Längere Öffnungszeiten für Gartenbeizen

Stadt Luzern testet diesen Sommer «mediterrane Nächte»

Diesen Sommer kann man in Luzern voraussichtlich länger draussen sitzen: Die frühere Hofegge-Bar in der Nähe der Hofkirche. (Bild: Emanuel Ammon / AURA)

Auf einen Schlummertrunk in lauen Sommernächten: Die Stadt Luzern plant zwischen Juni und September einen Pilotversuch mit liberaleren Öffnungszeiten für die Gastronomie. Bis wann und wo Nachtschwärmer länger draussen sitzen können, wird noch eruiert.

Die Temperaturen versprühen erste Frühlingsgefühle. Ein Blick auf die Gartenbeizen und Terrassen zeigt: Das Leben kehrt auf Luzerns Plätze und Gassen zurück. Noch ist es abends zu kalt, um lange draussen zu sitzen. Doch das wird sich bis im Sommer ändern.

Und dann sollen Nachtschwärmerinnen auch mal länger verweilen dürfen, findet die Stadtluzerner Politik. Das Stadtparlament hat im November gegen den Willen des Stadtrates ein Postulat der FDP überwiesen, das Gastronomen probeweise eine längere Bewirtung nachts erlauben will (zentralplus berichtete). Derzeit ist im Sommer um Mitternacht Schluss (siehe Box).

Die Stadt Luzern plant jetzt in den Monaten Juni bis September einen Pilotversuch «Mediterrane Nächte». Das sagt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen, auf Anfrage von zentralplus. Wie dieses Experiment im Detail aussehen wird, darüber kann er derzeit noch keine Auskunft geben. «Die Abklärungen und Vorbereitungen dazu sind am Laufen.» 

St. Gallen zieht positive Bilanz, Zürich startet im Sommer

Andere Städte testeten die mediterranen Nächte bereits. In St. Gallen konnten letzten Sommer 29 Lokale ihre Aussenterrasse bis 1 Uhr morgens betreiben – von Juni bis August jeweils am Freitag und Samstag. Die Stadt zog im Herbst eine positive Zwischenbilanz. «Weder kam es zu vermehrten Klagen noch haben die verschiedenen Immissionsmessungen klare Hinweise auf eine erhöhte Lärmbelastung ergeben», schrieb sie in einer Mitteilung. Im Sommer 2022 geht das Projekt in die zweite Runde.

In Zürich startet diesen Sommer ebenfalls ein Pilotprojekt: An sechs Wochenenden dürfen Restaurants mit Gartenwirtschaft in der Limmatstadt bis 2 Uhr nachts geöffnet sein. Heute ist in Zürich, ebenso wie in Luzern, um Mitternacht Schluss.

Gesellige Abende vs. lärmgeplagte Anwohner

In Zürich zeigt sich auch das grundlegende Dilemma der Thematik. Auf der einen Seite freuen sich Gäste über das mediterrane Flair des geselligen Beisammenseins in lauen Sommernächten. Auf der anderen Seite sorgen sich Anwohnerinnen um ihren Schlaf.

In Zürich haben Quartiervereine das Pilotprojekt zunächst gerichtlich bekämpft. Die Stadt hat inzwischen mit allen Beteiligten einen Kompromiss erarbeitet. Der Versuch sehe dadurch etwas «helvetischer» aus und weniger mediterran. «Dafür könnten vielleicht auch die Kritikerinnen und Kritiker dahinterstehen», hält die Stadt in einer Mitteilung fest.

«Es ist wichtig, dass die Stadt Luzern einfach mal ausprobiert, was funktioniert und was nicht.»

Fabian Reinhard, FDP-Grossstadtrat

Die Stadt Zürich hat konkret eine Hotline für Anwohner eingerichtet. Zudem finanziert sie Security-Teams, die bei Betriebsschluss unterwegs sind und sich um Lärmklagen kümmern. Beizen in Innenhöfen und in bestimmten Zonen erhalten keine Bewilligung.

Dieser Balanceakt soll auch in der Stadt Luzern gelingen. «Die Bewirtschaftung öffentlichen Grundes nach Mitternacht bedingt – neben dem Anreiz mediterraner Gefühlsschübe – auch ein sorgfältiges Abwägen unterschiedlicher Bedürfnisse und Erwartungshaltungen», sagt Mario Lütolf. «Dies insbesondere im Zusammenhang mit der von zusätzlichem Nachtlärm betroffenen Anwohnerschaft und in Fragen der Sicherheit.»

FDP Luzern freut sich auf mediterrane Nächte

Die Erfahrungen anderer Städte beobachtet Luzern mit Interesse. Und nicht nur das: Luzern wird sich gemäss Mario Lütolf zusammen mit anderen Schweizer Städten in einer begleitenden Studie engagieren.

«Ziel ist, die unterschiedlichen Ansätze zu kennen, Erfahrungen auszutauschen und objektivere Grundlagen – auch für die politische Diskussion dazu – als Entscheidungshilfe für allfällige Anpassungen und Folgeprojektierungen zu erhalten.» Schirmherrin der Studie ist die Konferenz der Städtischen Sicherheitsdirektorinnen und -direktoren (KSSD).

Dass der Luzerner Pilotversuch diesen Sommer stattfindet, freut die Initianten der FDP. «Es ist wichtig, dass die Stadt Luzern einfach mal ausprobiert, was funktioniert und was nicht», sagt Grossstadtrat Fabian Reinhard.

Die Sorgen der Anwohner gelte es dabei ernst zu nehmen: Wenn sich zeige, dass die Lärmbelastung zu hoch sei, müsse man das Experiment wieder abbrechen. Wie dieses im Detail aussieht, lässt FDP-Grossstadtrat Fabian Reinhard offen. «Ich erwarte einen möglichst unbürokratischen Vorschlag des Stadtrates.» 

Das gilt heute für Restaurants in Luzern

Bislang müssen Restaurants ihre Aussenflächen im Sommer um Mitternacht schliessen. Die Stadt könnte ihnen den Betrieb grundsätzlich bis um 00.30 Uhr verlängern – dann ist allerdings Sperrstunde. Wer drinnen länger Gäste bewirten will, kann bei der Polizei 52-mal pro Jahr eine Verlängerung beantragen. Ebenso besteht die Möglichkeit einer Dauer-Ausnahmebewilligung.

Für die Luzerner Polizei hat sich das bisherige Regime bewährt. Die städtischen und die kantonalen Behörden hätten in den vergangenen Jahren mit sehr viel Aufwand und einigem Erfolg die negativen Auswirkungen des Nachtlebens wie etwa Lärm, Littering reduziert, sagt Sprecher Christian Bertschi. «Sogenannte ‹mediterrane Nächte› würden aus unserer Sicht diesen Bemühungen entgegenlaufen.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Mario Lütolf von der Stadt Luzern
  • Telefonat mit Fabian Reinhard von der FDP Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Bertschi von der Luzerner Polizei
  • Postulat 96 der FDP-Fraktion im Luzerner Stadtparlament
  • Medienmitteilung der Stadt Zürich zu Pilotversuch «Mediterrane Nächte»
  • Medienmitteilung der Stadt St. Gallen mit erstem Fazit zu Pilotprojekt
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