«Reglement ist lächerlich»

Sommergarten der Raviolibar fällt Bürokratie zum Opfer

Feierabendkaltgetränk im lauschigen Sommergarten der Raviolibar – das war einmal. (Bild: zvg)

Drei Jahre lang betrieb Roger Duvoisin, Wirt der Raviolibar, an der Frankenstrasse einen kleinen Sommergarten. Vom ständigen Ankämpfen gegen die Stadtluzerner Bürokratie hat er nun aber genug: Er schliesst seine Bar während des Sommers.

Die Pandemie beschleunigte nicht nur die Digitalisierung. Auch der Gastronomie eröffneten sich plötzlich aus der Not geborene, neue Nutzungsmöglichkeiten. So lautete die Antwort auf die Abstandsregeln im Inneren: «Raustischen».

Nach Corona äusserten Wirtinnen die Hoffnung, die bei den Gästen äusserst beliebten Aussenplätze dauerhaft bewirtschaften zu dürfen (zentralplus berichtete). Wie folgende Geschichte zeigt, nicht immer mit Erfolg.

Die Stadtluzerner Raviolibar hat aus zwei Parkplätzen an der Frankenstrasse das Maximum rausgeholt, finden fast 1500 Unterzeichner einer Onlinepetition. (Bild: zvg)

Im Sommer 2020 bewirtschaftete Roger Duvoisin als Wirt der Raviolibar zwei Parkplätze, die sich beim Lokal um die Ecke an der Frankenstrasse befinden. Über ein vereinfachtes Baubewilligungsverfahren hatte sich der Wirt das grüne Licht der Stadt Luzern eingeholt – und durfte den Sommergarten auch in den Folgejahren betreiben.

Stadt Luzern immer komplizierter

Wie beliebt das anfänglich improvisiert eingerichtete, dann mit massgeschneiderten Möbeln ausgestattete Gärtchen war, zeigt eine Onlinepetition mit inzwischen fast 1500 Unterschriften. Diese forderte die Verlängerung der Bewilligung für den Sommergarten der Raviolibar. «Das hätte sogar für eine städtische Volksinitiative gereicht», sagt Duvoisin gegenüber zentralplus.

Positiv fielen dann auch die Rückmeldungen des Luzerner Stadtrats aus. In der Antwort auf die Petition zeigte er sich «offen dafür, der Raviolibar auch nach Ende 2021 eine ‹Satelliten-Boulvardfläche› zur Verfügung zu stellen.» Doch habe Duvoisin künftig ein ordentliches Baugesuch einzureichen.

2022 klappte es nichtsdestotrotz nochmals mit dem vereinfachten Baubewilligungsverfahren. Für den Sommer 2023 ging Duvoisin dann aber den bürokratischeren Weg und reichte, wie gewünscht, ein ordentliches Baugesuch ein.

Raviolibar verirrt sich im «Behördendschungel»

Was dann folgte, war ein «unglaublich langer, steiniger Weg durch den Behördendschungel», wie jüngst auf der Facebookseite der Raviolibar zu lesen war.

«Monatelang hörten wir nichts, warteten bis im Oktober auf eine Antwort», erinnert sich Duvoisin, «und haben im Sommer 2023 darum eine sechswöchige Pause eingelegt.»

«Reglement ist lächerlich»

«Schliesslich wurde uns mündlich mitgeteilt, dass die Stadt das Baugesuch ablehnen werde», sagt Duvoisin. Vor allem, weil sich die Parkplätze nicht direkt vor seinem Lokal befänden. «Das zugrundeliegende Reglement ist lächerlich», findet Duvoisin, «aber noch lächerlicher ist dessen penible und wortgetreue Durchsetzung.»

Für den Sommer 2024 habe er nach all den Querelen auf die Einreichung eines Baugesuchs verzichtet – das bedeutet gleichzeitig das definitive Aus des Sommergartens.

Die Konsequenz: «Wir machen die Raviolibar im Sommer sechs Wochen zu. Das ist günstiger als ohne Sommergarten offen zu haben.» Ein Grossteil des Personals müsse während dieser Zeit woanders Arbeit suchen – und die Gäste woanders ihren Feierabend geniessen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Roger Duvoisin, Inhaber und Wirt der Raviolibar
  • Facebookpost der Raviolibar
  • Online-Petition für den Erhalt des Sommergartens der Raviolibar
  • Schriftwechsel zwischen der Stadt Luzern und der Raviolibar
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