Corona-Fall im Zuger Bostadel

Gefängnisdirektor: «Es ist unerklärlich, wie das Virus reingekommen ist»

Die Gefängnismauern der Justizanstalt Bostadel konnten das Corona-Virus nicht aufhalten. (Bild: wia)

Das Corona-Virus hat sich hinter die Gefängnismauern der Zuger Justizvollzugsanstalt Bostadel in Menzingen geschlichen. Die Gefangenen mussten inzwischen zweimal zum Test antraben – und hoffen das Beste, damit sie ab Donnerstag wieder arbeiten dürfen.

Ein positiver Corona-Test legt die Justizvollzugsanstalt in Menzingen lahm (zentralplus berichtete). Für die Gefangenen heisst das: seit Dienstag vor einer Woche kein Sport und keine Arbeit. Zwei Tage mussten sie sogar aufs Duschen verzichten, wie Gefängnisdirektor Andreas Gigon gegenüber zentralplus bestätigt.

Am Donnerstag könnte wieder Normalbetrieb einkehren – wenn eine zweite Testserie aller Gefangenen Gigon keinen Strich durch die Rechnung macht. Als am Dienstag letzter Woche der erste Test positiv ausfiel, kam es zum Shutdown. Während rund 50 Stunden wurden die Gefangenen streng isoliert und durften ihre Zellen nicht verlassen. Das heisst: keine Dusche, kein gemeinsames Essen, kein Hofgang.

«So bald klar war, dass kein weiterer Test positiv ausgefallen ist, haben wir die strenge Isolation aufgehoben.»

Andreas Gigon, Leiter Justizanstalt Bostadel

Die Gefangenen so zu isolieren, ist aus rechtsstaatlicher Sicht heikel. Deshalb hat Andreas Gigon dafür gesorgt, dass so rasch wie möglich Lockerungen gemacht wurden. Da die Gefangenen nicht mehr an die Telefonzellen konnten, wurden ihnen Apparate in die Zellen gebracht – damit sie ihre Angehörigen informieren konnten.

Der «Lohn» wird nicht gekürzt

«So bald klar war, dass kein weiterer Test positiv ausgefallen ist, haben wir die strenge Isolation aufgehoben», sagt Gigon. Nun dürfen die Gefangenen wieder in kleinen Gruppen und mit Masken in den Hofgang und an den Kiosk. Auch das Duschen ist wieder möglich.

Zu arbeiten und Sport zu betreiben ist aber noch nicht erlaubt. «Das ist im Moment nicht möglich. Aber wenn wir die Ergebnisse der zweiten Testserie haben und die zehn Tage Quarantäne vorbei sind, werden wir voraussichtlich am Donnerstag wieder zum Normalbetrieb zurückkehren.» Auch Besuche sollen dann wieder möglich sein.

«Ich rechne nicht damit, dass der Patient mit Repressionen durch Mitgefangene rechnen muss.»

Andreas Gigon, Leiter Justizanstalt Bostadel

Die Gefangenen sind von Gesetzes wegen zur Arbeit verpflichtet. «Das machen sie in der Regel auch gerne, weil der Tag so sinnvoll gestaltet wird und die Zeit schneller vergeht», sagt Gigon. Sie bekommen dafür ein geringes Arbeitsentgelt. «Im Moment dürfen sie nicht arbeiten. Aber dafür können sie ja nichts. Wir verzichten daher darauf, das Arbeitsentgelt zu kürzen», so Gigon.

Contact Tracing brachte kein Ergebnis

Wohl auch deshalb werden die massiven Einschränkungen von den Gefangenen mehrheitlich akzeptiert. «Ich rechne nicht damit, dass der Patient mit Repressionen durch Mitgefangene rechnen muss», meint Gigon. Man wisse schlicht nicht, wie das Virus in die Anstalt gekommen ist. «Durch Besucher? Durch das Personal? Durch Gefangene, die ans Gericht mussten? Es ist unerklärlich. Aber klar ist: Es hätte jeden treffen können.»

Die Gefangenen hätten konstruktiv und wohlwollend reagiert. «Die meisten sind froh, dass wir umgehend Massnahmen ergriffen haben – zumal auch Risikopatienten unter den Gefangenen sind. Alle haben sich testen lassen», erzählt Gigon.

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