Kiffende Jugendliche, Krähen und ein Wohnmobil

«Geisterhäuser» in Emmen schrecken besorgte Bürger auf

Das ehemalige Betagtenzentrum Herdschwand.

(Bild: zvg)

Der Abriss des ehemaligen Betagtenzentrums Herdschwand in Emmen verzögert sich weiter. Jugendliche und andere Gestalten sollen sich nächtens auf dem abgesperrten Gelände aufhalten. Was ist da los, Baudirektor Schmidli?

Eigentlich könnte die Überbauung in der Herdschwand schon dem Erdboden gleich sein. Eigentlich. Denn der Gemeinde Emmen wurde eine zweite Runde bei der Ausschreibung aufgebrummt. Ein Bauunternehmer zog nach der Vergabe der Arbeiten vor Gericht – und bekam Recht (zentralplus berichtete).

Daraufhin entschied die Gemeinde aus Kostengründen den Abriss an die Bewilligung für einen Neubau zu knüpfen. Doch: Immer noch wartet Emmen auf einen rechtskräftigen Bebauungsplan für das ehemalige Betagtenzentrum. Die Überbauung Neuschwand soll auf fast 20’000 Quadratmetern dereinst 155 Wohnungen Platz bieten.

Der Luzerner Regierungsrat hat diesen zwar inklusive notwendiger Umzonung im Herbst 2019 genehmigt. Doch weil weiter Einsprachen vor Kantonsgericht hängig sind, bleibt das Gebiet Sperrzone. Gitter grenzen den mittlerweile immerhin asbestsanierten Altbau ab. Doch nicht alle lassen sich von den Absperrungen fernhalten. Zum Beispiel zahlreiche Krähen. Es sollen sich aber auch immer wieder Jugendliche auf dem Gelände aufhalten.

Unbekanntes Wohnmobil auf dem Gelände

In einem offenen Brief fordert Rolf Staehli, Präsident des Komitees «Herdschwand erhalten», Antworten vom Gemeinderat. Er zeichnet ein gespenstisches Bild: «Die Herdschwand entwickelt sich durch die vom Amt verursachte Abbruchverzögerung immer mehr zum Treffpunkt für zwielichtige Gestalten», heisst es in dem Brief. Diese «Gestalten» würden sich Zugang über geöffnete Fenster verschaffen.

Auch sei massives Littering festgestellt worden. Zudem beobachtet der Schreiber ein unbekanntes Wohnmobil, das seit einiger Zeit innerhalb des Geländes parkiert sei.

«Die Gemeinde hat diese Verzögerungen und Unsicherheiten nicht gesucht.»

Josef Schmidli (CVP), Emmer Baudirektor

Konkret wird auch davon berichtet, dass Jugendliche sich illegal Zugang in das obere Stockwerk des Personalhauses verschafft haben sollen – angeblich, um dort in Ruhe zu kiffen. Die Polizei bestätigt auf Anfrage, dass es zu einer entsprechenden Meldung gekommen sei. «Beim Eintreffen vor Ort hielten sich aber keine Personen mehr im besagten Gebäude auf», ergänzt Polizeisprecher Urs Wigger.

Weiter moniert Rolf Staehli einen erheblich beschädigten Fussweg entlang der Berufsschule, mangelhafte Beleuchtungen und nicht zuletzt eine massive Krähenplage bei der Herdschwand, gegen welche die Gemeinde nicht vorgehe.

Die Fenster werden nun verschraubt

Josef Schmidli, Bau- und Umweltdirektor ist sich bewusst, dass die Geschehnisse in der Herdschwand, auch aufgrund der Vorgeschichte, schnell zum Politikum werden. Der CVP-Gemeinderat nimmt sich deshalb Zeit, die angesprochenen Punkte durchzugehen und antwortet dem Briefschreiber auf die geschilderten Zustände.

«Die Gebäude und Umgebung werden durch unsere Mitarbeiter regelmässig kontrolliert. Ein minimaler Unterhalt findet statt», hält Schmidli zunächst fest. Dennoch habe man festgestellt, dass sich in jüngster Zeit Personen Zutritt zu den Gebäuden verschafft hätten. «Als Gegenmassnahmen werden nun sämtliche Fenster von innen verschraubt, so dass kein Zutritt mehr möglich ist oder dieser nur mittels Sachbeschädigung erfolgen kann», so Schmidli.

Auch würde nach jedem Vorkommnis die Zweckmässigkeit der Baustellenabschrankung überprüft und bei Bedarf ergänzt. Zudem wurde die Zufahrt auf den unteren Parkplatz mit schweren Blumenkisten gesperrt. «Ebenfalls ist die Polizei informiert, vermehrt die Umgebung zu kontrollieren, um  zwielichtige Gestalten anzuhalten und zu verbrämen.» Für Hinweise über Vorkommnisse sei man dankbar.

Die Krähenplage ist ein komplexes Problem

Von den angesprochenen Beschädigungen des Fussweges hat Schmidli ebenfalls Kenntnis. Diese seien beim Abbau der Voliere entstanden. Der Weg werde wieder in Stand gesetzt, sobald es die Witterung zulasse, verspricht er. Die Beleuchtung wolle man nun regelmässiger kontrollieren und gegebenenfalls anpassen.

Und wer bewohnt das verdächtige Wohnmobil? «Der Platz gehört der Gemeinde Emmen und wurde dem Besitzer des Wohnmobils für eine gewisse Zeit vermietet», klärt Schmidli auf. Die Gemeinde besitzt für die Zufahrt auf den Platz über die Privatstrasse ein Durchfahrtsrecht.

Schwieriger sei es, die Krähenplage zu klären. Man sei seit Langem in Kontakt mit den Betroffenen. «Zurzeit klären wir ab, wie der Krähenplage mit zweckmässigen, verhältnismässigen und auch rechtlich korrekten Massnahmen begegnet werden kann», so Schmidli.

Gemeinde hofft auf baldiges Urteil

Schliesslich wird Schmidli noch einmal deutlich. «Die Gemeinde hat diese Verzögerungen und Unsicherheiten nicht gesucht. Ich halte fest, dass in einer funktionierenden Demokratie alle den demokratischen und reglementarisch abgesteckten Spielraum nutzen dürfen, ob uns das gefällt oder nicht.» Er hoffe, dass sich in diesem Jahr die Sachlage klären werde und die Entwicklung von der Herdschwand zur Neuschwand endlich zu einem guten Abschluss gebracht werden könne.

Nach wie vor stehen Einsprachen im Weg, bis aus den Geisterhäusern wieder eine bewohnbare Umgebung wird. «Zurzeit laufen die Verfahren. Der Gemeinderat wird den Entscheid des Kantonsgerichts abwarten, um anschliessend eine neue Lagebeurteilung vorzunehmen.» Über das weitere Vorgehen will der Gemeinderat zu gegebener Zeit informieren.

Eine Visualisierung der geplanten Überbauung Herdschwand in Emmen. (Bild: Gemeinde Emmen /zvg)
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