Gesichter der Gastronomie

Zu Besuch bei Luzerns umtriebigsten Gastro-Schwestern

Die Zwillingsschwestern Ilinca (links) und Miruna Anton haben in Luzern noch Grosses vor. (Bild: cbu)

2021 haben sie ihr erstes Restaurant eröffnet. Derzeit entstehen zwei weitere Betriebe. Das Schwestern-Duo Miruna und Ilinca Anton hat in Luzern noch einiges vor. Ein Gespräch über Wodka, Erfolg und Vorbilder.

Sie sind jung, motiviert und erfolgreich in der Luzerner Gastronomie unterwegs: Miruna und Ilinca Anton haben 2021 entgegen allen Hürden ein Restaurant in der Stadt eröffnet. Mitten in der Pandemie. Heute ist das «Antons», das «Comfort-Food» auf Gourmetniveau serviert, in Luzern etabliert. Grund genug für die Schwestern, eine Expansion in Angriff zu nehmen. Aber auch, um auf Zeiten zurückzublicken, als es noch nicht so rosig aussah.

zentralplus trifft die Zwillingsschwestern (25) nach dem Mittagsservice in ihrem Restaurant. Die jungen Frauen tragen Schwarz und bieten gleich einen Kaffee – scherzeshalber auch Wodka – an und erzählen auf Englisch. Zwar verstehen sie Deutsch problemlos, nur sprechen könnten sie es noch nicht so gut, erklärt Miruna Anton.

Die beiden leben seit rund sieben Jahren in der Schweiz. In der Stadt Iași in Ostrumänien geboren, entstammen sie einer Familie, die in der Pharmaindustrie verwurzelt ist. Mit der Gastrobranche kamen die Schwestern im Teenageralter in Berührung. Für ein Sommercamp der Business & Hotel Management School (BHMS) kommen sie zum ersten Mal nach Luzern. Davor haben sie schon ähnliche Angebote in England und Amsterdam angeschaut. Für beide ist aber klar: «Die Schweizer Gastronomie hat einen höheren Standard und das bessere Schulsystem», sagt Ilinca Anton.

Erfolg trotz – oder wegen – Gegenwind

Während der mehrjährigen Ausbildung in Luzern arbeiten sie im Restaurant Flora an der Pilatusstrasse – heute das Restaurant Bacio della Mamma – und verlieben sich in die Branche, wie sie es ausdrücken. Im Mai 2021 schliessen sie ihre Ausbildung ab und kriegen das Angebot, die Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants Jam Jam am Hirschengraben zu übernehmen.

Das Restaurant Antons am Hirschengraben haben die heute 25-Jährigen aus dem Nichts aufgebaut. (Bild: cbu)

Miruna und Ilinca Anton – zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre alt – sagen zu. «Wir haben bei null gestartet», sagt Ilinca Anton. Und einfach sei es nicht gewesen. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie. «Am Anfang hat uns niemand ernst genommen», erklärt sie. «Weil wir zwei junge Frauen waren, noch nicht viel Erfahrung hatten und noch von ausserhalb kamen», ergänzt Miruna Anton. Davon hätten sie sich nicht unterkriegen lassen und seien einfach ihrer Nase gefolgt. In schwierigen Momenten hätten sie sich gegenseitig aufgemuntert und zum Weitermachen motiviert, wie das nur Schwestern können. Scheitern sei für sie nie eine Option gewesen. Ihnen war klar: «Wir mussten uns beweisen.»

Der Vater als Vorbild

Gut also, dass die Zwillinge sich perfekt ergänzen, wie sie sagen. Beruflich und privat. Während Ilinca im Restaurant nebst der Gastgeberinfunktion mehrheitlich Administratives erledigt, kümmert sich Miruna noch um das Marketing. Geschäftsmässig hätten sie das Heu auf derselben Bühne. Wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt, einigen sie sich auf einen Kompromiss, mit dem beide leben können. Das restliche Team – «die Familie», wie die beiden Gastronominnen ihre 14-köpfige Truppe nennen – ist seit der Eröffnung fast dasselbe geblieben.

Rückhalt finden die Zwei unter anderem in der Natur beim Joggen oder auf Reisen. «Wir finden es wichtig, andere Kulturen zu erleben und so unseren Horizont zu erweitern», erklärt Ilinca Anton. Auch die Familie in der alten Heimat spielt eine wichtige Rolle. Etwa ihr Vater. «Obwohl wir nicht dieselbe Passion wie er teilen, so ist er trotzdem unser grosses Vorbild», sagt Miruna Anton.

Die Anton-Schwestern expandieren

Mittlerweile sind die Schwestern Anton in Luzern und in der Gastronomie angekommen. Mehr als das: Jüngst gaben sie bekannt, in die Neustadt zu expandieren und mit dem «Bliss by Antons» im November eine gehobene Bistrobar zu eröffnen (zentralplus berichtete). Praktisch zeitgleich entsteht an der Frankenstrasse an der Adresse des ehemaligen «The Blossom Alley» der Feinkostladen Myli, der auf ein «Grazing»-Konzept setzt und Apéroplatten in verschiedenen Grössen verkaufen wird (zentralplus berichtete).

Sie werden sich die nächsten Monate zwar voll und ganz auf ihre drei Geschäfte fokussieren und diese zum Fliegen bringen, sagen die Schwestern. Trotzdem denken die Antons bereits weiter. So steht die Idee im Raum, zu einem späteren Zeitpunkt eine Beachbar zu eröffnen – womöglich sogar im Ausland. Längerfristig träumen die beiden davon, eines Tages ein Boutiquehotel zu eröffnen. Alles unter dem «Anton»-Banner. Denn ihre Idee ist es, aus dem Namen eine Marke zu machen.

Oder, wie Ilinca Anton gut gelaunt sagt: «Wir tragen den Familiennamen unseres Vaters in die weite Welt hinaus.»

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Miruna-Ioana und Ilinca-Andreea Anton
  • Schriftlicher Austausch mit Sprecher Florian Schmid
  • Website «Antons»
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