Wer nicht in Restaurant auftaucht, soll blechen

Kommt die «No Show»-Gebühr auch bald in Luzern?

Wenn Tische leer bleiben, geht den Gastronomen Umsatz flöten. (Bild: Archivbild: mam)

Ein Zürcher Gastroverband will eine flächendeckende Gebühr einführen für Gäste, die trotz Reservation nicht in der Beiz auftauchen. In Luzern zeigt man sich zurückhaltender – noch.

Als am 21. November der heftige Schneefall so ziemlich die ganze Zentralschweiz lahmgelegt hat, gingen wohl so manche abgemachte Treffen und Abendessen flöten. Als sich der Autor dieser Zeilen durch das Chaos nach Hause bewegt hat, schnappte er das Telefongespräch einer Frau im Bus auf. «Wir schaffen es nicht rechtzeitig ins Restaurant», sagte sie und entschuldigte sich. «Sie können den Tisch wieder freigeben.» Ob jener Tisch an diesem nicht ganz alltäglichen Abend wieder besetzt wurde, ist unbekannt. Aber immerhin hat die Frau das Lokal über ihr Wegbleiben informiert.

Selbstverständlich ist das nämlich nicht. Denn nach wie vor tauchen viele Leute trotz Reservation nicht im Restaurant auf. Die Beizen bleiben dann auf leeren Tischen hocken, die sie mit etwas mehr Vorlauf noch mit Gästen hätten besetzen können. Es entstehen Kosten für die Betriebe, unnötiger Aufwand und Umsatzeinbussen. Je nachdem noch Foodwaste, von der in der Schweiz ohnehin schon genug angehäuft wird (zentralplus berichtete). Im Datingbereich nennt man so ein Verhalten «ghosten». In der Gastronomie hat man dafür einen anderen Trendbegriff: «No-Shows».

Im vergangenen Jahr hat die Reservationsplattform Lunchgate erhoben, wie drastisch die «No Show»-Quote in der Schweiz ausfällt. In der Stadt Luzern beträgt sie 0,93 Prozent, auf den Kanton betrachtet 0,7 Prozent. In Zug sind die Gäste einiges zuverlässiger. Hier liegt die Quote bei 0,3 Prozent. Der Schweizer Schnitt liegt bei 0,52 Prozent.

Wer schwänzt, soll blechen

Weil solche «No-Shows» nach wie vor ein häufiges Problem sind, gehen nun einzelne Gastronomen und Gastroverbände auf die Barrikade. So etwa in der Stadt Zürich. Weil es um die Wirtschaftlichkeit nach der Pandemie und dem schlechten Sommer vielen Restaurants ohnehin nicht besonders gut gehe, müssen finanzielle Ausfälle so gut wie möglich minimiert werden, äussert sich Marc Blickenstorfer vom Verband Gastro Stadt Zürich kürzlich gegenüber der «NZZ». Und eine Möglichkeit dafür sei das Verhindern von «No-Shows».

Und um die Gäste für die Thematik zu sensibilisieren – oder, anders ausgedrückt: effizient auf ihr fehlbares Verhalten hinzuweisen –, empfiehlt der Verband Gastro Stadt Zürich seinen Mitgliedern, eine Gebühr einzuführen. Gäste, die reservieren und dann trotzdem nicht erscheinen, sollen bezahlen. Das wird teilweise schon gemacht. Je nach Lokal in der Stadt Zürich werden für Terminsünder 50 bis 200 Franken fällig – pro Person. Der Verband möchte die Regelung aber flächendeckend in der Stadt einführen. Er empfiehlt: Wenn Gäste weniger als 24 Stunden vor dem reservierten Termin absagen, sollen sie 50 Franken berappen, sofern die reservierte Gruppe sechs Personen oder mehr beträgt.

In Luzern übt man sich in Zurückhaltung

An eine flächendeckende Einführung einer «No Show»-Gebühr nach Stadtzürcher Vorbild denkt der Luzerner Verband Gastro Luzern derzeit nicht. Wie Thomas Tellenbach von Gastro Luzern auf Anfrage erklärt, überlasse der Verband die genaue Handhabung den einzelnen Betrieben. Der Verband könnte allenfalls Empfehlungen zur Einführung von entsprechenden AGB aussprechen, so Tellenbach. «Dies taten wir bereits vor Jahren, um die Rechtslage bei Reservationen zwischen dem Gast und dem Unternehmen zu klären.»

Wie in Zürich haben auch in Luzern einzelne Restaurants eine Gebühr eingeführt. 2022 machte etwa das Luxushotel Parkhotel Vitznau etwa von sich reden, als es bekannt gab, dass Gäste des Restaurant Sens, die trotz Reservation nicht erschienen oder weniger als 24 Stunden im Voraus absagten, eine Gebühr von 225 Franken pro Person bezahlen mussten.

Jüngst hat auch das «Alpineum» eine Gebühr eingeführt. Denn in den letzten zehn Wochen hätten die No-Shows stark zugenommen, wie Julia Furrer am Telefon erklärt. Rund ein Drittel mehr Reservationen nehmen die Gäste nicht wahr. Dabei sei gerade die Weihnachtszeit für die Gastronomie enorm wichtig. Beim Lokal in der Nähe des Gletschergarten sind es gemäss Furrer vor allem Gruppen, die gar nicht oder nur in Teilen auftauchen.

Das «Alpineum» hat die Gebühr nach Absprache mit Berufskollegen auf 50 Franken pro Person angesetzt, sofern eine Abmeldung nicht vier Stunden vorher erfolgt. Wie die Gebühr eingezogen wird, schaut das Team von Fall zu Fall an. «Wir zeigen uns natürlich je nach Situation kulant», so Furrer.

Angst, durch die Massnahme Gäste zu vergraulen hat das «Alpi»-Team nicht. «Es wird Diskussionen geben», ist sich Furrer sicher. «Aber hoffentlich bleiben das Einzelfälle.» Viel mehr hofft das Team darauf, die Gäste mit der Massnahme darauf zu sensibilisieren, was andernorts längst völlig üblich ist.

Gastronomen lassen Kulanz walten

Bei «No-Show»-Gebühren gehe es weniger um das Geld, als vielmehr um einen «erzieherischen Effekt», äussert sich Gastronom Florian Weber gegenüber der «NZZ». Weber ist Co-Geschäftsführer der Pumpstation Gastro GmbH, die in Zürich Restaurants wie das «Fischers Fritz» oder das «Coco» betreibt. Denn in anderen Bereichen, schreibt Weber, seien Gebühren für kurzfristige Absagen oder Nichterscheinen völlig normal. Beispielsweise bei Arztterminen oder in der Hotellerie. Allerdings zeige man sich auch oft kulant und drücke ein Auge zu.

Trotzdem: In Restaurants, die auf eine Gebühr setzten, sei es seither zu massiv weniger «No-Shows» gekommen. Ein Bild, das sich auch in Luzern zeigt. So habe die Zahl der spontan wegbleibenden Gäste im Restaurant Sens beim Parkhotel Vitznau deutlich abgenommen (zentralplus berichtete).

Anmerkung: Der Artikel wurde nachträglich um eine Stellungnahme vom «Alpineum» ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Artikel in der «NZZ»
  • Schriftlicher Austausch mit Thomas Tellenbach, Gastro Luzern
  • Telefongespräch mit Julia Furrer, Alpineum
  • Medienarchiv
  • Website Gastro Stadt Zürich
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