Kanton kündigt Zusammenarbeit mit Hilfswerk

Gehen im Luzerner Asylwesen 22 Stellen verloren?

Verzichtet künftig auf die Zusammenarbeit mit dem langjährigen Partner SAH: Silvia Bolliger, Leiterin der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen. (Bild: giw)

Der Kanton Luzern kündigt per 2021 die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Arbeiterhilfswerk (SAH) im Bereich der Arbeitsintegration von Flüchtlingen. Die Organisation befürchtet deshalb den Verlust von bis zu 22 Arbeitsplätzen.

Seit 2002 Jahren arbeiten der Kanton Luzern und das Schweizerische Arbeiterhilfswerk (SAH) eng zusammen. Das SAH kümmert sich seither um die Förderung der beruflichen Integration von anerkannten und vorläufig aufgenommenen Flüchtlingen im Alter zwischen 21 und 46 Jahren. Doch die langjährige Partnerschaft nimmt jetzt ein jähes Ende.

Wie die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen am Donnerstag mitteilte, wird die Zusammenarbeit per 2021 beendet. Dies sei notwendig, um die nationale Integrationsagenda (IAS) adäquat umsetzen zu können. «Ab 2021 übernimmt die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen die Durchgehende Fallführung», heisst es in der Mitteilung. Dienstleistungen wie das Jobcoaching, das Praxis-Assessment oder die Bewerbungskurse würden aber auch künftig extern eingekauft und deshalb öffentlich ausgeschrieben.

«Ein folgenschwerer Entscheid»

«Der bisherige Integrationsprozess im Asyl- und Flüchtlingsbereich war geprägt von wechselnden Zuständigkeiten. Die IAS aber verlangt, dass der Integrationsprozess aus einer Hand sichergestellt wird. Aus diesem Grund ist auch die Zusammenarbeit mit dem SAH Zentralschweiz in der gewohnten Form nicht mehr möglich», begründet Silvia Bolliger, Leiterin der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen den Entscheid, den Vertrag nicht zu verlängern.

«Wir konnten über die Jahre vom enormen Fachwissen und vom Engagement des SAH Zentralschweiz profitieren. Es ist mir ein grosses Anliegen, schon heute Danke zu sagen für die langjährige gute Zusammenarbeit», so Bolliger weiter.

Gehen 22 Stellen verloren?

Beim SAH Zentralschweiz bedauert man diesen «folgenschweren Entscheid», wie die Organisation in einer Stellungnahme mitteilt. «Im Interesse der betroffenen Flüchtlinge, der Wirtschaft und des Kantons ist es nun wichtig, einen Know-How- Verlust zu vermeiden und eine weiterhin kooperative Zusammenarbeit zwischen Kanton und der Fachorganisation zu gewährleisten», mahnt das SAH. Zumal man dank langjähriger Erfahrung und eines breiten Netzwerkes in der Wirtschaft im nationalen Vergleich überdurchschnittliche Vermittlungsquoten ausweisen könne. «Alleine im vergangenen Jahr konnten 425 Stellen – davon 50 Lehrstellen - an geflüchtete Menschen vermittelt werden», so das SAH.

Auserdem habe die Kündigung der Zusammenarbeit durch den Kanton für die Organsatioin selber einschneidende Konsequenzen. 22 Angestellte würden voraussichtlich ihren Job verlieren, bedauert das SAH. «Wir sind von diesem Entscheid enttäuscht. Wir haben erwartet, dass die Verantwortlichen des Gesundheits- und Sozialdepartements (GSD) von der ausgewiesenen Erfahrung unserer Organisation profitieren möchten. Wir haben unsere Bereitschaft stets signalisiert, zusammen nach Lösungen zu suchen und haben Vorschläge eingebracht», erklärt Beat Däppeler, Präsident des SAH Zentralschweiz.

Man sei überzeugt, dass auch im Rahmen der Integrationsagenda Schweiz, die eine temporäre Delegation der Fallführung explizit vorsehe, eine Zusammenarbeit in ähnlicher Weise möglich gewesen wäre. «Dies zeigt überdies auch der Vergleich mit anderen Kantonen, die weiterhin auf ihre bisherigen erfahrenen und starken Partner vertrauen, und welche in der Ausarbeitung der Eingaben vielerorts mit einbezogen wurden. Dies im Gegensatz zum Kanton Luzern», moniert Däppeler.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von estermap
    estermap, 31.01.2020, 03:10 Uhr

    Wenn die 22 Stellen (und jene der Caritas) nicht durch 22 gut Ausgebildete beim Kanton kompensiert werden, geht es halt doch ums Sparen. Der Kanton sropft mit Bundesgeldern seine Löcher.
    Es wird sich bitter rächen, denn schlecht ausgebildete Geflüchtete landen bald in der Sozialhilfe.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 30.01.2020, 17:20 Uhr

    Vor einigen Jahren wurde die Caritas abgetischt, nun das SAH. In ein paar Wochen lesen wir dann, zu unserer grossen und vollständigen Überraschung, dass ORS den Auftrag erhalten hat. Ich werde den Eindruck nicht los, dass im Amt für Migration der neoliberale Irrglaube herrscht. «Markt», «Wettbewerb» usw. statt auf bewährte Akteure mit viel Know-How zu setzen. Wo genau klemmts in den kantonalen Asyl-Köpfen?

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