Mehrheit des Personals im Resort hat roten Pass

Geht doch: Bürgenstock-Chef setzt neu auf Schweizer

Robert Herr ist seit 9. Januar Direktor des Bürgenstock-Resorts und freut sich auf die Eröffnung.

(Bild: mbe.)

Im August öffnet das Bürgenstock-Resort seine Tore. Für einen gelungenen Start des 550-Millionen-Baus braucht es ein Heer von Angestellten. «Die meisten stammen aus der Region und der Schweiz», sagt General Manager Robert Herr. Ende 2016 tönte es noch anders.

Diese Tage ist der Bürgenstock noch in der Hand der Bauarbeiter. Doch im August, wenns los geht und die ersten Gäste im nigelnagelneuen Luxusresort mit vier Hotels im Drei- bis Fünf-Sterne-Bereich ankommen, werden nette Receptionistinnen, Service- und Etagenpersonal, Gärtner, nebst streng blickenden Sicherheitsleuten, Fitnesstrainer bis hin zu Ärzten bereit stehen. Die grösste Berufsgruppe bilden aber die Köche: 100 Küchenfachleute braucht es für die insgesamt 12 Restaurants.

«Zirka 160 Hotel-Mitarbeiter haben wir bereits unter Vertrag», sagt der neue Resort-Direktor Robert Herr (siehe Box). Im Juni kommt eine weitere Welle. Der Personalbestand werde sukzessive mit der Eröffnung der verschiedenen Hotels und Angebote aufgebaut. Bis Ende 2017 werden es laut Herr rund 500 Mitarbeiter sein. In einigen Jahren, bei Vollbetrieb und guter Auslastung, wird das Resort 800 Jobs anbieten.

«Das Zitat von Bruno Schöpfer in der Rundschau ist aus dem Zusammenhang gerissen worden.»
Raphael Amrein, Mediensprecher Bürgenstock-Resort

Umdenken bei Personalrekrutierung?

Und woher kommen all die Angestellten? Robert Herrs oberster Boss, Managing Director Bruno Schöpfer von Katari Hospitality Zug, sorgte Ende 2016 mit seiner Aussage, 70 Prozent des Personals fürs Bürgenstock-Resort müsse im Ausland rekrutiert werden, für Aufsehen.

Multikultureller Direktor

Der Hotelier Robert Herr leitet das Bürgenstock-Resort seit 9. Januar 2017. Er hat einen internationalen Hintergrund: Herrs Vater ist Schweizer (aus Herisau), seine Mutter Amerikanerin, und er ist in Deutschland aufgewachsen. «Deshalb hört man kein Schwyzerdütsch», sagt er. Der Bürgenstock-Chef hat die Hotelfachschule Lausanne besucht und später in Deutschland, Tschechien und im Libanon Hotels geführt. Mit seiner Frau, die ihrerseits französiche und argentinische Wurzeln hat und zwei Kindern lebt er in Hergiswil.

In der Schweiz gebe es zuwenig qualifiziertes Personal. Er löste Protest aus, der Luzerner SP-Kantonsrat David Roth reichte ein Postulat ein und forderte mehr einheimische Mitarbeiter (zentralplus berichtete).

Das Zitat von Schöpfer in der «Rundschau» sei aus dem Zusammenhang gerissen worden, wirft der Kommunikationsbeauftragte Raphael Amrein ins Gespräch ein. Doch offenbar löste der ausgelöste Wirbel auch ein gewisses Umdenken in der Personalfrage aus. Im März wurden so genannte Job-Datings durchgeführt, bei denen Interessierte aus den RAV Ob- und Nidwalden ins Resort eingeladen wurden. Rund 400 Personen kamen auf den Bürgenstock.

Resort-Direktor Robert Herr (l.) und Mediensprecher Raphael Amrein.

Resort-Direktor Robert Herr (l.) und Mediensprecher Raphael Amrein.

400 Jobsuchende eingeladen

«Wir haben zehn Personen sofort angestellt», sagt Amrein. Ein Receptionist, ein Gärtner und ein Mitarbeiter des Hausdienstes sind die Glücklichen. 50 Personen habe man zu einem zweiten Gespräch eingeladen. Die Zusammenarbeit mit den RAV, aus der ganzen Zentralschweiz, verlaufe positiv und sei eine Partnerschaft.

Amrein und Herr erwähnen auch, dass man versuche, Flüchtlinge anzustellen. «Sie haben Qualifikationen, doch diese werden in der Schweiz oft nicht anerkannt.»

Lokale Verankerung wichtig

Als Beispiel eines gut integrierten Ausländers nennen sie einen Libanesen mit Kochausbildung seines Landes. Er habe die dreijährige schweizerische Grundbildung nachgeholt und wird jetzt Chef im geplanten libanesischen Restaurant.

«Mit vielen Schweizer Angestellten haben die Gäste ein authentisches Erlebnis.»
Robert Herr, Direktor Bürgenstock-Resort

Die lokale Verankerung des Betriebs sei der Besitzerschaft aus Katar wichtig, so Robert Herr. Ziel sei es, so viele Schweizer Angestellte wie möglich zu haben, damit die Gäste «ein authentisches Erlebnis» hätten.

Laut aktuellen Zahlen der Personalabteilung haben 60 Prozent der Angestellten einen Schweizer Pass und 40 Prozent eine andere Nationalität. «Die grosse Mehrheit der ausländischen Angestellten lebt aber bereits seit Jahren in der Schweiz respektive in der Region, besitzt aber einfach (noch) keinen Schweizer Pass», sagt Herr.

 

Eines der neuen Personalhäuser.

Eines der neuen Personalhäuser.

(Bild: mbe.)

Zumeist sind es also EU-Bürger. Ohnehin sei es schwierig, Personal aus Drittländern ausserhalb der EU in der Schweiz zu beschäftigen. Und man muss sie erst finden: Auch im Ausland – in Asien zum Beispiel – gebe es einen Fachkräftemangel. «Von den 800 Mitarbeitern werden vielleicht ein bis zwei Prozent aus Drittländern stammen», sagt der Resort-Direktor. «Aus Katar haben wir noch niemanden angestellt», sagt er auf unsere Frage.

Internationale Restaurants brauchen spezialisierte Köche

Eine Ausnahme bilden die Köche der verschiedenen Länder-Küchen, die man bald auf dem Bürgenstock geniessen kann: Sie werden authentische Speisen beispielsweise aus China, Thailand, Indien, Persien und dem übrigen Orient zubereiten. Diese Spezialisten könne man teilweise nicht in der Schweiz finden.

Das Resort wird ausserdem Lernende ausbilden und hat dafür einen Verantwortlichen eingestellt. Starten will man 2018, Ziel sind 60 bis 70 Lernende in allen Berufsgattungen.

Die nötigen Qualifikationen

Wer auf dem Bürgenstock arbeiten will, muss Englisch beherrschen, wenn er mit internationalen Gästen zu tun hat. Oder Schweizerdeutsch für die einheimischen Gäste, welche nach Schätzungen rund die Hälfte der Kundschaft auf dem Berg stellen werden. Je nach Position brauchen die Mitarbeiter eine spezialisierte Ausbildung und Berufserfahrungen.

«Ganz wichtig ist uns neben den beruflichen Qualifikationen eine positive Einstellung», erklärt Herr. «Wir erwarten ein freundliches, aber kein unterwürfiges Auftreten.» Ziel sei es, den Gästen eine Freude zu bereiten und ihnen ein tolles Urlaubserlebnis zu bieten. Dazu brauche es eine gewisse Empathie und eine hohe Sozialkompetenzen.

Gleicher Lohn für alle Nationalitäten

Im Gegenzug zahlt das Bürgenstock-Resort in den Hotellerieberufen Löhne nach Landes-Gesamtarbeitsvertrag (L-GAV) und es gibt Aufstiegschancen. Bei Kaderpositionen seien die Saläre «marktgerecht». «Mitarbeiter mit und ohne Schweizer Pass werden ausserdem zu den selben Konditionen angestellt», sagt der Direktor.

Wer will, kann auf dem Bürgenstock eine Personalwohnung beziehen. Ein bestehendes Personalhaus wurde dafür erneuert, zwei neue Häuser erstellt. Sie verfügen über moderne Küchen, Fitness-Center, Auto- und Veloparkplätze. Die Angestellten werden ausserdem gewisse Angebote der Hotels mitnutzen können.

Postauto fährt ab 1. Juli wieder ganz hinauf

Auf den Bürgenstock hinauf zu kommen, wird einfacher: Ab 1. Juli fährt das Postauto wieder bis ganz auf den Berg, das Bürgenstock-Resort erhält vier eigene Haltestellen. Ab 1. August hat das Schiff aus Luzern auch wieder Anschluss auf die neue Bürgenstock-Bahn, die dann in Betrieb geht. Ab Mai 2018 wird das eigene Schiff getauft – ob es MS Bürgenstock heissen wird oder anders, ist noch nicht bekannt. «Der Name wird jeweils erst an der Schiffstaufe verraten», so Mediensprecher Raphael Amrein geheimnisvoll.

Das Hotel Palace ist bereits offen.

Das Hotel Palace ist bereits offen.

(Bild: mbe.)

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