DJ, Barkeeper und ein kleines bisschen Rampensau. Rolf «Tschuppi» Tschuppert ist einer der bekanntesten Gastronomen in Luzern. zentralplus hat mit ihm übers Rauchen, den «Füschtu» und den Ruhestand gesprochen.
In der Stadt Luzern gibt es eine Vielzahl von Bars. Die hippen, die modernen, die gehobenen und sogar die erotischen. Und dann gibt es noch «Tschuppis Wonderbar». Im Luzerner Nachtleben nimmt die Bar an der Burgerstrasse 21 eine Sonderstellung ein. Denn selten ist ein Lokal derart eng mit dem Gründer verknüpft wie hier. Rolf «Tschuppi» Tschuppert und seine Frau Doris führen die Bar nun schon seit bald 21 Jahren. In der heutigen Zeit, in der Gastrolokale in rasantem Tempo auf- und in einigen Fällen zeitnah wieder zugehen, ist das eine beeindruckend lange Zeit.
Dabei hätte es lange gar nicht so ausgesehen, als ob es Tschuppert überhaupt in die Gastronomie ziehe, wie er bei einem Gespräch mit zentralplus erzählt. Obwohl er aus einer Gastrofamilie stammt – seine Grossmutter wirtete im einstigen Restaurant Alpenrösli, und auch sein Vater war in der Branche aktiv –, zog es Tschuppert nach der KV-Ausbildung zur Musik. Rund 20 Jahre arbeitete er bei «Radio Pilatus» als Musik- und Kulturverantwortlicher und legte nebenher als DJ an verschiedenen Feiern und Anlässen auf. Dann hätten seine Frau, die für die Gemeindebuchhaltung in Inwil verantwortlich war, und er Lust bekommen, etwas anderes zu tun.
Schall, Rauch und Musik
«Wir führten mit Freunden in der Tribschen den Club 60», so Rolf Tschuppert. Die Bar setzte auf Konzerte und Livesport – ein Konzept, an dem Tschuppert auch später festhielt. «Wir gaben uns ein Jahr Zeit, um ein richtiges Lokal für unsere Bar zu finden.» Fündig wurden sie an der Burgerstrasse 21, einem Ort, der schon seit Jahrzehnten die Heimat verschiedener Bars und Beizen war. Im September 2003 eröffnete das Ehepaar Tschuppert schliesslich «Tschuppis Wonderbar». Der Rest ist Geschichte.
Heute ist die «Wonderbar» das, was man im positiven Sinne einen «Spunten» nennen würde. Ein Ort mit Charme, bei dem es überall etwas zu entdecken gibt. Beim Eingang steht ein Zigarettenautomat – eine wichtige Einnahmequelle, wie «Tschuppi» betont –, das Mobiliar hat mancherorts schon die ein oder andere Ecke ab, es gibt einen blinkenden Spielautomaten, und an den Wänden hängen TV-Monitore, Fotos und Gitarren. Auf einer kleinen Bühne in der hinteren Ecke des Lokals finden jeden Freitag Konzerte statt. Und über allem liegt schwach der Geruch nach Zigarettenrauch.
«Tschuppis Wonderbar» ist noch eine der wenigen Raucherbars in der Stadt Luzern. Und das soll auch so bleiben. Eine Abkehr davon würde nämlich viele Gäste «vor den Kopf stossen», sagt der Chef. Ausserdem gehöre das Rauchen zu dieser Bar einfach dazu. «Es ist ein altes Lokal, das lebt, und das darf man auch sehen», sagt Tschuppert. Es soll nicht jede Delle oder Kratzer ausgebessert oder gar auf Hochglanz poliert werden. «Tschuppi» zeigt mit dem Finger zur gelben Decke und sagt lachend: «Die war mal perlmuttweiss.»
Die Barszene im Wandel der Zeit
Denkt Rolf Tschuppert an vergangene Zeiten zurück, wird ihm auch bewusst, wie sehr sich die Barwelt in Luzern gewandelt hat. «Früher waren Bars noch eher Treffpunkte, wo man einfach hineingegangen ist und Leute getroffen hat», sagt der Mann mit dem markanten Ziegenbart. Diese Spontaneität scheine heute nicht mehr so verbreitet.
Auch bei den Öffnungszeiten hätte sich viel getan. Einst sei der Morgenkaffee in der Bar des Vertrauens durchaus möglich gewesen. Heute hätten viele Bars erst ab dem späteren Nachmittag offen – «Tschuppis Wonderbar» inklusive. Mit jedem neuen Betrieb sei aber auch ein anderes Publikum angesprochen worden. Bars für Junge, Bars für gemütliche Gespräche oder solche für eine zahlungskräftigere Klientel. «Schickimicki-Bars», wie «Tschuppi» sie humorvoll nennt. Heute besitzt die Stadt eine lebendige Barkultur, die für alle was zu bieten hat.
Eine Bar als Stammtisch
Dass seine Bar bis heute ein Besuchermagnet ist und laut Tschuppert auch im Ausland ihre Fans hat, hat mehrere Gründe. Zum einen ist sie als Konzertlokal weitherum bekannt. Vor Konzertanfragen kann sich «Tschuppi» kaum noch retten – bis Ende Jahr ist die Bühne bereits ausgebucht. Ein weiterer Faktor ist sicher auch, dass die «Wonderbar» oft eine Stammtischfunktion einnimmt – «Füschtu», ein Sandwich, als kleine Zwischenverpflegung inklusive.
Und nicht zuletzt vermutet Rolf Tschuppert den Erfolg auch beim Team selbst. Acht Leute arbeiten in der «Wonderbar», er und Ehefrau Doris inbegriffen. Die meisten von ihnen sind schon seit Jahren hinter dem schwarzen Tresen tätig. «Ich glaube, eine Stammbeiz funktioniert nur dann, wenn die Leute hinter der Theke dieselben bleiben.» Gäste könnten kaum eine Bindung zum Lokal oder den Menschen dahinter aufbauen, wenn es zu regelmässigen Wechseln käme. Und solche Bindungen seien wichtig. «Für mich sind manche Gäste Freunde oder fast schon Familie geworden.»
Hobby und Hauptberuf
Dass ihn seine Bar und sein Engagement für die Luzerner Kulturszene bekannter gemacht haben als einen bunten Hund, stört ihn dabei kaum. Klar gibt es Momente, in denen er für sich bleiben will – und darum auch eher in auswärtige Badis oder Restaurants geht –, im Grossen und Ganzen schätzt er aber die Gespräche und den Kontakt. Das gehört auch zum Geschäft dazu. «Man muss ein bisschen exhibitionistisch veranlagt sein, wenn man diesen Beruf ausübt», sagt er.
Natürlich gibt der Barbetrieb auch viel zu tun. Hier herrscht denn auch eine Aufgabenteilung zwischen «Tschuppi» und seiner Frau Doris. Während er sich nebst der Arbeit am Tresen noch um die Konzertorganisation und Bestellungen kümmert, zeigt sich Doris Tschuppert für Administratives und die Finanzen zuständig. Reibereien gibt es kaum. «Wir sind seit 32 Jahren zusammen und funktionieren sehr gut miteinander.»
Einen anderen Job kann er sich gar nicht mehr vorstellen. Mit der «Wonderbar» hat er Hobby und Beruf zusammengenommen und sich sein eigenes kleines Reich aufgebaut. «Ich kann hier machen, was mir gefällt.» Spitzbübisch fügt er an: «Ich habe eine Stube mit Zapfhahn.»
«Tschuppi» bleibt der «Wonderbar» erhalten
Dennoch: In seinem Alter – Tschuppert wird in einigen Wochen 65 Jahre alt – mache man sich logischerweise auch Gedanken übers «Aufhören». Er stellt aber gleich klar: «Mit 65 gehe ich noch nicht in Rente.» Bis 80 wolle er jedoch auch nicht am Zapfhahn stehen. «Wir hängen aber sicher noch ein paar Jahre an», sagt er. «Und die Jahre, die uns Corona genommen hat, legen wir auch noch obendrauf.»
Für eine Zeit nach der «Wonderbar» hat «Tschuppi» schon Ideen: Reisen in ferne Länder. Denn: «Ferien kamen nämlich etwas zu kurz in den vergangenen Jahren.» Und unter die Rubrik «Sag niemals nie» fällt noch ein anderes Projekt. Darauf angesprochen, was er in der «Wonderbar» schon alles erlebt habe, meint Tschuppert schelmisch: «Mit meinen Erlebnissen in der Bar könnte ich ein ganzes Buch füllen.» Und vielleicht tut er das eines fernen Tages auch. «Ich habe einiges aufgeschrieben von dem, was hier drin schon alles passiert ist.»
- Persönliches Gespräch mit Rolf «Tschuppi» Tschuppert
- Website «Tschuppis Wonderbar»