Gütschbahn-Diskussion

Gegner trauen dem russischen Hotelbesitzer nicht

Die einen wollen, dass die Stadt zur Fertigstellung der Gütschbahn beiträgt, die anderen, dass die Hotelbesitzer das selber bezahlen: Archivbild von den Bauarbeiten Ende 2013. (Bild: mbe.)

Das könnte spannend werden: Am 30. November stimmt die Stadt Luzern ab, ob die Stadt sich an den Kosten für die Wiederherstellung der Gütschbahn beteiligen soll. Das Stadtparlament hatte im Juni Ja gesagt zum Kredit. Danach ergriffen CVP und FDP das Referendum. Wie Gegner und Befürworter sich in Stellung bringen.

CVP und FDP machen Stimmung gegen einen Reichen. Und Linke und SVP setzen sich gemeinsam in einem Komitee für ein Ja ein. Das sind ungewöhnliche politische Konstellationen. Es geht um den städtischen Beitrag an die Wiederherstellung der Gütschbahn, die dem Hotel Château Gütsch gehört. Das Hotel ist seit Ende Mai wieder geöffnet, die Bahn steht weiterhin still. Die Stadtluzerner stimmen über einen städtischen Beitrag von 1,73 Millionen an die Investitions- und Betriebskosten ab (siehe auch Infobox).

Finanzen und Vertrauensfrage

Die Gegner beschliessen laut CVP-Grossstadtrat Albert Schwarzenbach in diesen Tagen über ihre Kampagne. «Wir werden wahrscheinlich Flyer in die Haushalte verschicken und Inserate schalten.» Das Nein-Komitee besteht aus je drei Grossstadträten von CVP und FDP: Andrea Gmür, Franziska Bitzi Staub und Albert Schwarzenbach sowie von der FDP Daniel Wettstein, René Peter und Yvonne Ruckli. «Wir finden, dass die 1,7 Millionen Franken angesichts der schlechten finanziellen Lage der Stadt einfach nicht in die Landschaft passen», sagt Schwarzenbach. Die Sparbemühungen des Stadtrats wirkten dadurch unglaubwürdig. «Ausserdem sind wir der Ansicht, dass die Eigentümer des Hotels keine verlässlichen Partner sind», sagt der CVP-Parlamentarier.

Dem schliesst sich die städtische FDP laut Geschäftsführerin Sonja Hablützel an. «Unser Hauptgrund für die Ablehnung ist, dass wir den Besitzern nach all den Vorfällen der letzten Jahre nicht vertrauen, als Zweites kommt der finanzielle Aspekt.» Wenn sich der Besitzer zurück ziehe, bleibe die Bahn an der Stadt hängen, und das wolle die FDP nicht. «Ausserdem profitiert vor allem das Hotel. Wir glauben nicht, dass die Bahn viele Passagiere haben wird. Ein Busbetrieb zum Gütsch, den das Hotel einmal beim VBL bestellt hatte, wurde nach kurzer Zeit wieder eingestellt», sagt Hablützel.

Gütschbahn für Bevölkerung wichtig

Die Befürworter wollen die Stimmbürger ebenfalls überzeugen, ein Ja einzulegen. «Die Gütschbahn ist für die Bevölkerung und den Tourismus von grossem Wert und muss möglichst bald in Betrieb gehen», sagt der grünliberale Grossstadtrat Andras Özvegyi. Dadurch würde auch das Naherholungsgebiet Gütschwald für alle Stadtbewohner besser erschlossen. Die Kosten von 1,7 Millionen Franken machten auf 25 Jahre verteilt, rund 69’000 Franken pro Jahr aus. Özvegyi: «Das sind weniger als ein Franken pro Einwohner von Luzern. Wir sind der Meinung, dass dies für die Touristenstadt Luzern eine sinnvolle und tragbare Lösung darstellt.»

Der Deal der Stadt

Die Stadt beteiligt sich mit einem Beitrag von 1,73 Milionen Franken für die nächsten 25 Jahre am Bau und den Betriebskosten der Gütschbahn. Diese soll in den Verkehrsverbund Passepartout integriert werden. Die Hotelbesitzer räumen der Öffentlichkeit ein Benutzungsrecht der privaten Bahn ein und ermöglichen die Aussicht auf ihrem Grundstück. Die Stadt hat ein kulturhistorisches und verkehrspolitisches Interesse, dass die Bahn wieder läuft. Zudem werden damit der Gütschwald und die Siedlungen auf dem Gütsch wieder mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen und die Verbindung des Quartiers zur Altstadt wieder hergestellt. 

Die Befürworter haben das überparteiliche «Komitee Pro Gütschbahn» gegründet, dessen Präsident ist Özvegyi. Das Co-Präsidium besteht aus GLP-Präsident Louis von Mandach, SVP-Präsident Peter With, der Fraktionschefin der Grünen, Korintha Bärtsch, und SP-Präsident Claudio Soldati. Vertreten sind auch die Quartiervereine «Wächter am Gütsch», Bernstrasse und der Verein Sentitreff durch Josef Moser, Guerino Riva und Urs Häner. Auch der VCS und Luzern Tourismus sind laut Özvgeyi für das neue Gütschbähnli. Das Komitee will ebenfalls Flyer drucken, Plakate sind geplant und man will über die sozialen Medien für ein Ja werben. «Ich bin zuversichtlich, dass es ein Ja gibt. Die Bevölkerung will das neue Gütschbähnli», sagt der Komiteepräsident.

Bereits im Mai hatte die grünliberale Partei ein Spendenkonto für das Gütschbähnli eröffnet. Mit mässigem Erfolg. Laut Andras Övgeyi ist bisher «ein vierstelliger Betrag zusammengekommen.» Es seien grössere und kleinere Spender darunter.

Genossenschaft wollte sich nicht beteiligen

Ungewöhnlich ist bei den kommenden Auseinandersetzungen um den Beitrag an die private Bahn, dass die Genossenschaft für Arbeiterwohnungen (GEFA) dem Stadtrat, bei den Verhandlungen mit den Hotelbesitzern, einen Strich durch die Rechnung machte. Sie ist Besitzerin der neuen Siedlung auf der Gütschhöhe neben dem Hotel. Die Stadt hatte sich gewünscht, dass die GEFA sich mit 250’000 Franken beteiligt, wodurch der Beitrag der Stadt gesunken wäre. Die GEFA lehnte jedoch ab. Wie im Bericht des Stadtrats vom April nachzulesen ist, fehlt der Genossenschaft ebenfalls das Vertrauen in die Eigentümer der Gütschbahn.

Diese böten keine Gewähr für einen langfristigen und ordnungsgemässen Betrieb der Bahn. Die GEFA beurteilte das Risiko als zu gross, dass die Bahn wieder eingestellt werde und sie dann dafür mit verantwortlich gemacht würde. Das sei eine Verschlechterung der Mietsituation. Gemäss dem Bericht erstattet die GEFA ihren Mietern, wegen der fehlenden öffentlichen Verkehrserschliessung, momentan einen Teil der Miete zurück.

Die Stadt hat sich in den Verhandlungen mit den Gütsch-Eigentümern das Recht ausbedungen, die Bahn auf eigene Kosten weiter betreiben zu können, wenn die Eigentümer aus irgendeinem Grund aussteigen sollte.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von daniel.wehner
    daniel.wehner, 17.10.2014, 15:24 Uhr

    Ich habe die Initiative gegen den Beitrag der Stadt von CVP und FDP unterschrieben. Da jammert man uns ständig vor, wie schwierig die Finanzsituation ist und dann müssen wir dem Herr Lebedev in Moskau finanziell unterstützen. Umgekehrt wäre richtig, ein Geschenk an die Stadt Luzern , welche die Kapriolen und Mätzchen dieses Herrn, seit Jahren erdulden muss.

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