Drei Bäche gegen eine Gemeinde

Geflutetes Rotkreuz: Gemeinde treibt Hochwasserprojekt voran

Die Gemeinde Risch-Rotkreuz plant unter der Leitung von Sebastian Heinrichs diverse Hochwasserschutz-Projekte. (Bild: zVg / Gemeinde Risch-Rotkreuz)

In der Gemeinde Risch-Rotkreuz sind Überschwemmungen bei Unwettern keine Seltenheit. Und davon hat dieser Sommer bisher einige auf Lager gehabt. Darum treibt die Gemeinde ein umfassendes Hochwasserprojekt voran, das die drei umliegenden Bäche in die Schranken weist.

Die jüngsten Unwetter zeigen uns einmal mehr, wie machtlos der Mensch ist, wenn die Natur richtig Gas gibt. In der Region Luzern kam es zu schweren Verwüstungen. Die Gebäudeversicherung Luzern schätzt das Ereignis als schwerste Unwetterkatastrophe seit der grossen Überschwemmung von 2015 ein (zentralplus berichtete). Auch das Zugerland ist stark betroffen (zentralplus berichtete). Das wirft mancherorts die Frage nach der Hochwassersicherheit auf. So auch in der Gemeinde Risch-Rotkreuz.

Das Thema steht hier schon seit Langem auf der To-do-Liste. Seit 2016 wird an einem Hochwasserprojekt gearbeitet. Sowohl am 7. Juni 2012 wie auch am 5. Oktober 2014 traten die Flüsse in der Region über die Ufer. Es kam zu massiven Überschwemmungen mit hohen Schäden. Die Unwetter von Ende Juni 2021 haben die Wichtigkeit des Vorhabens noch einmal unterstrichen. Wegen der Wassermassen mussten in Rotkreuz beispielsweise Autobahneinfahrten gesperrt werden.

Drei Bäche, ein Problem

Risch-Rotkreuz braucht einen neuen Hochwasserschutz. Im Siedlungsgebiet von Rotkreuz fliessen nämlich mit dem Waldbach, dem Steintobelbach und Chüntwilerbach gleich drei Bäche zusammen. Sie kommen von Ibikon herab und unterqueren in der Nähe des Rotkreuzer Dorfkerns den SBB-Bahndamm. Anschliessend fliessen sie via Binzmühleweiher in die Reuss.

Die Grafik zeigt die einzelnen Bäche, die in Rotkreuz zusammenkommen. (Bild: Gemeinde Risch-Rotkreuz)

Da die Bäche durch das dichtbebaute Zentrum von Rotkreuz fliessen, ist das Schadenpotenzial im Überschwemmungsfall hoch. Das zeigen Fotos aus den vergangenen Jahren mit gefluteten Wiesen, überschwemmten Strassen und verschütteten Zugstrecken. Mit dem Bauprojekt wird Rotkreuz das Siedlungsgebiet künftig vor solchen Hochwasserereignissen geschützt.

So soll beim Steintobelbach/Chüntwilerbach die Abflusskapazität durch eine Entlastungsleitung erhöht werden. Schon 2016 wurden als Sofortmassnahme Unterhaltsarbeiten beim eingedolten Bereich – also auf dem abgedeckten Abschnitt – auf einer Länge von rund 200 Metern durchgeführt. Damals hat man rund 60 Kubikmeter Geröll und Schutt aus dem Tunnel gezogen.

Der Waldbach, der ebenfalls von Ibikon her ins Dorf fliesst, ist im bewohnten Gebiet grösstenteils eingedolt. Das reicht aber nicht, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Darum will die Gemeinde entweder die Dole vergrössen, damit mehr Wasser durchfliesst. Die Alternative dazu ist es, das Problem mit einem Hochwasserrückhaltebecken zu lösen.

Felsiger Boden staut das Wasser zusätzlich

Damit wären zwar die Risiken der Bäche grösstenteils gelöst. Ein weiteres Problem ist aber der Boden. Er besteht in der Region hauptsächlich aus schlecht durchlässigem, stellenweise gar wasserstauenden Gestein wie beispielsweise Molassefels.

Praktisch im ganzen Gemeindegebiet gibt es deswegen nur schlechte oder gar keine Versickerungsmöglichkeiten. Dies führt bei starken Regenfällen zu einem raschen Anstieg des Oberflächenabflusses und grossen Hangwassermengen, die sich dann im Dorf unten sammeln. Hier sollen Erddämme oder Sickergräben das Siedlungsgebiet schützen.

Kostenpunkt: 25 Millionen Franken

Ziel des Projekts ist natürlich eine Eindämmung der Gefahren. Konkret werden künftige Überschwemmungen von Strassen, Kellern und Kanalisationen verhindert – auch langfristig. Das Projekt soll «genügend dimensioniert» werden, damit auch ein Jahrhundertereignis relativ schadlos überstanden wird, schrieb die Gemeinde 2016 in einem Bericht.

Für das Projekt rechnet die Gemeinde mit Kosten von rund 17 Millionen Franken. Hinzu kommen die Sofortmassnamen aus dem Jahr 2016 sowie die Kosten für Umweltbegleitung und Landbeanspruchung. «Aktuell gehen wir von Projektkosten in Höhe von zirka 25 Millionen Franken inklusive Mehrwertsteuer aus», sagt Sebastian Heinrichs, Bereichsleiter Tiefbau, auf Anfrage von zentralplus.

Bis zu fünf Jahre Bauzeit

Bis es so weit ist, gibt es noch einige Hürden zu nehmen, sagt Heinrichs. So folgt nach der Vernehmlassung des Projekts die öffentliche Auflage und die Baubewilligung. «Es ist zum heutigen Zeitpunkt ungewiss, ob Einsprachen gegen dieses Projekt eingehen werden. Die Stimmberechtigten der Gemeinde Risch werden im Anschluss an der Urne über die Gewährung des Baukredits abstimmen.» Der Gang zur Urne ist notwendig, weil Kosten ab 7,5 Millionen Franken vors Volk müssen.

Bis Rotkreuz vom Hochwasser – hoffentlich – geschützt ist, dauert es also noch eine ganze Weile. «Das Projekt wird nach der Sommerpause im Gemeinderat behandelt», erklärt Heinrichs. Anschliessend folgt der Vernehmlassungsprozess bei den Amtsstellen des Kantons, Bunds und der SBB.

Der angestrebte Baubeginn für Ende 2022 setzt einen reibungslosen Ablauf voraus. Das heisst konkret: keine Einsprachen im Rahmen der öffentlichen Auflage. Kommt das Projekt durch, dauert die Bauzeit geschätzte vier bis fünf Jahre. Bleibt nur zu hoffen, dass die kommenden Wochen, die gemäss Meteorologen von MeteoNews ziemlich nass werden, keine weiteren Überschwemmungen mit sich bringen.

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