Start-up aus Cham

Wie «Gastruum» Hotels und Restaurants wohnlich macht

Geschäftsführer Thomas Notter ist seit über zehn Jahren in der Gastronomie tätig. (Bild: cbu)

Von Klappstühlen bis zu Luxusmöbeln – das Chamer Unternehmen «Gastruum» stattet Hotels und Restaurants in der ganzen Schweiz aus. Geschäftsführer Thomas Notter hat alle Hände voll zu tun – auch wegen der gegenwärtigen Krise.

Im Frühjahr eröffnete das Luxushotel Hermitage am Vierwaldstättersee in Luzern nach einem umfassenden Redesign seine Türen. In der Bar stehen neu rote Sofas, schwarze Hocker aus Kork und flache Tische. Hinter der Neugestaltung des Hotel Hermitage steht das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron (zentralplus berichtete). Organisiert hat die Ausstattung aber ein kleines Team aus Zug.

«Gastruum» heisst das Unternehmen mit Sitz in Cham und stattet schweizweit Hotels und Restaurants in allen Preisklassen aus. Von der Beiz bis zum Sternehotel. Manchmal nur die Möbel, manchmal aber auch das volle Programm bis zu Details wie den passenden Servietten und dem Besteck. Je nachdem, was das Budget – und die Marktlage – zulässt.

Luxushotels und kleine Beizen ausgestattet

«Wir begleiten Bauherren oder Gastronomen bei der Entwicklung ihrer Ideen bis zur Eröffnung – und wenn nötig, darüber hinaus», fasst Geschäftsleiter Thomas Notter (38) bei unserem Besuch in Cham die Kernaufgabe seines Unternehmens zusammen.

Die Mitarbeit neben dem renommierten Basler Architekturbüro war für das Start-up eine Ehre – aber mitnichten der einzige Auftrag für Luxusbetriebe. Ob im Kongresshaus in Zürich, dem Boutique-Hotel Märthof in Basel oder das «Berg & Bett Säntis», Notter und sein Team haben sich nach rund 2,5 Jahren Betrieb schon ein beachtliches Portfolio erarbeitet.

Die neu gestaltete Bar soll den Blick auf den See in den Fokus rücken.
Für die neu gestaltete Bar im Hotel Hermitage hat «Gastruum» beispielsweise mit italienischen Möbelfabrikanten zusammengespannt. (Bild: Visualisierung: Herzog & de Meuron)

Daneben greift das Team auch Betrieben mit kleinerem Budget unter die Arme, wie beispielsweise dem Restaurant Krone in Baar, das in den kommenden Wochen unter neuer Leitung eröffnet (zentralplus berichtete). Denn Thomas Notter weiss: «Schönes Design muss nicht immer teuer sein.»

Hotelier und Gastronom machen sich selbstständig

Entstanden ist die Idee, Ausstatter für Hotels und Restaurants zu werden, vor rund 2,5 Jahren. «Gastruum»-Inhaber Damien Rottet gründete das Unternehmen im April 2020. Thomas Notter stiess vor rund 1,5 Jahren hinzu und agiert heute als Geschäftsleiter. Beide sind seit Jahren tief in der Hotellerie und Gastronomie verwurzelt.

Notter ist gelernter Koch, hat später den Herd gegen Administratives getauscht und war beispielsweise als Head of Food & Beverage tätig. Rottet ist Betriebsökonom im Bereich Hotellerie und hat in den vergangenen 13 Jahren verschiedene Hotelprojekte betreut. Darunter die Renovationen des Hotels Sempachersee in Nottwil und des Bürgenstock Resort (zentralplus berichtete). «Wir wissen also, wie man grosse Visionen, aber auch kleinere Träume umsetzt», sagt Thomas Notter.

Das Team von «Gastruum» hat auch das «Più» in Zug ausgestattet.
Das Team von «Gastruum» hat auch das «Più» in Zug ausgestattet. (Bild: Sarah Vonesch Photography)

Sie kennen also die Tücken einer Eröffnung. Darum wollen sie mit «Gastruum» den Betreiberinnen den Rücken freihalten und die gesamte Projektleitung unter sich vereinen, damit «wir die einzige Anlaufstelle für die Auftraggeber sind», so der Geschäftsleiter. Denn: «Es braucht Unmengen von Telefonaten, Koordination und Know-how, um die richtige Ausstattung zu finden.» Eine zeitintensive Arbeit.

Nur schön sein nützt bei Möbeln wenig

Hübsche Möbel allein reichen nämlich nicht aus. Gastro-tauglich müssen sie sein – hier können Thomas Notter und sein Team mit Fachwissen punkten. Denn, was nützt der schönste Edeltisch, wenn er nach zwei Wochen Betrieb schon Wasserflecken von den Biergläsern hat? Oder wenn das Leder der Stühle nach vier be-jeansten Gästen schon durchgescheuert ist?

Ausserdem müssen die einzelnen Stücke aus der ganzen Welt angeliefert werden. Lampen aus Italien, Stühle aus Norwegen, der Tisch aus Deutschland, Deko-Artikel aus der Schweiz – eine logistische Herkulesaufgabe.

Logistik ist aktuell eine Herausforderung

Und wegen der Pandemie sowie der Ukraine-Krise ein ziemlicher Albtraum. «Die Logistik ist derzeit die grösste Herausforderung», bestätigt Notter. Waren früher beispielsweise Möbel aus dem asiatischen Raum innert vier bis sechs Wochen im Land, müsse man heute teils mit zwei- bis dreifachen Lieferfristen rechnen. «Unter zwölf Wochen offeriere ich gar nichts mehr.»

«Teuerungen kommen manchmal schneller, als die Offerten geprüft werden können.»

Thomas Notter, Geschäftsleiter

Wenn dann noch Transportschiffe steckenbleiben oder Probleme am Zoll entstehen, ist Improvisationstalent gefragt. «Dann organisieren wir kurzfristig Zwischenlösungen und tauschen diese aus, sobald die Ware da ist.» Das resultiert zwar hin und wieder in Spätschichten, damit das Lokal termingerecht besenrein übergeben werden kann, ist in der Branche aber Usus.

Erschwerend hinzu kommt, dass aufgrund der aktuellen Teuerung kaum verlässliche Offerten möglich sind. «Teuerungen kommen manchmal schneller, als die Offerten geprüft werden können.» Hier mache sich vor allem die Rohstoffknappheit wie beispielsweise beim Holz stark bemerkbar. Ein nächster Preisanstieg steht gemäss Notter bereits im Winter bevor.

Neue Projekte in Basel und Luzern

Trotzdem, der Dienst von «Gastruum» ist gefragt. Das Start-up hat sich seit der Gründung gut etabliert. «Aktuell haben wir etwa drei bis vier Eröffnungen pro Jahr», sagt Notter. Selbst während der Corona-Pandemie hatte das Team alle Hände voll zu tun.

Und die Arbeit geht ihnen auch in der kommenden Zeit nicht aus. Ihr jüngstes Baby ist das Hotel Waldhaus in Birsfelden bei Basel, bei welchem sie als Generalausstatter tätig sind. Eines der nächsten Projekte führt «Gastruum» ausserdem zurück nach Luzern. Mehr kann an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Thomas Notter, Geschäftsleiter «Gastruum»
  • Website «Gastruum»
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