete, er sei nach Monaco ausgewandert. Laut Zuger Verwaltungsgericht stimmt das nicht.

350-400 Millionen Franken Vermögen, so die aktuelle Schätzung des Witschaftsblattes «Bilanz», bringen Daniel Vasella mit Wohnsitz in Risch nur auf Platz 38 der reichsten Zentralschweizer. Dass man da sparen muss, um den Anschluss nicht zu verlieren, ist naheliegend, wenn auch wenig verständlich.

Die Sonntagszeitung macht nun ein Urteil des Zuger Verwaltungsgerichts publik, das dem Renommée des Ex-Novartis-Chefs noch das letzte Bisschen Lack abschlägt. Im bis anhin nicht an die Öffentlichkeit gedrungenen Urteil des Verwaltungsgerichts von 2020 ist aufgezeigt, wie der schwerreiche Zuger zu verhindern versuchte, dass er für Millionen-Einkünfte im Jahr 2013 keine Einkünfte bezahlen musste. Das Urteil ist für die Öffentlichkeit einsehbar (siehe Quellenangabe).

Druck der Öffentlichkeit kostete Vasella 72 Milionen Franken

Vasellas Abgangsentschädigung über einen Betrag von 72 Millionen Franken im Jahr 2013 hatte in der Öffentlickeit derart für Unruhe gesorgt, dass er sich dazu bereit erklärte, darauf zu verzichten. Kassiert hat er in diesem Jahr mit acht Millionen Franken trotzdem, im Vergleich dazu aber viel weniger. Der Zuger Steuerbehörde machte er dann weis, er sei nach Monaco umgezogen, wo keine Steuern zu entrichten sind.

Eine Wohnung mit fünf Zimmern hatte er dort tatsächlich auch gemietet. Wie aus dem Urteil hervorgeht, ist das Zuger Verwaltungsgericht über den Wasser- und Stromverbrauch seiner Domizile in Monaco und in Risch gestolpert.

Unstimmigkeit: 32 Mal so viel Wasser, 11 Mal so viel Strom

Das Zuger Verwaltungsgericht weist Vasella in Fleissarbeit nach, dass der Stromverbrauch in der Villa im Jahr 2013 elf Mal so hoch ausfiel, wie in Monaco. Der Wasserverbrauch belief sich gar auf den 32-fachen Wert. Dass die Villa am Zugersee einen Swimming Pool beherbergt, kann dafür kein hinreichender Grund sein. Verfügt doch seine Maisonette-Wohnung in Monaco ebenfalls über einen Swimming Pool.

Das Urteil enthüllt noch ein paar weitere unappetitliche Details. Denn das Gericht hat auch Vasellas Flüge und Kredikartenabrechnungen analysiert, um seine Argumentation zu untermauern. So ist Vasella zwischen 2013 und 2015 insgesamt 160 Mal geflogen. Offenbar fast immer via Zürich, kaum je via Monaco. Dass seine Kreditkarte an diesem Ort sehr selten belastet wurde, ist wenig überraschend.

Hoher Aufwand war wohl eher für die 72 Millionen gedacht

Wie das Verwaltungsgericht festhielt, sei die Untersuchung zwar schwierig, aber eben auch wichtig. Denn der Steuerbetrag, den Vasella nicht hat bezahlen wollen, sei «äusserst hoch». Hätte er 2013 72 Millionen erhalten, wie es ursprünglich vorgesehen war, wäre dieser Betrag noch viel höher ausgefallen.

Die Vermutung liegt nahe, dass Daniel Vasella ursprünglich davon ausging, diese 72 Millionen zu erhalten und deshalb diesen Verschleierungsversuch mit einer derart hohen Energie betrieb. Sein Katalog von Nachweisen, die belegen sollen, er wohne mehrheitlich in Monaco, soll laut Verwaltungsgericht sehr umfangreich gewesen sein. Aber eben bei genauem Überprüfen öfter nicht hieb- und stichfest.

Verwendete Quellen

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7 Kommentare
  • Profilfoto von Hanspeter Geissler
    Hanspeter Geissler, 29.01.2023, 20:21 Uhr

    72Mio nicht bekommen? Hat mal jemand darüber gesprochen, dass Hr. Vasella dafür ein ganzes Grundstück in Risch erhalten hat? Vor seinem Abgang war diese noch als Ausbildungscampus von Novartis vorgesehen. Doch später gehörte dieses dann Hr. Vasella direkt. Oder bin ich da falsch informiert? Das Grundbuch gäbe darüber wohl Auskunft…

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    • Profilfoto von Kevin Klak
      Kevin Klak, 29.01.2023, 22:41 Uhr

      Richtig. Kaum war er weg, fand man die Pläne, für das Ausbildungszentrum, bei Novartis plötzlich nicht mehr so gut. (Waren die dort in Geiselhaft?)

      Vom Vorkaufsrecht (… Compliance?) hatte er wohl Gebrauch gemacht. Obwohl es da ja auch noch einen Rechtsstreit mit Novartis gab. Die Besitzverhältnisse sind auf zugmap gesperrt…

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  • Profilfoto von Quasimodo
    Quasimodo, 29.01.2023, 17:04 Uhr

    Es brauchte geschlagene sieben Jahre bis zu einem Urteil des Verwaltungsgericht im Jahre 2020 und per Zufall kommt dieser Steuerfall noch an die Öffentlichkeit. Wenigstens kann der «armengenössige» Herr Vasella den Fall nicht noch an eine höhere Instanz weiterziehen. Die Dreistigkeit, mit welcher sich Herr Vasella auf Kosten des Gemeinwesens noch bereichern wollte, ist kaum mehr zu überbieten. Da gibt’s doch noch Parallelen zum Fall Marcel Ospel sel., der mit seinem goldenen Fallschirm und mit seiner Gier nach angeblich verdienten Millionen auch nicht glücklich geworden ist.

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    Hanswurst, 29.01.2023, 15:56 Uhr

    „Sparsamkeit“ ist aber eine sehr verharmlosende Bezeichnung für die kriminelle Energie, um unseren Staat und damit uns Bürger um die uns zustehenden Steuerabgaben zu betrügen. Bleibt noch die Frage, ob solche „Kavaliersdelikte“ in diesen Kreisen nicht weit verbreitet sind und mangels geeigneter Spezialist:innen und politischem Willen einfach zu wenig genau recherchiert werden können?

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    Reto, 29.01.2023, 15:27 Uhr

    Ach der arme kerl. Könnte an den steuern noch pleite gehen. Käme der gute herr in deutschland fürs bescheissen ins gefängnis? Was passiert in der schweiz? Bin gespannt was da alles noch raus kommt

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    Kasimir Pfyffer, 29.01.2023, 15:16 Uhr

    So weit kommt es, wenn man aus Angst vor «Verlust» des Reichtums ganz andere Dinge verliert wie zum Beispiel den Anstand, das Unrechtsbewusstsein oder den kümmerlichen Rest-IQ. Hoffentlich gibt es eine sehr fette Busse, noch fettere Strafsteuern und ein mikroskopisches Aufarbeiten sämtlicher anderen Steuererklärungen.

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      Stüürvogt, 30.01.2023, 08:55 Uhr

      Tja lieber Kasimir das ist sehr frommes Denken von Dir. Der Herr Vasella durfte als Strafe die CHF 25’000 Verfahrenskosten bezahlen und sonst nicht viel mehr.

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