Beiz will 2.50 Franken dafür

Zuger Löffel-Gebühr erregt die Gemüter

Das Restaurant Raten verlangt 2.50 Franken für einen zweiten Dessertlöffel. (Bild: Andreas Busslinger / zvg)

Der Zuger Raten-Wirt verlangt 2.50 Franken von Gästen, die einen zweiten Dessertlöffel wünschen. Gastro Luzern hat dafür Verständnis. Die Kosten würden steigen und müssten auf eine Weise weitergegeben werden, so der Verband.

Wer ein Dessert teilt, muss im Restaurant auf dem Raten 2.50 Franken für den zweiten Löffel bezahlen. (zentralplus berichtete). Der Wirt des Restaurants in Oberägeri verlangt für einen zusätzlichen Dessertlöffel 2.50 Franken.

Die Geschichte hat in der Kommentarspalte von zentralplus die Gemüter erregt. «Ich finde dies vom Restaurant sehr kleinlich», schrieb eine Leserin. «Ich finde das eine Unverschämtheit, sowas zu verlangen», meinte eine andere. Ein Leser wiederum schrieb, das sei kein Einzelfall. In einem Resturant in der Nähe koste ein extra Teller zwei Franken. «Und wenn man sie darauf anspricht, verweisen sie auf das Restaurant Raten und begründen damit ihren Aufschlag», so der User.

«Wenn ein Gastronom die Preise um zwei Franken erhöht, gibt es einen riesigen Aufschrei.»

Thomas Tellenbach, Gastro Luzern

Der Wirt des Raten Iwan Iten nahm gegenüber dem «Beobachter» Stellung zu der Sache: «Wir zwingen niemanden, zu uns zu kommen», zitierte ihn das Magazin. Iten argumentiert, dass Kunden, die das Dessert teilen, auch zwei Stühle belegen würden. Zudem gehe die Rechnung sowieso nicht mehr auf, da die Lohnkosten im Vergleich zu den Preisen der Produkte stärker angestiegen seien.

Stimmt das? Und müssen Gäste in Zukunft vermehrt mit Aufschlägen wie der Löffel-Gebühr rechnen? zentralplus hat beim Verband Gastro Zug nachgefragt, wie er solche Gebühren beurteilt. Das Restaurant Raten ist Mitglied dieses Verbandes, der sich auch für das Image der Gastronomiebranche einsetzt. Gastro Zug will sich aber nicht zum vorliegenden Fall äussern.

Gastro Luzern beklagt steigende Fixkosten

Der Gastroverband des Nachbarkantons Luzern zeigt Verständnis für das Verhalten des Wirts. Zwar empfehle man die Massnahme nicht, sagt Thomas Tellenbach von Gastro Luzern. «Wir haben aber Verständnis dafür, dass Gastronomen kreativ sein müssen, um die Rechnungen zu bezahlen.» Tellenbach ist überzeugt: «Wenn ein Gastronom die Preise um zwei Franken erhöht, gibt es einen riesigen Aufschrei.»

Ein Preisanstieg sei jedoch begründet. Tellenbach führt ins Feld, dass die Fixkosten angestiegen sind. So etwa die Energiepreise und die Preise von Lebensmitteln. Zudem seien auch die Löhne für die Angestellten aufgrund des Fachkräftemangels gestiegen (zentralplus berichtete). «Die steigenden Energie- und sonstigen Kosten muss man irgendwie abwälzen können. Die anderen machen dies über einen Energiezuschlag oder generelle Preiserhöhung.»

Kostenüberwälzung mittels Löffel-Gebühr sei ein «gangbarer Weg»

Er könne sich vorstellen, dass der Wirt des Raten die Löffel-Gebühr einfach als eine Möglichkeit der Kostenüberwälzung nutze. Wenn ein Betrieb zum Schluss gelange, 2.50 Franken mehr zu verlangen, dann sei dies ein «gangbarer Weg». Denn zwei Personen bedeuten: Zwei Servietten und zwei Löffel. Dies alles koste, insbesondere der Abwasch des Geschirrs. Wichtig für Gastro Luzern ist aber eine offene und transparente Preisgestaltung.

Tellenbach selbst sei eine solche Gebühr schon lange nicht mehr begegnet. Er erinnert sich aber: «Eine Gebühr für zusätzliches Besteck gab es in meinem Lehrbetrieb schon in den 1980er-Jahren.»

Rechtlich zumindest ist die Sache eindeutig. Wenn der Gastronomiebetrieb die Kosten für zusätzliche Gedecke richtig deklariert, dann besteht dafür eine vertragliche Grundlage.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Thomas Tellenbach, Gastro Luzern
  • Website Gastro Luzern
  • Artikel im «Beobachter»
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14 Kommentare
  • Profilfoto von HARI
    HARI, 23.12.2022, 18:09 Uhr

    Unglaublich, was sich der Raten Wirt erlaubt. Fr. 2.50 für einen zusätzlichen Löffel und Fr. 3.00 für ein weisses Gedeck wenn nicht für einen Mindestpreis von Fr. 80.00 p. P. konsumiert wird. Parkplatzgebühren sollen auch noch verlangt werden.
    Kreativ, aber nicht unbedingt für eine gesunde wirtschaftliche Erhaltung eines Betriebes
    geeignet. Schön, dass es uns allen frei steht dieses Lokal nicht zu berücksichtigen. Die Gastronomen in der Nähe freuen sich, wenn unzufriedene Gäste mit dem Restaurant Raten auf einen Mitbewerberbetrieb in der Nähe ausweichen.

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    Rolf, 21.12.2022, 16:53 Uhr

    Nur weiter so, und bald sind alle Restaurants nicht mehr besucht.

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    Restaurant Tester, 21.12.2022, 10:23 Uhr

    Der Wirt ist offen mit seiner Begründung über die Löffel-Gebühr. Wenn er es jetzt noch mit den Gehältern seiner Mitarbeiter (anonym passt schon!) wäre, woraus für mich als Gast nachvollziehbar ist, dass die MA auch wirklich von solcher Verrechnungs-Kreativität profitieren, dann wäre es ein Wirt/Gast-Verständnis auf Augenhöhe. Dann kann ich mir immer noch überlegen, ob ich Lust auf diese Art von Gastfreundschaft hätte. Sonst bleibt es Zwängerei und lässt mich vermuten, dass die Qualität aus Küche und im Service vorher schon durch den Wolf gedreht wurde.

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    Andrea Buche, 20.12.2022, 21:40 Uhr

    Vielleicht hat der Ratenwirt mit seiner peniblen Corona-Rolle einfach zu viele Kunden vergrault und muss jetzt sein Geld mit Dessert-Löffeli machen…

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    René Wigger, 20.12.2022, 18:44 Uhr

    Ich habe vor Corona monatlich einige hundert Franken in Restaurants liegengelassen. Heute ein Bruchteil davon. Was sich einzelne «Restaurateure» während des Look Down gegenüber ihren Angestellten geleistet haben hat mir die Augen geöffnet. Wir geniessen den wirklich gute Wein zu Hause zum Viertel des Restaurantpreises. Und dies ohne Ärger und Stress. Immer mehr «Gastgeber» machen sich und ihren Betrieb überflüssig.

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    Remo, 20.12.2022, 18:39 Uhr

    Das ist eh der Schwurblerwirt. Dort würde ich eh nie hingehen. Er soll halt den Laden dicht machen, wenns nicht rentiert. Unsympathisch ist nur der Vorname.

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    • Profilfoto von Roli Greter
      Roli Greter, 21.12.2022, 06:14 Uhr

      Während Lockdowns hatte er teilweise geöffnet, das war echt super. Wir waren dankbar dafür.

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  • Profilfoto von Armando
    Armando, 20.12.2022, 15:55 Uhr

    Ein Grund mehr, die Schweizer Wirte links liegen zu lassen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird mit jedem Jahr schlechter. Preise doppelt so hoch wie in den umliegenden Ländern, und Gastfreundlichkeit sucht man auch vergebens. Ich gebe mein Geld nur noch dort aus, wo ich auch einen wirklichen Gegenwert dafür bekomme. Der Raten-Wirt hat offensichtlich noch zu viele Gäste, aber das dürfte sich mit der eingeführten Löffelgebühr wohl bald ändern.

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  • Profilfoto von smokymale
    smokymale, 20.12.2022, 15:52 Uhr

    Würde mich schon interessieren was dieser stillose Herr sagen würde wenn wirklich niemand mehr wegen seiner Fuzideen käme. Wenn man seinen Betrieb an einer solchen Lage führen kann kommen noch viele die sonst nicht kämen. Verständnis der Gastro Luzern kann ich keines zeigen. Es wäre langsam wieder an der Zeit dem Gast/Kunden zu zeigen dass man gerne für ihn das ist – der Detailhandel muss das schon lange. Jede Menge Wirte scheinen da ein besonderes Privileg zu haben, d.h. nein, sie haben es nicht, sie nehmen es sich einfach und iwr sind so blöd und machen das mit.

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  • Profilfoto von Th. Kälin
    Th. Kälin, 20.12.2022, 15:46 Uhr

    Die Preisgestaltung obliegt dem Wirt, genauso den Entscheid für oder gegen einen Restaurant besuch.
    Mühe habe ich mit der Unart der diversen Zuschlägen, welche momentan en vogue scheinen. Die Preise müssen doch rein Netto sein, inkl. Service. Am Ende der Karte klein irgendeinen Zuschlag deklariert kommt demgegenüber als überraschende Klausel daher. Hier bezweifle ich der transparenten Preisdeklaration genügend Rechnung zu tragen.
    Auch interessant: die langjährig seriös geführten Restaurants scheinen weder mit Preiserhöhungen noch mit Fachkräften nennenswert Probleme zu haben. Vielleicht sollten die Probleme zuerst beim eigenen Vorgehen gesucht werden.

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    Roli Greter, 20.12.2022, 15:40 Uhr

    Nanu, ist schon April?

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    hans hug, 20.12.2022, 12:27 Uhr

    Ganz einfach ! Nie mehr hingehen!!

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    Marco Bissig, 20.12.2022, 12:26 Uhr

    Das «2.50 Franken-Theater» im Restaurant Raten ist letztlich keine Geldfrage, auch keine Frage von gerechtfertigt oder sinnlos. Das ganze ist eine Stil-Frage und wie man mit Gästen umgeht. Guter Stil und liebevolle Gästebetreuung sind das A und O eines erfolgreichen Betriebes; beides Attribute, die dem Ratenwirt wohl abgehen, vorallem mit der Aussage: «Es wird niemand gezwungen, zu mir zu kommen!»

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    • Profilfoto von Erwin Lussi
      Erwin Lussi, 20.12.2022, 19:26 Uhr

      Ich bin ganz bei Ihnen.
      Andere Gastwirte haben ihre Kalkulation angepasst und ohne Griff in die Trickkiste die Preise erhöht.
      Erbsen zählen gehört in die Kompetenz eines Buchhalters.
      Einen Buchhalter würde ich die Steuern machen lassen meinen Magen würde ich ihm aber nicht anvertrauen.
      Wenn die Rechnung sowieso nicht mehr aufgeht wäre es wohl an der Zeit den Löffel und die Löffelgebühr beiseite zu legen und einem kreativen Kopf und Gastwirt mit Herz Platz zu machen.
      Anmerkung : Ein Schönwetter-Ausflugsrestaurant wie der Raten ist nicht einfach rentabel zu führen, aber es gibt Konzepte und zudem Fachleute die helfen können.

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