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In Zürich und Basel schon Alltag, in der Zentralschweiz ein Novum: Eine neue Ramen-Bar in Oberägeri verspricht authentischen Japan-Genuss. Es ist eine von wenigen in der Region. Warum ist das so?
In Städten wie Zürich, Bern und Basel gibt es sie zigfach, in Zug und Luzern haben sie Seltenheitswert: Ramen-Bars. Also Restaurants, die sich hauptsächlich auf traditionelle japanische Nudelsuppen spezialisieren. In Japan stehen Ramen für schnelle und unkomplizierte Verpflegung, die es in spezialisierten Lokalen gibt. Sie bieten verschiedene Variationen mit unterschiedlichen Brühen, Nudeln und Toppings an.
Kulinarik aus Fernost geniesst auch bei uns in der Zentralschweiz Hochkonjunktur. Vor allem Food-Trends aus Japan sind zunehmend beliebt. Das erkennt man nur schon daran, wenn man online nach Sushi sucht. Gerade die Stadt Zug hat eine Vielzahl von Sushi-Anbietern. Von nationalen Ketten wie «Yoojis» und «Negishi» bis zu Einzelunternehmen wie «Aki Sushi». Einer der jüngsten, «Take Sushi», eröffnete vor rund einem Jahr bei der Bahnhofstrasse (zentralplus berichtete).
Auch der als gesündere Kaffeealternative gehandelte Matcha-Tee steht nicht zuletzt dank Social Media hoch im Kurs. Die Nachfrage nach dem zermahlenen Grünteepulver aus Japan ist teils so gross, dass es international zu Lieferengpässen und damit auch zu leeren Regalen in Zuger und Luzerner Teegeschäften kommt (zentralplus berichtete).
Neues Angebot in Oberägeri
Steht jetzt mit der japanischen Nudelsuppe der nächste Trend in den Startlöchern? Wenn dem so wäre, nimmt man es in Luzern und Zug noch etwas gemütlicher. Aber, wie ein Blick ins Amtsblatt des Kantons Zug zeigt, ist derzeit eine Ramen-Bar in Planung. Das «Ramen am See» soll in Oberägeri an der Poststrasse 3 – wenige Gehminuten vom See entfernt – diesen Sommer eröffnen. Das Lokal «wird ein kleiner gemütlicher Ort mit frisch zubereiteten Ramen, kräftiger Brühe und feinen Toppings», wie das Unternehmen in seinem Google-Eintrag schreibt.
In gängigen asiatischen Restaurants findet man die Suppengerichte gelegentlich auf der Speisekarte. Sucht man jedoch nach einer bereits existierenden reinen Ramen-Bar, wird die Auswahl eng. Fündig werden Ramen-Fans etwa im Freiruum an der Aabachstrasse in Zug. «Nana T Nana» heisst sie und ist seit der Eröffnung des Freiruum im August 2019 fester Bestandteil des Angebots.
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Die Ramen-Suppe stellt man selbst zusammen
Obwohl sich die Menükarte an die japanischen Nudelsuppen orientiere, sind sie «geschmacklich an europäische Vorlieben angepasst», wie Geschäftsführer Claudio Affolter auf Anfrage schreibt. «Klassische japanische Ramen basieren häufig auf sehr fett- und schweinefleischlastigen Brühen, was in der Schweiz auf die breite Masse weniger gefragt ist.» Daher setze man im «Nana T Nana» bewusst auf leichtere Varianten mit Rinderbrühe oder veganen Optionen.
Dieser Entscheidung liegt auch das begrenzte Platzangebot vor Ort zugrunde. «Auf unserer Fläche von lediglich 13 Quadratmetern im Freiruum haben wir keine Kapazitäten, um Originalrezepte mit Schweineknochen traditionell herzustellen.»
Woher kommt der Reiz an Ramen-Bars? Claudio Affolter erklärt, dass es die Individualisierbarkeit sei. «Gäste stellen ihre Suppe Schritt für Schritt selbst zusammen. So ist garantiert, dass nur Zutaten in der Schale landen, die ihnen wirklich schmecken.»
Japanische Küche in Luzern
Affolter hat ein Ramen-Konzept auch nach Luzern gebracht. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Thierry Fuhrer hat er im Herbst 2021 im Untergeschoss des Bahnhofs Luzern das «Paz O Bowl» eröffnet (zentralplus berichtete). Hier serviert das Team nebst Ramen auch Poké Bowls – ein weiteres exotisches Trendgericht.
Als einer der Vorreiter japanischer Restaurants in der Stadt Luzern gilt das «Izakaya Nozomi» beim Löwengraben. 2018 von Benjamin Egli eröffnet, ist das Lokal heute fix etabliert. «Wir hatten immer das Gefühl, eine Eröffnung weiterer japanischer Lokale sei nur eine Zeitfrage», schreibt Chandra Brechbühl, langjähriger Mitarbeiter des «Izakaya Nozomi».
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Umso erstaunlicher, dass japanische Restaurants in der Innerschweiz mittlerweile nicht weiter verbreitet seien. Man habe mit dem «Izakaya Nozomi» sicherlich einen Nerv der Zeit getroffen. «Weiter ist Luzern auch einfach viel kleiner als Zürich, Bern oder Basel», sagt Brechbühl. «Und viele Leute kennen hauptsächlich Sushi, andere Aspekte der japanischen Küche sind vielleicht noch weniger präsent.»
Umso grösser der Schock, als Benjamin Egli Ende 2023 verkündete, das Lokal auf Ende 2024 schliessen zu müssen. Zumindest an seinem Standort am Löwengraben (zentralplus berichtete). Später kam die Erleichterung: Der Pachtvertrag konnte um ein Jahr bis Ende 2025 verlängert werden. Und daran hat sich bisher nichts geändert. «Dazu gibt es noch keine Neuigkeiten», heisst es auf Anfrage.
Hinter neuen Lokalen steht ein Fragezeichen
Hellhörig durften Ramen-Freunde geworden sein, als Egli im selben Gespräch eröffnete, nach einem geeigneten Standort für eine Ramen-Bar in Luzern Ausschau zu halten. Wie sich zeigt, müssen sich Luzernerinnen auch hier noch in Geduld üben: «Diese Idee ist noch nicht vom Tisch. Auch da bleiben wir dran, wer weiss, was die Zukunft bringt», schreibt Brechbühl.
Auch Claudio Affolter vom «Nana T Nana» gibt sich in der Frage noch bedeckt. Hinter den Kulissen scheint die Suppe bereits zu brodeln. Auf die Frage hin, ob weitere Ramen-Bars in anderen Örtlichkeiten als dem Freiruum in Zug geplant sind, schreibt Claudio Affolter: «Vielleicht gibt es schon bald spannende Neuigkeiten – mehr dürfen wir aktuell aber noch nicht verraten.»
Auf ein klassisches Ramen-Lokal im japanischen Stil müssen sich Stadtluzerner weiterhin gedulden. Aber wer weiss, vielleicht vermag die neue Ramen-Bar in Oberägeri der japanischen Gastronomie abseits von Sushi und Matcha-Tee einen neuen Schub zu geben. Und hungrigen Mäulern ein Erlebnis bieten, das in der restlichen Schweiz schon längst Gewohnheit geworden ist.
- Schriftlicher Austausch mit Claudio Affolter, Geschäftsführer «Nana T Nana»
- Schriftlicher Austausch mit Chandra Brechbühl, Mitarbeiter des «Izakaya Nozomi»
- Instagram-Account und Amtsblatt-Eintrag zu «Ramen am See»