Kaum Transparenz bei Luzerner Kulturhäusern

Geheime Löhne: Das Luzerner Theater ist nicht allein

Wie hoch sind die Löhne bei den kulturellen Leuchttürmen? Wir wissen es nicht. (Bild: zvg)

Der Transparenzdruck auf subventionierte Institutionen nimmt zu – die Politik fordert Zahlen zu Mindestlöhnen. Doch die über den Zweckverband organisierten Leuchttürme sehen keinen Handlungsbedarf.

Die Luzerner Regierung geht davon aus, «dass die (…) Institutionen ihre Eigenverantwortung wahrnehmen und die Entschädigungen für ihre Leitungsorgane von sich aus publizieren». Das schrieb sie vergangenes Jahr als Antwort auf ein Postulat von Urban Frye (Grüne). Dieser forderte Transparenz bei subventionierten Betrieben (zentralplus berichtete).

Wie steht’s also um die Eigenverantwortung? zentralplus wollte es von den grossen Kulturbetrieben wissen, die über den von Kanton und Stadt Luzern finanzierten Zweckverband unterstützt werden.

Empfehlungen statt Pflicht

Das Interesse am Thema hat seither nicht nachgelassen, auch wenn der Kanton, der 70 Prozent an den Zweckverband beisteuert, bisher nichts von einer Transparenzpflicht wissen will. Er setzt auf Empfehlungen, denen die Institutionen in der Regel folgen würden.

Im Fokus steht derzeit vor allem das Luzerner Theater als weitaus grösster Subventionsempfänger. Wiederum der grüne Kantonsrat Urban Frye hat dazu kürzlich einen Vorstoss eingereicht, den neben der grünen Fraktion auch GLP- und SP-Politiker unterstützen (zentralplus berichtete).

Die Sache mit dem Mindestlohn

Die Kritik: Eine Tänzerin oder ein Schauspieler verdiene beim Start in Luzern gerade mal 3’700 Franken – gleich wenig wie eine ungelernte Arbeitskraft im Gastgewerbe. An keinem vergleichbaren Theater sind die Löhne so tief. Und auch das technische Personal verdient rund 1’000 Franken weniger als Kollegen ausserhalb der Kultur.

«Der Kanton Luzern als Mitglied des Zweckverbandes Grosse Kulturbetriebe und somit Hauptgeldgeber trägt dafür eine entscheidende Verantwortung und müsste aus unserer Sicht dafür sorgen, dass sich die Situation verbessert», so der Vorstoss.

Denn der Zweckverband Grosse Kulturbetriebe fordert in seinen eigenen Statuten «marktgerechte Arbeits- und Anstellungsbedingungen» sowie eine Personalpolitik, «die ethischen Grundsätzen entspricht».

Zahlen bleiben Mangelware

Neben dem Luzerner Theater werden über den Zweckverband Grosse Kulturbetriebe auch das Luzerner Sinfonieorchester, das Kunstmuseum, das Verkehrshaus der Schweiz und das Lucerne Festival unterstützt (und mit einem weitaus kleineren Beitrag das Museum Rosengart).

Der Kanton steuert jährlich rund 19 Millionen Franken bei, die Stadt 8,5 Millionen. Von den gesamthaft gut 27 Millionen erhält das Luzerner Theater mit 20 Millionen den Löwenanteil. Es folgen das Sinfonieorchester (rund 2,8 Mio.), das Kunstmuseum (1,9 Mio.), Lucerne Festival (1,1 Mio.) und das Verkehrshaus (1,2 Mio.).

Trotz stattlichen öffentlichen Geldern scheinen die Kulturinstitutionen entgegen dem Trend in Wirtschaft und Politik aber resistent gegen mehr Transparenz. Auf den Websites findet man keine Zahlen dazu – und auch auf Nachfrage ist nicht mehr zu erfahren.

Löhne im Rahmen eines KMU

Das Luzerner Theater gibt sich zugeknöpft und will nichts von Lohntransparenz wissen, wie dies kürzlich der Vorstoss forderte.

Beim Luzerner Sinfonieorchester als zweitgrösstem Geldempfänger betrage der durchschnittliche Jahres-Bruttolohn eines Orchestermusikers immerhin knapp unter 80’000 Franken im Jahr, schrieb Urban Frye – das wären über 6’000 Franken monatlich.

Doch auch das Luzerner Sinfonieorchester will als privatrechtlich organisierter Verein die Löhne seiner Angestellten nicht öffentlich kommunizieren. Begründung: Der Verein finanziere sich nur zu einem kleineren Teil aus öffentlichen Subventionen und mehrheitlich aus Konzerteinnahmen und privaten Beiträgen. Die Eigenfinanzierung liegt bei rund 70 Prozent.

«Wir sind überzeugt, dass Lohntransparenz zwar hilfreich sein kann, aber nicht zwingend ist.»

Kunstmuseum Luzern

«Die Anstellungsbedingungen der Orchestermusiker sind durch einen Gesamtarbeitsvertrag gegeben, welcher zusammen mit dem Schweizer Musikverband ausgehandelt wurde», heisst es beim Orchester auf Anfrage. Die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle würden Löhne im Rahmen eines durchschnittlichen KMU erhalten. Der gesamte Vereinsvorstand arbeite zudem ehrenamtlich.

Erst wenn alle mitziehen

Ähnlich tönt es beim Kunstmuseum Luzern, das seine Löhne bis jetzt nicht öffentlich macht. «Wir sind überzeugt, dass Lohntransparenz zwar hilfreich sein kann, aber nicht zwingend ist, vor allem, wenn es an der Erfahrung am Umgang mit dieser Transparenz fehlt.» Darum hege das Kunstmuseum derzeit keine Pläne Richtung Transparenz. «Wir sind aber nicht gegen Lohntransparenz, wenn alle mitziehen.»

Der Lohnvergleich sei im Umfeld sowohl mit fest angestelltem Personal sowie Mitarbeiterinnen im Stundenlohn heikel. «Für die Kulturbetriebe ist es besonders vor dem Hintergrund der um sich greifenden Sparmassnahmen wichtig, keine Lohnspirale in Gang zu setzen», schreibt das Museum. Die Motivation geschehe zudem gerade im Kulturbereich mehr über gute Personalführung als über finanzielle Anreize. 

Bezüglich Mindestlohn heisst es beim Kunstmuseum: «Das höchste Salär unserer fest angestellten Mitarbeitenden übersteigt das niedrigste Salär um das 2,3-Fache.» Der Stundenlohn liege «deutlich über dem vergleichbarer Institutionen in Luzern».

Subvention hat geringen Anteil

Auch das Lucerne Festival hält seine Zahlen unter Verschluss: «Wir veröffentlichen als eigenständige Stiftung keine Jahresrechnung und somit auch keine Löhne», schreibt das Festival auf Anfrage. Die Subventionen hätten einen geringen Anteil am Gesamtbudget, der durch die Billettsteuer fast vollständig wieder zurückgezahlt werde.

Tatsächlich hat das Lucerne Festival einen Eigenfinanzierungsgrad von über 90 Prozent.

Und das Verkehrshaus schliesslich schreibt: «Über die Löhne wird weder intern noch extern informiert. Es gibt auch keine Absichten dies künftig zu tun.» Das Museum mit nationaler Ausstrahlung ist ein privater Verein, der sich zu 90 Prozent selber finanziert. 10 Prozent sind öffentliche Beiträge von Bund, Kantonen und Stadt Luzern für museale Aufgaben, die an Leistungsvereinbarungen geknüpft sind. «Ob Lohntransparenz gewährleistet werden soll, ist jedem Betrieb selbst überlassen», heisst es weiter.

Nur so viel ist öffentlich: Die Erfolgsrechnung des Verkehrshauses für das vergangene Jahr gibt einen Personalaufwand von 9,8 Millionen Franken an – verteilt auf 218 Mitarbeiter in 124 Vollzeitstellen. Das ergäbe einen durchschnittlichen Monatslohn von rund 6’000 Franken.

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