Post-Knatsch in Zug

Geheime Gespräche über die Hauptpost

Die Zuger Hauptpost am Postplatz im Sommer 2015. Seit Ende November ist das Gebäude zu und leer. Ein postalisches Minimalangebot wird in der Brieffachanlage aufrechterhalten.

(Bild: mbe.)

Wie geht es weiter mit der Hauptpost Zug? Seit der Orientierung der Post vom September im Casino hat man nichts mehr zu dieser Frage vernommen. Offenbar tut sich aber etwas hinter den Kulissen. Es laufen geheime Verhandlungen zwischen der Stadt und der Post.

Für die Stadtzuger gibt es bis Ende Jahr einige Änderungen im Service Public. Am 30. November wird die neue Zuger Poststelle Laubenhof beim Metalli eröffnet. Die Poststelle Oberwil schliesst am 14. November (siehe Kasten). Dies teilte die Post am Montag mit. Sie wird durch eine neue Postagentur im Volg ersetzt.

Und was passiert mit der Hauptpost? Gegen die Schliessung regt sich bekanntlich seit einem halben Jahr massiver Widerstand von Geschäftsinhabern und Anwohnern aus der Altstadt. Auch Zuger Politiker aus SVP und CSP setzten sich für den Erhalt der Hauptpost ein. Bisher ohne Erfolg.
Ende September stellten sich die Postchefs an einer öffentlichen Orientierung im Casino Zug der Kritik. Die Veranstaltung wurde zum kommunikativen Fiasko für die Post, die Emotionen gingen hoch (zentral+ berichtete). Der Zuger Stadtrat forderte die Post auf, eine Lösung zu finden, welche beiden Seiten nützt und lud die Postverantwortlichen zum Gespräch ein.

Verhandlungen noch im Gang

Seither herrscht Funkstille. Stadtpräsident Dolfi Müller sagt auf Anfrage, dass die Post das Gesprächsangebot des Stadtrats angenommen habe. «Wir haben uns getroffen und sind in Verhandlungen», sagt Müller. Mehr könne er momentan nicht sagen.
Von Postseite bestätigt man die Kontakte. «Es laufen immer noch Gespräche zur künftigen Nutzung des Postgebäudes am Postplatz», sagt Markus Flückiger, Leiter Kommunikation Mitte der Post. Man werde zur gegebenen Zeit informieren.

Zur Frage, ob die Post einen Standort für ihre geplante Postagentur anstelle der Hauptpost gefunden hat, kann Flückiger keine Angaben machen.

Geschäfte wollen keine Postagentur

Laut zentral+-Recherchen wurde die Post in letzter Zeit bei verschiedenen Geschäften im Zentrum vorstellig, um sie als Standort für eine Postagentur zu gewinnen. Die meisten lehnten ab. Es gibt anscheinend einen Interessenten. Wer das ist, will aber in Zug niemand verraten.

Post Oberwil geht definitiv zu

Während über die Hauptpost noch verhandelt wird, ist das Schicksal der Poststelle Oberwil besiegelt. Ab Samstag, 14. November, haben die Oberwiler keine bediente Post mehr. «Mit der betroffenen Mitarbeiterin der Post Oberwil konnten wir eine einvernehmliche Lösung finden. Sie hat ein vergleichbares Angebot erhalten», sagt Markus Flückiger, Leiter Kommunikation Mitte der Post CH AG. Die Poststelle sei im Gebäude eingemietet und werde den Mietvertrag ordentlich auflösen.
Am Montag geht die neue Postagentur im Volg auf. Die Mitarbeiter des Volgs werden laut Flückiger vor Ort ausgebildet, damit sie die Qualität der postalischen Dienstleistungen garantieren können. «Rund eine Woche werden Postmitarbeiter anwesend sein und Personal und Kunden beratend unterstützen.» Ein Vorteil der Postagentur ist, dass sie die gleichen Öffnungszeiten hat wie der Laden. Ein Nachteil ist, dass man alles selber frankieren muss und keine Bargeldeinzahlungen mehr möglich sind. Sondersendungen wie Einschreiben muss man neu in Zug aufgeben.

In der Altstadt hofft man weiterhin, dass die Hauptpost erhalten bleibt. «Der Ball liegt jetzt beim Stadtrat. Geschäfte und Anwohner haben sich vehement gewehrt», sagt Fredy Weller, Präsident der Nachbarschaft Münz. Der Stadtrat habe ihnen versprochen, sich dafür einzusetzen, dass die Hauptpost nicht geschlossen wird, bis eine neue Postagentur als Ersatz eröffnet werde.

Agentur in Hauptpost einrichten?

Das lange Schweigen deutet für Weller darauf hin, dass man noch keine Lösung gefunden hat. Der Präsident der Nachbarschaft Münz wüsste eine Lösung: «Man könnte die Postagentur ja in der Hauptpost einrichten. Das Gebäude gehört der Post bereits.» Natürlich hätte man gerne den bisherigen Vollservice gehabt. Doch besser eine Agentur als gar nichts.

«Arrogant und ignorant»

Wolfgang Röllin, Inhaber des Musikgeschäfts Röllin, spielte ebenfalls eine wichtige Rolle beim Protest der Zuger Gewerbler. Er warte immer noch auf eine Antwort auf zwei kurz vor der Orientierungsversammlung im September abgeschickte Protestbriefe. Der eine sei ans Departement von Doris Leuthard geschickt worden, der andere an die oberste Post-Leitung. «Niemand hat es offenbar nötig zu antworten», sagt Röllin.
Er spricht von der «Arroganz und Ignoranz eines Monopolisten», der sich als Unternehmer aufspiele. «Ein Unternehmen in der freien Marktwirtschaft könnte sich nicht erlauben, so mit seinen Kunden umzugehen», so Röllin.

Seine Meinung zur neuen Poststelle Laubenhof habe er sich bereits gebildet. «Es hat viel zu wenig Parkplätze dort», sagt Röllin. Die Zufahrt sei schwierig, und das Verkehrschaos vorprogrammiert. Mit dieser Meinung ist er nicht alleine in Zug, auch an der Orientierungsversammlung wurde die Parkplatzsituation kritisiert.

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