«Friendsracket» ist wie Tinder für Sport

Gegner gesucht? Baarer App sorgt für Konkurrenz auf dem Platz

Ich würd ja gern Tischtennis spielen, aber ich habe niemanden, der mitspielt: Dieses Problem soll die App «Friendsracket» lösen.

(Bild: fotolia)

Wieder mal kein Tennispartner am Start? Schon wieder vom Badminton-Gspändli versetzt worden? Die neue App «Friendsracket» soll Abhilfe schaffen beim akuten Mangel an Sportsfreunden. Gegründet hat sie ein Baarer. Ganz ohne Hoffnungen aufs grosse Geld.

Zum Joggen ist’s zu garstig draussen, das Fitnesscenter ist zu doof, doch für eine Runde Squash könnte man sich durchaus begeistern. Die Halle ist in der Nähe, doch braucht man da noch einen Spielpartner. Und den haben wir nicht. Darum zurück auf die Couch.

Um solche Szenarien zu verhindern, hat ein junger Baarer vor fast drei Jahren an einer App zu tüfteln begonnen. «Das ist die Krux bei Sportarten wie Tennis, Badminton, Tischtennis oder Squash: Man muss zu zweit sein», erklärt Andres Tschäni, der seit seiner Kindheit schon Tennis und Tischtennis spielt. «Anlass für die App war letztlich, dass ein Kollege, der ein anderes Spielniveau hat, oft mit mir spielen wollte. Zwischendurch ist das ganz okay, aber auf Dauer nicht ideal. Darum sagte ich ihm, er solle doch gegen Spieler mit gleichem Niveau spielen. Woraufhin er erklärte, dass er keine kennt.»

Per Chat werden Gleichgesinnte angefragt

«Damals war ich noch an der Hochschule Luzern im Masterstudiengang und habe eine Semesterarbeit gleich zum Anlass genommen, um einen Businessplan für das Projekt auszuarbeiten», erklärt der 30-Jährige. Während dieser Zeit lernte er den Software-Entwickler Stephan Boner kennen. Dieser programmierte daraufhin die iOS-Version der App, die Android-Version wurde extern beauftragt.

Nun steht sie also seit Kurzem, die App namens «Friendsracket». Mit dieser können sich User auf die Suche begeben nach Leuten, die am selben Ort trainieren, und diese mittels Chat für einen Match oder ein Training anfragen. Danach wird im App-eigenen Kalender ein Termin gefixt und los geht’s.

Nur vier Gegner in Luzern?

Nun gut, wir testen das mal. Laden die Gratis-App runter, eröffnen voller Tatendrang ein Profil, schätzen unser Können ein. Und suchen nach Leuten, die – sagen wir – in Luzern Tennis spielen wollen. Alles funktioniert. Bloss: Es finden sich nur vier mögliche Gegner in dieser Gegend.

«Wir haben es absichtlich so gemacht, dass nur genau die Leute aus dem gesuchten Ort angezeigt werden», erklärt Tschäni, und ergänzt: «Wir möchten nicht via GPS auf die Handys der Nutzer zugreifen und so deren Standorte ermitteln. Doch kann man bei uns in der Suche mehrere Orte gleichzeitig manuell abklappern und wird dann auch eher fündig.»

Auch der Erfinder der App ist dort drin als Spielpartner aufzufinden. 

Auch der Erfinder der App ist dort drin als Spielpartner aufzufinden. 

(Bild: Screenshot Friendsracket)

Und was, wenn man sich nun aus Versehen mit einem verkappten Federer zum Training trifft und es dann nur peinlich wird? «Solche Situationen sollten verhindert werden, indem jeder selbst sein Spielniveau in der App angibt», erklärt Tschäni. «Ausserdem können App-Nutzer ihre Spielpartner nach dem Spiel ebenfalls beurteilen.»

«Den Faktor Sympathie haben wir bewusst weggelassen, da wir finden, dass das sehr individuell ist und schnell persönlich wird.»

Andres Tschäni, Gründer von «Friendsracket»

Dann könnte man jemanden also nach einem Spiel als nervtötende Quasseltante bezeichnen, die zudem bei langen Bällen schnell ins Schnaufen gerät und mit dieser oder jenen Strategie leicht zu schlagen ist? «Naja», sagt Tschäni lachend, «den Faktor Sympathie haben wir bewusst weggelassen, da wir finden, dass das sehr individuell ist und schnell persönlich wird. Aber man muss neben der Spielbewertung beispielsweise angeben, ob ein Partner pünktlich war oder nicht.»

«Friendsracket» kommt optisch professionell und ruhig daher. Nachdem wir uns ein paarmal vertippt haben, finden wir uns zurecht, wissen, wie wir Leute suchen und anschreiben und unser Profil anpassen können. Ausser, dass die Userzahl jeweils etwas dürftig scheint, funktioniert die App – auf den ersten Blick jedenfalls.

Und, wer hat heute die Nase vorne?

Gibt’s denn keine Kinderkrankheiten? «Doch. Erst vor Kurzem kämpften wir etwa mit dem Problem, dass Android-Nutzer keine Push-Nachrichten erhielten. Das ist natürlich verheerend. Viele sehen ja dann die Nachrichten gar nicht, die ihnen geschickt werden», erklärt Tschäni. Mittlerweile konnte das Problem aber gelöst werden. Ausserdem muss die App ständig weiterentwickelt werden, erklärt er.

Derzeit sind über 200 User bei «Friendsracket» angemeldet. Gehen wir mal davon aus, die Spielbegierigen finden bald gute Partner, mit denen sie sich regelmässig treffen können. Dann brauchen Sie ja die App gar nicht mehr?

Manövriert sich «Friendsracket» damit selber ins Abseits? «Theoretisch ja. Doch die App kann mehr als nur Spieler vermitteln. Es gibt auch eine Statistik-Funktion. Nach jedem Spiel können beide Parteien angeben, wer gewonnen hat. Daraus wird eine Statistik aufgebaut, die einem immer sagt, wer die Nase vorne hat. Mit meinem Bruder nutze ich diese beispielsweise, was ziemlich anspornend wirkt.» Tschäni hofft, dass diese kompetitive Funktion künftig vermehrt genutzt wird.

«Ausserdem möchte ich keine lästige App-Werbung schalten, weil sonst die Qualität des Programms abnimmt.»

Andres Tschäni, Gründer von «Friendsracket»

Der Baarer arbeitet heute Vollzeit als Marketingleiter eines Onlineshops. Die Arbeit an der App passiert während seiner Freizeit. Auch wenn diese, wie er erklärt, sehr aufwendig sei. Hat Tschäni Hoffnungen, mit der App eines Tages grosses Geld zu machen? «Das Geld steht nicht im Vordergrund. Es ist schwierig, in dieser Menge an Apps zu überleben. Mir ist viel wichtiger, dass man eine Möglichkeit hat, sich ein Sport-Netzwerk aufzubauen. Ausserdem möchte ich keine lästige App-Werbung schalten, weil sonst die Qualität des Programms abnimmt.»

Dennoch sieht Tschäni eine Möglichkeit, wie sich künftig Geld verdienen liesse: «Und zwar, indem Trainer einen Jahresbetrag für ein entsprechendes Profil zahlen, woraufhin sich Interessierte mittels App bei diesen melden können.»

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