Gastronomen plagt nur ein Problem

Volles Haus: Gäste rennen Zuger Restaurants Türen ein

Kann auf seine Stammkundschaft vertrauen: Wirt Felix Franz vom Restaurant zum Kaiser Franz. (Bild: Restaurant zum Kaiser Franz)

Das Wetter stimmt, die Corona-Massnahmen verschwunden, ab in die Beiz: So denken derzeit viele Zugerinnen. Die Gastronomie freut’s. Ein Problem bleibt allerdings bestehen.

Wer derzeit an der Zuger Seepromenade entlangschlendert, sieht vor allem eines: volle Restaurants. Noch vor wenigen Monaten sah das anders aus. Doch seit dem Wegfall der Corona-Massnahmen scheint sich die Lage wieder erholt zu haben. Oder?

Wir legen einen Zmittag-Stopp beim «Freiruum» in der Nähe des Bahnhofs Zug ein. Die Bude ist gerammelt voll, die Plätze besetzt. An den 14 verschiedenen Foodständen stehen die Leute Schlange. «Die Besucherzahlen sind nach Aufhebung der Corona-Massnahmen stark gestiegen und bereits jetzt durchschnittlich etwas höher als sogar vor der Corona-Zeit», sagt uns Mediensprecher Sandro Troxler.

Der «Freiruum» in Zug verzeichnet Höchstwerte bei den Besucherzahlen. (Bild: zvg)

Haben in der Zeit zwischen September 2021 und Januar dieses Jahres durchschnittlich 2’500 Personen täglich den «Freiruum» besucht, stieg die Zahl ab Februar auf rund 3’300 Besucherinnen pro Tag an. Gemäss Troxler ist die Tendenz weiter steigend. «Mit der offiziellen Terrassenöffnung im Sommer erwarten wir nochmals einen Anstieg.»

Das führe zwar jetzt schon stellenweise zu längeren Wartezeiten, der Stimmung täte das aber keinen Abbruch. «Die Leute sind happy und es gibt keine Zwischenfälle trotz höheren Besucherzahlen», so Troxler.

In der Bar geht’s steil bergauf

«Steil bergauf» geht es seit März auch im «Juanito’s» in der Zuger Vorstadt, wie Geschäftsführer Gerd Seeburger auf Anfrage erklärt. Das mexikanische Restaurant ist zugleich auch eine beliebte Ausgeh-Bar an der Zuger Seepromenade.

Man könne eindeutig von einer Entspannung der Lage sprechen, so Seeburger. «Die Gäste sehnen sich sehr nach Ausgang, essen gehen, Spass haben und wieder andere Leute treffen.» Gute Neuigkeiten, nachdem der Betrieb – wie viele andere auch – noch im Januar stark unter der geltenden 2G-Regelung gelitten hat (zentralplus berichtete).

Hat durch die 2G-Massnahme Gäste verloren: Das «Juanito's – Bodega und Bar» in Zug.
Erfreut sich wieder grosser Beliebtheit: das «Juanito’s – Bodega und Bar» in Zug. (Bild: zvg / Juanito's – Bodega und Bar)

Der Kaiser hielt sich wacker

Nur wenige Schritte vom «Juanito’s» entfernt, steht das «Restaurant zum Kaiser Franz». Gastgeber Felix Franz wirtet hier seit 22 Jahren. «In dieser Zeit haben wir eine grosse Schar von Stammkunden gewonnen und das kommt uns nun zugute», schreibt der gebürtige Österreicher auf Anfrage. Das hat er auch während der Pandemie positiv zu spüren bekommen.

Beklagen dürfe er sich nicht. «Unser Restaurant war nach Beendigung der Corona-Massnahmen die ganze Zeit sehr gut besetzt. Mittags wie auch abends.» Mittlerweile fänden gar wieder kleinere Bankette statt.

Eine bekannte Sorge bleibt

Alles eitel Sonnenschein also? Leider nicht. Denn Franz stellt die Frage in den Raum: «Wo sind die tollen Mitarbeiter, die es vor Jahren noch gegeben hat?» Köche wie Servicefachkräfte fehlen, nach der Pandemie sei der Markt wie ausgetrocknet – ein Problem, mit dem die Branche schweizweit zu kämpfen hat.

«Wenn das so weitergeht, sieht das nicht sehr gut aus für die Gastronomie.»

Felix Franz, Wirt

Im Kanton Luzern haben Gastroverbände zusammengespannt, um den Einstieg in die Branche für Berufsrückkehrer und Neueinsteigerinnen zu vereinfachen (zentralplus berichtete). Und auch der Nachwuchs macht sich für die Gastronomie stark (zentralplus berichtete).

Felix Franz ist seit längerer Zeit auf der Suche nach Küchenpersonal und hat bereits Konsequenzen ziehen müssen: Der Betrieb ist seit einiger Zeit über die Wochenenden geschlossen.

Immer weniger Leute sehen die Zukunft in der Gastronomie

Der Schweizer Verband Hotel & Gastro Union mit Sitz in Luzern hat im vergangenen Jahr eine repräsentative Umfrage lanciert. Die Auswertung ergab, dass rund 18 Prozent der 2’076 befragten Personen eher nicht oder auf keinen Fall in der Gastronomie bleiben wollen.

Die Grafik zeigt den Stimmungsbarometer von Mitarbeitern in der Gastro- und Hotelleriebranche im Vergleich zwischen 2019 und 2021. (Bild: Ipsos / Gastro & Hotel Union)

Bei der Umfrage von 2019 waren dies noch 10 Prozent. 15 Prozent sind heuer unentschlossen und gerundete 68 Prozent bleiben der Branche sicher oder zumindest voraussichtlich treu.

Für Felix Franz vom «Restaurant zum Kaiser Franz» ist klar: «Wenn das so weitergeht, sieht das nicht sehr gut aus für die Gastronomie.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Sandro Troxler
  • Website «Freiruum»
  • Schriftlicher Austausch mit Gerd Seeburger
  • Website «Juanito's»
  • Schriftlicher Austausch mit Felix Franz
  • Website «Restaurant zum Kaiser Franz»
  • Medienmitteilung und Studie von Hotel & Gastro Union

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3 Kommentare
  • Profilfoto von smokymale
    smokymale, 20.04.2022, 17:27 Uhr

    Viele Wirte haben ihrem Personal gekündigt. Wer einmal von der Gastronomie weg ist und einen Job mit «besseren» Arbeitszeiten und ev. sogar mehr Lohn hat, der kommt nicht mehr zurück.

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  • Profilfoto von Alois Iten
    Alois Iten, 20.04.2022, 13:37 Uhr

    Na ja, der Kaiser Franz hat doch schon bald 10 Jahre am Wochenende geschlossen. Da war er aber schon lange vor der Pandemie auf der Personalsuche…

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  • Profilfoto von Toller Mitarbeiter
    Toller Mitarbeiter, 20.04.2022, 12:54 Uhr

    «Wo sind die tollen Mitarbeiter, die es vor Jahren noch gegeben hat?» Fragt sich Felix Franz?
    Die Antwort ist: woanders aber nicht mehr in der Gastronomie! Der Grund dafür ist simpel, gleich am Anfang der Pandemie, haben die Gastronomen ihre tolle Mitarbeiter entlassen um sich selber zu schützen. Die tolle Mitarbeiter hat jetzt ein anderer! Ausnahmen gibt es doch noch.

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